di-mi5:
CN:tote Tiere, grausame Musik
So "ominös", "merkwürdig" und "geheimnisvoll", wie es Tierarzt Tauber gerade bei der Begutachtung der Leichen äussert, finde ich die Sachlage nicht. Ganz im Gegenteil.
Aber ich greife vor.
Bauer Bruno hat eben schnell reagiert. Sein Viehanhänger stand am Eingang der Szuffstube parat, als sich die Tanz-Tee Besucher endlich der Tatsache entsannen, echte Dorfbewohner zu sein. Als ein solcher lässt man sich natürlich nicht von einer aufmüpfigen Schweineherde einschüchtern. Und so wurden die Tiere kurzerhand von der Dorfgemeinschaft zur Tür hinaus, auf den bereitstehenden Hänger getrieben. Der DJ nutze die Gelegenheit für einen weiteren Hit "Auf Wunsch des Kleingartenvorsitzenden Ruppich". Er untermalte die Szene mit Hasselhoffs Welthit "Looking for Freedom." Die Schweine hätten ihn dafür vermutlich gelycht, wenn sie nicht anderweitig beschäftigt gewesen wären.
Am Ende blieben zwei sterbende erwachsene Schweine und fünf tote Ferkel im Saal zurück. Unser Doktor Tauber nahm sich umgehend der Tiere an.
Susi und ich blieben, um dem Tierarzt weitere Informationen zu entlocken. Denn wenn eines klar ist, dann die Tatsache, dass die Schweine am gleichen Gift wie auch unser armer Paul gestorben sein müssen.
Zu gleichem Ergebnis kommt auch Doktor Tauber. Er bittet den Bauern, eines der Ferkel zur genauen Abklärung obduzieren zu dürfen. Dann klemmt er sich die schlaffe, traurige Leiche unter den Arm und verschwindet mit ihr.
Auch wir haben genug gesehen. Susi und ich schließen uns dem Tierarzt an. Gemeinsam verlassen wir die verwüsteten Hallen.
Dann stehen wir grübelnd auf dem Parkplatz. Endlich wieder Licht und frische Luft. Da arbeitet das Gehirn doch schon viel besser.
"Also", beginne ich meine Gedanken zu formulieren, "wenn die Schweine am gleichen Gift wie Paul gestorben sind, dann müssen sie es gerade eben erst aufgenommenen haben."
Susi nickt, dann werden ihre Augen groß: "Glaubst du, jemand hat das Buffet vergiftet?"
"Das wäre eine Möglichkeit. Dann hätten die Schweine vielleicht sogar einigen Menschen das Leben gerettet." Ich schüttele nachdenklich den Kopf. "Das glaube ich aber nicht. Viel eher vermute ich, die Tiere haben irgendwo in den Kleingärten etwas aufgesammelt. Vergiss nicht, auch Paul war vor seinem Tod dort."
Wir beide blicken nachdenklich zum Haupttor der Anlage hinüber, auf das Schlachtfeld dahinter.
"Und wenn es die irre Katzenlady war?", flüstert Susi plötzlich entsetzt.
"Oder Schneeball", grüble ich laut. "Dem wäre das auch zuzutrauen."
Wir schweigen einen Moment, bis ich seufze: "Tja, da sollten wir noch mal mit Klümpchen reden. Du wirst ihn mögen."