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Kapitel 2:
Ein neues Ziel
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Die hellen Sonnenstrahlen erleuchten das Zimmer. Ich wache in einem fremden Bett auf. Die Nacht haben wir in einem Haus verbracht, das seit der Katastrophe niemandem mehr gehört. Jeden Morgen, wenn ich meine Augen öffne, ist da ein Moment, in dem sich alles so normal anfühlt. Ein Moment, in dem die Welt intakt zu sein scheint. Ein Moment, in dem ich es einfach genießen kann, in Killians Armen zu liegen. Mein Liebster küsst sanft meine Schulter. Diese simple Geste zaubert ein Lächeln auf meine Lippen.
„Konntest du dich ein paar Stunden ausruhen?“, frage ich ein wenig kratzig nach. Ich räuspere mich sofort, um meine Stimme wiederzuerlangen.
„Ja, der zweite Anlauf war besser.“ Killian vergräbt sein Gesicht in meinem Haar. „Ich hasse diese verdammten Albträume.“
Ich greife nach der Hand, die an meinem Bauch ruht, hebe sie an und küsse Killians Handrücken. Meine Hand wirkt immer so zierlich und zerbrechlich, wenn ich sie mit seiner großen Handfläche und seinen kräftigen Fingern vergleiche. „Die Nacht ist vorbei und die Träume sind weg. Mach dir keine Gedanken mehr.“
„Mach' ich auch nicht.“ Killian nimmt einen tiefen Atemzug. „Lieber noch einmal die Augen zumachen und das hier genießen.“
„Ich hoffe du schläfst nicht noch einmal ein.“
„Ist ja nicht so, als müssten wir irgendwo hin. Wir bleiben doch ein paar Tage“, antwortet er so unverständlich, dass ich mich anstrengen muss, um seinen Worten folgen zu können. Ich bekomme einen Kuss auf meine Schläfe. „Oder hast du etwas vor?“
„Ich wollte heute versuchen, auf das Dach des Hauses zu klettern.“
Killian schnaubt. „Du willst auf das Dach klettern? Was willst du denn auf dem Dach, abgesehen von runterfallen?“
„Ich denke, dass es ganz gut wäre, wenn wir uns wieder einen Überblick verschaffen. Vielleicht sehe ich irgendetwas Interessantes in der Ferne oder entdecke sogar andere Menschen. Es wäre schön, wieder Gesellschaft zu haben. Zumindest zusammen am Feuer zu sitzen und miteinander zu reden, kann nicht schaden. Manchmal fühlt sich die Welt doch schon sehr leer an.“
„Einerseits wäre das bestimmt eine nette Sache, anderseits sind Menschen in Extremsituationen gefährlich und wir sind sicherer, wenn wir alleine sind.“ Killian streicht mit seiner Nase über mein Ohr. Er kitzelt mich so sehr, dass ich kichernd Abstand nehme. „Schön hiergeblieben.“ Killian verfestigt seinen Griff und rutscht sofort nach. „Es ist gerade so kuschelig.“
Leise stelle ich eine Bedingung auf: „Dann darfst du mich aber nicht kitzeln.“
„Ist das hier besser?“ Killian streicht durch mein Haar. Er scheint Schwierigkeiten damit zu haben, meine Mähne zu bändigen. „Prinzessin, ich liebe dich, aber du bestehst zu 90 Prozent aus Haaren und ich kann dich nicht finden.“
Lachend erhebe ich mich ein Stückchen, streiche meine Haare alle auf eine Seite und lege dabei meinen Hals frei. Ich spüre Killians raue Finger über meinen Arm streichen. Bei einem Blick über meine Schulter erkenne ich Killians verliebten Blick. Mit einem Lächeln auf den Lippen lege ich mich wieder hin. Mein Liebster küsst sanft meine Schulter. Ich genieße seine Berührungen. „Das fühlt sich gut an.“ Killian küsst weiterhin meine Haut. Kuss für Kuss nähert er sich meinem Hals. Ich schließe meine Augen und atme tief durch. Nach einem letzten Kuss knapp unter meinem Ohr schmiegt er sich an mich und hält mich fest. Sein warmer Atem hinterlässt ein Kribbeln an meiner Haut und wohlige Wärme in meiner Seele. Es tut so gut, all die Probleme hinter uns zu lassen und den Moment zu genießen.
