di-mi3:
Wir hoffen jedenfalls auf das Beste und auf das Talent der beiden Jungen, sich vor allen unangenehmen Dingen zu drücken. Aber Doblmayr würde auch niemals auf Menschen schießen. Arme, hilflose Tiere abzuknallen liebt er geradezu, doch die eigene Art? Kann ich mir nicht vorstellen.
Ein größeres Problem stellt in meinen Augen aktuell die Gruppe Schweine da. Unkontrolliert ist sie nach Westen, in Richtung des Reiterhofs geflüchtet. Wenn sie dort randalieren, könnte der Schaden immens werden. Nicht auszudenken, wie die Pferde reagieren, wenn sie in Panik geraten. Heute ist auf dem Reiterhof eine Kindergarten-Gruppe zu Besuch angemeldet. Wahrscheinlich sind sie schon lange wieder auf dem Heimweg, aber man weiß ja nie.
Susi und ich folgen der Schweine-Fährte. Auch der bewaffnete Tierpräparator schließt sich uns an. Vielleicht möchte er sich ja lieber ein paar neue schweinslederne Hosen anfertigen, statt einem Cape aus Kinderh...
Oh Kuno, du schaust zu viel schlechte Filme im Nachtprogramm.
Susi träumt insgeheim schon länger von einem Leben als echter Hütehunde. Eine eigene Herde zum bewachen und schützen steht recht weit oben auf ihrer persönlichen Wunschliste. Dementsprechend motiviert sprintet sie nun den Schweinen hinterher.
Ich selbst muss eine kurze Pause einlegen und verschnaufen. Gemeines Seitenstechen, mal wieder. Doblmayr humpelt hämisch grinsend an mir vorbei, zischt mir ein herablassendes "Oide Flaschn!" zu.
Von der anderen Seite quietscht mich Napoleon plötzlich aus dem Gras an.
"Hey Kuno, was geht hier denn ab? War das gerade etwa Bauer Brunos gesamte Schweineherde auf der Durchreise?"
Ich pfeife wie eine alte Dampflok. Schnaufend und rasselnd nicke ich. "Ja. War. Sie. Susi ist. Hinterher. Geh du. Helfen!"
"Alles klar", piepst der Zwerg, "Ich regel das schon." Und weg ist er.
Als ich keuchend am kleinen Weiher, idyllisch am Rande der Bundesstraße auf der Pferdekoppel gelegen ankomme, hat sich das Schicksal schon lange gegen uns entschieden.
Susi hat hier im Vorfeld wunderbare Arbeit geleistet. Die Schweineherde steht zusammengedrängt zwischen Zaun, Weiher und behütet vom, naja vom Hütehund. Napoleon rennt wie ein Zootiger mit Lagerkoller am Ufer auf und ab, kläfft dabei enthusiastisch in die Luft. Später wird er wieder erzählen, er hätte alles alleine geregelt.
Der irre Doblmayr steht auf der anderen Seite des Weihers, brüllt wie verhaltensgestört Gorilla mit Hämorrhoiden im Endstation. Nur um bei den Zootieren zu bleiben, ich hoffe diese verzeihen mir den Vergleich. Mehrfach feuert er sinnlos in die Luft.
Vermutlich ist es die Kombination aus all diesen Dingen, welche unsere junge Entenfamilie und ihren Nachwuchs schlussendlich dazu bewegt, ihren entspannten Badeausflug im kleinen Weiher zu beenden.
Zielsicher treiben die stolzen Eltern mit ihrem Nachwuchs auf den Abfluss des Gewässers zu.
Als hier einst die Bundesstraße gebaut wurde, ließ es sich der Graf nicht nehmen, den Bachlauf vom kleinen Weiher auf der Pferdekoppel zu erhalten. Er spendete für einen großzügig bemessenen Tunnel, der das Wasser vom kleinen Weiher, unter der neuen Strasse entlang, vorbei an den Kleingärten bis zum großen Weiher weiter unten leitete.
Der Tunnel ist so überdimensioniert, das nicht nur die Enten ihn nutzen können, um die gefährliche Straße unbeschwert zu unterlaufen.
Und genau das haben auch gerade die Schweine erkannt.
Die Leitsau folgt zielstrebig der flüchtenden Entenfamilie und die ganze rosa Herde folgt ihr willig, grunzend und quickend.
Verdammter Mist!
Damit dürfte die Lage nun endgültig außer Kontrolle geraten sein.
Susi blickt traurig ihrer sorgsam gehüteten Herde nach, Nappi bleibt erstarrt am Ufer stehen, Doblmayr dreht sich wutschnaubend um und humpelt zum Bauernhof zurück.
Und ich stehe einfach nur ratlos herum und verabschiede mich zum hundertsten Mal von der Idee, selbst noch einmal Nachwuchs in die Welt zu setzen. Sowas macht nur Ärger.
Wo Arthi und Schnodder jetzt wohl stecken?