„Sie haben mich rufen lassen?“, fragte er und verbeugte sich. „Ja, Elio. Du bist unser bester Wächter. Ich habe eine Aufgabe für dich“, sagt Falk zu Elio. „Gerne“, meinte er mit einem frechen grinsen. Als ich ihn grinsen sah kitzelte mich irgendetwas in meinem Bauch. „Das ist Saskia“, Falk deutete auf mich, „sie ist meine Tochter und die Thronerbin, das heißt dass sie den besten Schutz bekommen soll. Du wirst ihr persönlicher Wächter sein.“ Elio sah mich an und nickte dann. „Ich werde ihre Prinzessin schützen“, meinte er. „Danke Elio, könntest du sie bitte noch losbinden?“, meinte Falk. Elio kam zu mir und löste die Fesseln. Ich wusste nicht so recht was ich von ihm halten sollte. Er hatte braune, verwuschelte Haare, die ihm etwas in die Stirn hingen und ungewöhnlich dunkle Augen. Seine Kleidung bestand aus Blättern. Er trug eine Ärmellose Weste mit einem Kragen und eine Knielange Hose. Unter der Weste trug er, wie die Elfen, die mich und Mum entführt hatten, nichts. Schuhe trug hier, außer Falk, niemand. Außerdem hatte er einen Köcher mit Pfeilen am Rücken und einen Bogen hatte er dort auch befestigt. „Nun bring sie bitte zu unserer lieben Rosie. Sie soll Saskia etwas Ordentliches zu anziehen geben. Danach bring sie bitte wieder hier her“, meinte Falk und strich sich über den Kopf. „Klar, mach ich“, meinte Elio und lief auf die Türe zu. Als er merkte, dass ich ihm nicht hinterher lief drehte er sich wieder um: „Saskia, kommst du?“ Widerwillig lief ich hinter ihm her. Sobald wir aus der Halle heraus waren sagte ich trotzig: „Ich möchte aber meine Kleidung anlassen.“ Elio fing an zu lachen. „Du siehst aus als wärst du eine dieser Menschen!“ „Bin ich ja auch“, maulte ich. Da hörte er auf zu lachen und musterte mich wieder: „Nö, du bist eine Elfe. Du hast ja schon den Ansatz eines Geweihs.“ Der sollte den Mund halten! „Und du bist irgend so einer der die Königsfamilie bewacht“, das war mehr eine Feststellung als eine Frage. „Ja, normalerweise ist das mein Job. Aber jetzt muss ich ja Baby Sitten“, meinte er und stöhnte. Ich schnappte wütend nach Luft. „Ich bin kein Baby! Ich wurde heute sechzehn!“, sagte ich, „wie alt bist du?“ „Siebzehn“, sagte Elio und würdigte mich keines Blickes. Der kam sich ja sehr toll vor. Ich verdrehte die Augen. „Es werden nur die allerbesten auserwählt, um die Königsfamilie zu beschützen. Ich war einer der einzigen die aus meiner Gruppe auserwählt wurden. Die anderen beschützen das Dorf“, erklärte er. „Sind alle diese Wächter so Angeber wie du?“, ich biss mir auf die Lippen. Das war mir aus Versehen so heraus gerutscht! Aber es war die Wahrheit. Elio sah mich von der Seite an. „Was ist?“, fragte ich abfällig. „Das hat noch nie eine Elfe zu mir gesagt“, meinte er. Aber er klang nicht verletzt, sondern eher überrascht. „Elfenschwarm also auch noch?“, fragte ich so trocken wie es ging. Da brach Elio in Gelächter aus. „Was ist da jetzt so witzig?“, fragte ich. „Nichts“, meinte er und schweigend liefen wir weiter. Nach ein paar Minuten kamen wir bei Rosies Zimmer an. Elio klopfte und eine etwas rundliche Elfe öffnete die Türe. „Rosie, ich bringe dir die Tochter unseres Königs. Du sollst ihr bitte etwas Ordentliches zum Anziehen geben“, erklärte er. „Ja aber natürlich!“, sagte Rosie und klatschte erfreut als sie mich sah. „Das wird entzückend!“, rief sie erfreut und zog mich in das Zimmer. In diesem Zimmer fühlte ich mich sofort wohl! Überall lagen Blätter und Blüten. Es gab im hinteren Teil auch überall Kleider, Hosen, Jacken und noch vieles mehr. Alles hing ordentlich an den Kleiderstangen. Als Elio hinter mir das Zimmer betreten wollte schob ihn Rosie wieder hinaus. „Was fällt dir denn ein, du schlimmer Elf! Man sieht einer Elfe niemals beim Umziehen zu!“, sagte Rosie und hob drohend den Zeigefinger. „Ja ich habe es kapiert. Ich warte hier“, sagte Elio grinsend und Rosie schloss die Türe. Dann sah sie mich einmal von allen Seiten an und rief entzückt: „Ja! Das wird wunderschön!