„Jetzt noch ein Kaffee und Frühstück im Bett und der Morgen wäre perfekt.“
Als ich mich zu ihm umdrehen möchte, wird Killians Griff lockerer. Mit einigen Handgriffen schiebe ich mein Haar hinter mich, dabei lächle ich Killian an. „Ich kann Wasser kochen gehen, damit du schnell an deinen Kaffee kommst“, biete ich an, worauf er den Kopf schüttelt.
„Nein, mir ist es lieber, wenn du hierbleibst“, antwortet er. Mit den Augen verfolgt er die Bewegungen seiner Hand. Er streicht über meinen Arm. Sein Lächeln wird immer schmäler, schließlich sieht Killian mich neutral an.
„Was ist los?“, frage ich nach.
„Die Realität hat mich gerade eingeholt“, antwortet er ebenso neutral, wie er aussieht. Mit der Hand, die mich eben noch gestreichelt hat, reibt er sich über das Gesicht. „Sorry.“ Killian dreht sich auf den Rücken und sieht über uns an die Decke. Ich kuschle mich sofort an seine Schulter und streiche über seine Brust. „Ich hatte mir letzte Nacht vorgenommen, den heutigen Tag positiv zu starten.“ Mein Liebster legt seinen Arm um mich. „Der Vorsatz hat noch kürzer gehalten, als mein Vorsatz eine Diät durchzuziehen.“ Er kämpft sich durch mein Haar, um mir den Nacken kraulen zu können.
„Das können wir immer noch“, beruhige ich Killian und drücke ihm dann einen dicken Kuss auf die Wange. „Der Tag ist noch lange nicht vorbei, ganz im Gegenteil, da wir noch im Bett sind, hat er noch gar nicht angefangen. Es wird ein schöner Tag. Wir pflücken Zitronen und ich will auf das Dach klettern.“
„In der Garage steht eine Leiter, die dürfte lang genug sein. Du musst aber versprechen vorsichtig zu sein, sonst lasse ich dich nicht auf das Dach klettern.“
„Mir passiert schon nichts, mach dir keine Sorgen.“
Killian drückt mich an sich und küsst sanft meine Stirn. „Leichter gesagt, als getan, Prinzessin.“
Ich nehme genug Abstand, um Killian ansehen zu können, dann lege ich meine Hand an seine Wange und drehe sein Gesicht zu mir. „Sieh mich an.“ Er mustert mein Gesicht, dann sieht er in meine Augen. „Mir geht es gut. Ich bin gesund. Du musst keine Angst um mich haben“, erkläre ich sanft. „Es ist alles gut, so wie du es mir versprochen hast.“ Killian zieht einen Mundwinkel hoch. Ich beuge mich zu ihm und gebe ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Lippen. Als ich mich aufrichte, sehen wir uns wieder an. „Und jetzt mache ich uns Wasser heiß, damit du deinen Kaffee bekommst und ich einen Tee trinken kann.“
Gut gelaunt klettere ich aus dem Bett und verlasse das Schlafzimmer. „Ich komme gleich nach! Vielleicht fünf Minuten!“, ruft Killian aus dem Bett. Vor meinem inneren Auge kann ich deutlich sehen, wie er sich brummend wieder zurück in das Kissen kuschelt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass aus den fünf Minuten schnell zehn Minuten werden, doch wir haben keine Eile. Killian kann sich so viel Zeit nehmen, wie er möchte.
Ich gehe nach draußen und nehme einen tiefen Atemzug der warmen Morgenluft. Es ist bereits jetzt deutlich zu spüren, dass es heute wieder sehr heiß werden wird. Die Sonne fühlt sich bereits jetzt angenehm warm an. Ich mache eine kleine Runde in dem eingezäunten Hinterhof. Der kleine Garten ist von Steinboden umkreist. An dem blickdichten, hölzernen Zaun stehen einige Möbel. Sie wirken unordentlich, als wären sie rasch zur Seite geschoben worden.
Nach einem Moment der Überlegung beschließe ich, mich darum zu kümmern. Als erst ziehe ich den Tisch in den Schatten des Hauses, danach folgen die einzelnen Stühle. Da Killian und ich einige Tage hierbleiben werden, sollten wir es uns gemütlich machen. Wieder in der Küche durchsuche ich die Schränke. Ich finde eine kleine Metallbox mit verschiedenen Teebeuteln, was mich sehr zufrieden stimmt. Dafür habe ich noch genug Platz in meiner Tasche. Aus der Küche nehme ich ein halbes Glas Regenwasser mit etwas Reinigungsmittel, das ich in einem der Schränke gefunden habe, und ein Tuch mit nach draußen. Ich sorge dafür, dass zwei der Stühle und auch der Tisch halbwegs sauber sind. Da ich nicht so viel Wasser dafür verbrauchen möchte, gebe ich mich mit dem Ergebnis schnell zufrieden.
Das Feuer im Grill zu starten ist ganz einfach. Die Menschen haben dafür extra hergestellte Grillanzünder. Ich lege einen der kleinen Würfel zwischen die Kohlestücke und stecke noch einige kleine Holzstückchen dazu, die ich aus dem Garten zusammensammle. Meine schmutzigen Finger wische ich an meiner Hose ab. Später muss ich sie ohnehin waschen. Der Gartenzaun eignet sich gut dafür, eine Wäscheleine zu spannen. Ich mache mir eine gedankliche Notiz für später.
Da ich mein Feuerzeug nicht bei mir habe, gehe ich zurück zu Killian in das Schlafzimmer. Mein Liebster sitzt bereits aufrecht an der Bettkante. Sein Gesicht ist in seinen Händen vergraben. Auch wenn ich keine starke Kälte fühle, erkundige ich mich trotzdem nach seinem Wohlbefinden: „Ist alles in Ordnung?“
Er brummt, lässt seine Hände aber dann sinken. Ich trete näher an ihn heran und er streckt seine Hand nach mir aus. Lächelnd tue ich es ihm gleich. Er küsst meine Hand und zieht mich dann an sich heran. Vor ihm bleibe ich stehen, da lehnt er gleich seinen Kopf an meinen Bauch. Mit einer Hand streicht er über meinen Schenkel, die andere legt er an meinen Hintern. Er drückt sanft zu. „Jetzt schon.“
Ich kichere und löse mich dann aus Killians Griff. „Ich habe draußen den Tisch und zwei Stühle sauber gemacht. Wir können an der frischen Luft frühstücken, das ist bestimmt sehr nett.“
„Mhm“, antwortet Killian noch ein wenig müde. Er bewegt seinen Kopf hin und her, um sich ein wenig zu strecken. Seine Knochen knacken. Es klingt ziemlich ungesund, wenn er das macht. Von dem Nachttisch nehme ich meine Tasche, in der ich das Feuerzeug verstaut habe. „Schaffst du das mit dem Feuer?“
„Ja, das wird schon, lass dir Zeit.“
Wieder draußen stelle ich meine Tasche auf dem Tisch ab. Ich finde glücklicherweise schnell, was ich suche, da ich mein Feuerzeug in einem kleinen Nebenfach verstaut habe. Ich klappe das Metallfeuerzeug auf und entzünde damit einen der kleinen Holzstücke. Mit einem metallischen Schnappen klappe ich es wieder zu. Meine Augen sind dabei auf das kleine Feuer in meiner anderen Hand gerichtet. Ich halte das Holzstück mit der Flamme nach unten, sodass sie größer wird und das Holzstück besser brennt. Als ich mit der Größe der Flamme zufrieden bin, stecke ich das Holzstück in ein kleines Loch, sodass ich den Grillanzünder erreiche. Es dauert nicht mehr lange schon kann ich die kleinen Flammen zwischen der Kohle entdecken. Es stimmt mich zufrieden. Ich habe es geschafft. Mit dieser modernen Technik ist es unglaublich einfach, ein Feuer zu entzünden. Mit Funkensteinen dauert das deutlich länger, selbst wenn man sehr geübt darin ist.
Killian kommt zu mir nach draußen. In seiner Hand hält er eine kleine Kaffeemaschine. Da sie ganz anders aussieht, als Killians Kaffeemaschine, musste er mir gestern erklären, worum es sich dabei handelt. Fragend sehe ich ihn an. „Brauchst du dazu nicht Strom?“
„Nein“, antwortet er und stellt sie neben meine Tasche auf den Tisch. Er klappt den Deckel auf. „Im Normalfall heizt die Kaffeemaschine das Wasser durch Strom auf, aber wenn ich hier oben bereits heißes Wasser einfülle, dann läuft es mit dem Kaffeepulver durch den Filter und unten in der Kanne sammelt sich dann der Kaffee.