“ Ich war gespannt was ich bekommen würde. Rosie wuselte zwischen den Kleiderstangen hin und her und kam mit einem Arm voller Klamotten wieder zurück. „Komm doch bitte einmal hier herüber, Schätzchen“, meinte sie und deutetet auf einen Platz vor einem Spiegel. Natürlich tat ich ihr den Gefallen. Nach kurzem überlegen drückte sie mir zwei Kleidungsstücke in die Arme und schob mich dann zu einer Umkleide. Der Vorhang bestand aus rosaroten Blütenblättern. Ich war überwältigt davon, dass ich kleiner als ein Blütenblatt war. Doch Rosie schob mich in die Umkleide und zog den Vorhang zu und mir blieb nichts anderes übrig, als das, was mir Rosie gegeben hatte, zu probieren. Ich sah mir die zwei teile an und erschrak dann. Das Oberteil war sehr kurz und auch der Rock würde mir nicht einmal bis über die Knie gehen. „Rosie! Das ist alles sehr kurz!“, rief ich und starrte immer noch entsetzt auf die Klamotten. „Papperlapapp! Das ist perfekt! Zieh es an und du wirst sehen, dass es fabelhaft passen wird!“, meinte sie nur zuversichtlich. Also zog ich wohl oder übel meine Kleidung aus und schlüpfte in den Rock und in das Oberteil. Der Rock ging mir wirklich nicht einmal über die Knie und das Oberteil reichte auch nicht bis zum Bauchnabel. Ich zog den Vorhang beiseite. Rosie klatschte entzückt die Hände über dem Kopf zusammen. Ich ging langsam zum Spiegel hinüber und betrachtete mich. Das Oberteil war sehr kurz und hatte die Farbe Oldtimer grün. Ärmel hatte das Oberteil nicht, aber dafür waren links und rechts an den Oberarmen noch Rüschen angebracht. Der Rock war in einem etwas dunklerem Grün. „Das ist doch nicht zu kurz, Schätzchen, das ist genau richtig!“, meinte Rosi entzückt. Ich wusste nicht so recht was ich davon halten sollte. Aber ihr zuliebe sagte ich nichts mehr über die Länge. Vielleicht war das hier normal, dass man so kurze Kleidung trug. Dann machte sich Rosi noch an meine Haare. Sie nahm die vordersten Strähnchen und band sie hinten zusammen. Dann machte sie noch irgendwie ein paar Löckchen in die Spitzen hinein und rief dann erfreut: „Du bist mit Abstand die schönste Elfenprinzessin, die ich je eingekleidet habe!“ Ich drehte mich einmal vor dem Spiegel und fand es eigentlich auch sehr hübsch. Da klopfte es und Elio öffnete, ohne zu fragen, die Türe. Als er mich sah blieb ihm der Mund offen stehen. „Sogar dem Herrn Elio gefällst du, und der hat immer einige hübsche Elfen um sich herum“, meinte Rosi grinsend. Den konnte man ja schnell beeindrucken. Da zeigt man ein bisschen mehr Haut und er sabbert schon. Aber von ihm ließ ich mich nicht beeindrucken. „Elio, trag doch du bitte Saskias alte Kleidung in ihr Zimmer“, sagte Rosie, die gerade meine alte Kleidung aufsammelte und Elio in die Arme drückte. Meine Uhr, die ich von Mum bekommen hatte, hatte ich zuvor schon in meine Rocktasche gesteckt. Ich wollte sie unter keinen Umständen verlieren! Das war das einzige Bild, das ich noch von ihr hatte. Aber den Rest konnte Elio gerne tragen, wenn er eh so stark war. „Danke Rosi, aber wir sollte uns nun auf den Weg zu unserem König machen“, meinte Elio. „Wartet noch ganz kurz!“, rief Rosie und wuselte in den hinteren Teil des vollen Zimmers. Gleich darauf kam sie mit einigen kleinen Blütenstückchen wieder zurück. „Ich muss ja wissen, welche Farben unserer lieben Prinzessin stehen!“, rief sie und hielt mir zehn verschiedene Blütenarten vors Gesicht, „Ja! Das wird wundervoll! Das Ballkleid in zartem hellrosa mit ein wenig pink oder weiß! Ja, großartig! Entzückend!“ Rosie wollte mit dem schwärmen gar nicht mehr aufhören! Doch Elio meinte dann nur: „Danke für alles Rosie aber wir müssen jetzt unbedingt gehen!“ Er zog mich an der Hand hinaus und schloss die Türe. „Warum haben wir es denn so eilig?“, wollte ich wissen. „Das erfährst du gleich, aber komm jetzt!“, sagte er und lief los. Ich stöhnte, lief aber wieder einmal hinter ihm her.