„Oh, das ist ja praktisch.“ Mein Liebster nickt.
„Das macht die Sache wieder ein wenig einfacher.“ Killian streichelt meinen Rücken, dann geht er wieder nach drinnen. Durch das große Fenster kann ich beobachten, dass er in den Schränken nach etwas sucht. Bis er wieder nach draußen kommt, lege ich das Gitter auf den Grill und behalte das Feuer im Auge.
Es dauert nur einen Moment, dann kommt Killian mit einer Pfanne nach draußen. Ich mache einen Schritt zur Seite, sodass er sie auf den Grill stellen kann. Da ich nun nichts mehr zu tun habe, setze ich mich und sehe Killian zu. Ich lehne mich an die geputzte Tischplatte und verfolge die Bewegungen meines Liebsten mit den Augen. Er geht noch einmal in das Haus, kommt dann aber mit zwei Tassen und einigen anderen Dingen wieder nach draußen.
„Kann ich dir helfen?“, frage ich nach.
„Nein, schon gut.“ Er stellt alles ab. „Sieh zu, so funktioniert das.“ Er legt einen Filter in die vorgesehene Einbuchtung. „Im Prinzip ersetzt die Kaffeemaschine gerade den Trichter, den ich sonst morgens verwende, um mir Kaffee zu machen.“ Ich beobachte Killian dabei, wie er Kaffeepulver in den Filter füllt und dann den Deckel der Kaffeebox verschließt. „Hätten wir jetzt Strom, würde hier hinten das Wasser hineinkommen. Hier an der Seite hast du die Skala, an der du sehen kannst, wie viel Wasser sich in der Maschine befindet. Hat man sie gefüllt, schließt man den Deckel und schaltet die Maschine ein.“ Er demonstriert das, dann sieht er mich an, dabei zieht er einen Mundwinkel hoch. „Ist aktuell zwar unnützes Wissen, aber vielleicht ist es irgendwann doch gut, wenn du das weißt.“
„Denkst du, dass der Strom wiederkommt?“
„Von alleine nicht“, antwortet Killian mir. „Da arbeiten hinter den Lichtschaltern und Leitungen unzählige Leute in Kraftwerken.“ Killians Mimik verändert sich plötzlich. Er zieht die Brauen zusammen.
Einen ausgedehnten Moment schweigt er, also frage ich nach: „Was ist denn?“
„Nichts, ich dachte nur gerade an die Kraftwerke.“
„Was ist denn damit? Willst du sie wieder einschalten?“, frage ich nach. Killian reibt sich den Nacken, dann presst er seine Lippen zusammen. „Killian?“
„Nein, ich fürchte, dass ich das nicht kann. Ich weiß nicht, wie das alles funktioniert. Außerdem ist ziemlich viel durch die Erdbeben und die Magie kaputt gegangen. Vergiss es einfach, war nur so ein Gedanke.“
Er widmet sich still dem Wasser auf dem Grill. Aus meiner Tasche fische ich einen Kamillenteebeutel und hänge ihn eine der Tassen. Killian füllt sie mit heißem Wasser und gießt den Rest dann nach und nach in die Kaffeemaschine. Interessiert beobachte ich das heiße Wasser, wie es von der Pfanne in das Kaffeepulver läuft und dann unten als fertiger Kaffee in die Glaskanne fließt. Es dauert eine Weile, bis Killian damit fertig ist, doch dafür ist die Kanne nun gut gefüllt. Nun kann er zwei, vielleicht sogar drei Tassen trinken.
Nach getaner Arbeit setzt mein Liebster sich neben mich und legt seinen Arm um meine Schultern. Er atmet tief durch und wirft einen Blick zu dem Zitronenbaum. „Manche mögen einen Spritzer Zitrone in ihrem Tee. Willst du es probieren?“
„Klingt gut.“
Killian küsst meine Schläfe, dann steht er doch wieder auf, um zu dem Baum zu gehen. Wenn es nach mir geht, hätte er ruhig noch sitzen bleiben können. Er muss sich nur ein wenig strecken, um eine Zitrone zu pflücken. „Kannst du fangen?“, fragt er mich und deutet an, die Zitrone in meine Richtung zu werfen.
Ich hebe sofort meine Hände, um mich bereit zu machen. „Ich weiß nicht so genau, aber ich kann es versuchen.“
„Du weißt nicht, ob du fangen kannst?“, hakt er amüsiert nach.
Ich schüttle den Kopf. „Ich kann doch nicht in die Zukunft sehen.“
Nun lacht Killian. „Nein, ich meinte, ob du generell fangen kannst.“
„Im Wasser bin ich besser, weil ich schneller bin“, antworte ich Killian. „Aber eine Zitrone sollte ich auch an Land fangen können.“
„Na gut, dann mach dich bereit.“ Killian wirft mir die Zitrone zu. Da er nicht zu viel Kraft in den Wurf legt, fällt es mir leicht, sie zu fangen. Ich betrachte die Frucht in meiner Hand und schnuppere dann daran. Der Duft ist zwar kaum wahrnehmbar, doch ich mag ihn trotzdem. „Gut gemacht. Und? Riecht sie gut?“
„Ja, zwar nur sehr sanft, aber sie duftet gut.“
Killian tritt auf mich zu, dann setzt er sich wieder neben mich. Er füllt seine Tasse mit Kaffee und fügt ein wenig Zucker und ein kleines Päckchen Kaffeesahne hinzu. „Eigentlich gut, dass die Tür nebenan so störrisch war. Ist nett hier.“
„Hattest du irgendwann vor, selbst in einem Haus mit Garten zu wohnen?“, frage ich nach, worauf Killian mit den Schultern zuckt.
„Ich weiß nicht recht. Klar, irgendwo hat jeder den Traum, eine Familie und ein Haus zu haben.“ Er kratzt sich am Kopf. „Früher als ich im Silicon Valley gearbeitet habe vielleicht, aber dann kam die Krankheit meiner Mum und ich habe mich nur noch auf sie konzentriert. Nach ihrem Tod musste ich mich neu orientieren. Dann habe ich mein Leben meiner Musik gewidmet, auch da habe ich nicht mehr an Haus und Familie gedacht. Wenn Drogen in deinem Leben sind und nur das Bedürfnis nach dem nächsten High dein Leben bestimmt, ist auch nicht viel Platz für Träume und eine andere Zukunft.“ Ich streichle Killians Unterarm. „Bei meinem Entzug habe ich öfter daran gedacht, was vielleicht sein könnte, aber die Realität sieht doch anders aus, wenn man sich erst einmal um seine eigene Genesung kümmern muss. Die Prioritäten waren in den verschiedenen Phasen der letzten Jahre doch immer wieder anders.“ Er seufzt. „Vielleicht irgendwann? Ich weiß es nicht. Ich hatte schon lange keine richtigen Zukunftsvisionen mehr. Wenn das Geld immer knapp ist und man wieder mit sich selbst und dem Leben klarkommen muss, hat man andere Sorgen und Gedanken und eigentlich keine Zeit für unrealistische Träume.“ Killian lehnt sich zurück. „Sagen wir es so: Ich hätte nie gedacht, dass mein Leben verlaufen könnte, wie es verlaufen ist. Ich hätte niemals eine hübsche Meerjungfrau an meiner Seite gesehen und ich hätte nie miteinberechnet, dass seltsames, grünes Schimmern den Himmel bedeckt. Und die Apokalypse hätte ich mir wahrscheinlich auch anders vorgestellt. Eher mit Meteoriten oder einem Atomkrieg. Höchst wahrscheinlich ein Atomkrieg, wenn ich ehrlich sein soll.“
„Heißt das, dass du enttäuscht oder positiv überrascht bist?“
Killian sieht mich an. „Ich könnte gerne darauf verzichten, Regenwasser zu sammeln, um mich zu waschen, aber was dich angeht, bin ich mehr als zufrieden.“ Er legt seine Hand an meine, dann zieht er einen Mundwinkel hoch. „Ich sage es dir nicht oft genug, Ilaria, aber ich bin wirklich froh, dass du hier bist.“
Ich beuge mich zu Killian und gebe ihm einen sanften Kuss. „Ich liebe dich.“
„Ich dich auch.“
Schweigend sitzen wir nebeneinander. Killian entspannt sich in der warmen Morgensonne, während ich die Zitrone aufschneide und die Frucht begutachte. Dass sie innerlich genauso hübsch gelb ist wie außen, gefällt mir sehr gut. Der Duft ist angenehm frisch. Ich lege das Messer zur Seite und sehe zu Killian.
„Willst du ein Stück Zitrone?“
„Äh, nein, danke.“
Um sie zu kosten, lecke ich über die Frucht, was ich allerdings sofort wieder bereue. „Igitt!“ Durch den sauren Geschmack verzieht sich mein gesamtes Gesicht. Ich will gar nicht wissen, was für eine Grimasse ich gerade schneide. Da mein Tee leider noch zu heiß ist, um ihn zu trinken, ziehe ich meine Thermoskanne aus der Tasche. Ich trinke etwas Wasser, um den sauren Geschmack zu vertreiben. „Zitronen schmecken furchtbar“, beschwere ich mich angeekelt. „Und das willst du in dein Wasser mischen?“ Ich sehe hilfesuchend zu Killian, der mich verdutzt ansieht. Anstatt Trost von ihm zu bekommen, fängt mein Liebster herzlich an zu lachen. „Ja, ja, lach mich nur aus.“
„Ach, komm schon. Gestern sagte ich dir doch, dass man Zitronen nicht so essen kann, weil sie sauer sind“, antwortet er, wonach er noch einmal lacht. Zwar nicht mehr so laut und enthusiastisch, doch er ist immer noch sehr belustigt über meinen Versuch, die Zitrone zu kosten.
„Ja, aber du hast gesagt, dass man sie in den Tee mischen kann.“
Er nickt. „Ja, Prinzessin. Einen kleinen Spritzer, daran kann ich mich noch gut erinnern, das war gerade eben.“
Ich ziehe eine Schmolllippe und lehne mich gegen die Lehne des Stuhls. „Das ist eklig, das will ich nicht.“
Killian schnaubt belustigt. „Wie du meinst. Zwingt dich ja keiner dazu.“ Er schließt wieder seine Augen und genießt weiterhin die Sonne.
Ich warte einen Moment, bis der Geschmack sich verflüchtigt, dann spreche ich Killian wieder an: „Also ‚einen Spritzer‘ hast du gesagt?“
„Ja, ein Spritzer.“
„Dann versuche ich das“, antworte ich und drücke ein kleines bisschen des Zitronensaftes in meinen Tee. „Würdest du ihn trinken, wenn er mir nicht schmeckt?“
„Ja, wieso nicht. Bevor wir ihn wegschütten, trinke ich ihn.“
Ich lege die Zitrone zur Seite und rühre dann mit meinem Teebeutel um. Vorsichtig schnuppere ich an meinem Getränk und probiere dann einen Schluck. „Macht nicht viel Unterschied.“
„Gibt’s in eurer Welt keine Zitronen?“
„Keine Ahnung, möglich wäre es.“ Ich schmatze und trinke noch einen Schluck, dieses Mal einen größeren. „Ist ganz in Ordnung, denke ich.“
„Wenn du sauer nicht magst, dann verwende ich den Rest der Zitrone für mein Wasser.“ Er atmet tief durch und schließt seine Augen, um die Sonne wieder richtig zu genießen. „Ich nehme mir noch ein paar Minuten Zeit, dann helfe ich dir mit der Leiter.“
„In Ordnung.“ Ich beobachte Killian einen Moment lang, doch mir wird recht schnell langweilig. Nicht wissend, was ich in der Zwischenzeit machen könnte, ziehe ich meine Beine auf den Stuhl und sehe mich dann im Garten nach einer Beschäftigung um. Ein kleiner Vogel landet auf dem Gartenzaun. Er sieht hin und her und fliegt dann zwitschernd weg. „Mir ist so, als wäre letzte Nacht irgendetwas gewesen, an das ich mich erinnern wollte, aber es fällt mir nicht mehr ein.“
„Wenn es dir nicht mehr einfällt, kann es nicht so wichtig gewesen sein“, beruhigt Killian mich.
„Ja, da hast du wahrscheinlich recht. Vielleicht war es auch gar nichts, immerhin war ich schon sehr müde.“
Wie genießen in Ruhe unsere warmen Getränke. Ich beschäftige mich damit, all meine Teebeutel in der leichten Metallbox unterzubringen und sie in meiner Tasche zu verstauen. So herrscht wieder ein wenig mehr der dringend notwendigen Ordnung in meiner Tasche. Als Killian sich fit und wach genug fühlt, holt er die staubige Metallleiter aus der Garage. Er stellt sie ab, lehnt sie gegen die Hauswand und rüttelt ein wenig daran. Mit einem Nicken bestätigt er, dass die Leiter stabil genug steht, also steige ich die ersten Sprossen hinauf. Während ich hinaufklettere, hält mein Liebster die Leiter fest, um sicher zu gehen, dass mir nichts passiert.
„Alles gut?“, fragt er mich, als ich gerade von der Leiter auf das, von der Sonne erwärmte, Dach klettere. Die Ziegel unter meinen nackten Füßen fühlen sich warm an.
„Ja, alles in Ordnung.“ Ich klettere an die höchste Stelle des Daches und blicke über die Landschaft.
„Sei bitte trotzdem vorsichtig“, bittet Killian mich deutlich besorgt. „Siehst du irgendetwas Interessantes?“
Ich überblicke die intakten Häuser, doch viele Straßen weiter scheint alles schwarz zu sein. Durch die Entfernung kann ich nicht viel erkennen, doch ich bin sicher, dass es sich um einen bereits erloschenen Brand handelt. „Ja, da hinten hat es wohl gebrannt.“
„Sieht es schlimm aus?“
„Schwer zu sagen, es ist recht weit weg. Komm doch rauf“, schlage ich vor. „Es ist jedenfalls eine große schwarze Fläche. Außerdem ist da hinten ein ziemlich starkes grünes Licht. So wie aus den Rissen am Boden.“
„Dann ist da vielleicht ein sehr großer Riss“, meint Killian. Er beschließt, zu mir nach oben zu kommen. Seine Schritte auf dem Dach sind eher unsicher. „Ich habe das Gefühl, als würde ich jede Minute einbrechen.“
„Ach, sag das doch nicht.“ Ich zeige in Richtung des verbrannten Gebiets. „Da drüben war das Feuer.“
Killian hält sich die Hand auf die Stirn, um seine Augen vor der Sonne zu schützen, dabei sieht er sich um. „Der Riss muss ganz schön groß sein.“ Er räuspert sich. „Wir sollten das Gebiet wohl besser meiden, könnte sein, dass der Boden dort sehr instabil ist.“
„Das halte ich für eine kluge Idee.“
„Dann sind wir uns einig.“ Er sieht sich weiter um. „In den abgefackelten Häusern ist wahrscheinlich nichts mehr zu holen, besser wir sehen uns hier in der Straße um und gehen demnächst wieder zurück zum See. Weit zu reisen macht bei der Hitze nicht viel Sinn und solange wir genug zu essen haben, ist es am See bestimmt netter.“
Ich setze mich und genieße den Ausblick. Mein Blick ist auf das grüne Licht in der Ferne gerichtet. Obwohl es vermutlich gefährlich ist, sieht es dennoch sehr schön aus. „Komm zu mir.“ Ich klopfe auf den Platz neben mich. „Hier her.“
„Wir sollten lieber wieder nach unten klettern.“
„Bitte.“
„Na gut“, gibt Killian recht schnell nach und setzt sich dann. Er legt seinen Arm an meinen Rücken und streichelt mich. „Ich habe schon wieder gesagt, wo es langgeht.“
„Stört mich nicht“, antworte ich ihm ehrlich und lehne meinen Kopf gegen seine Schulter. „Du machst das gut.“
„Willst du irgendetwas sehen?“, hakt er nach. „Oder eine Richtung vorschlagen?“
Ich überlege einen Moment. „Du hast es schon ausgeschlagen. Außerdem hast du Recht.“
„Du willst dir das Licht ansehen, richtig?“, stellt er schnell fest.
„Ja“, stimme ich ihm zu. „Es ist unvernünftig, weil es gefährlich sein könnte, aber ich habe das Gefühl, dass da irgendetwas ist.“
„Es ist etwas Magisches, hm?“
„Möglich. Es ist es aber nicht wert, uns in Gefahr zu begeben.“
Mein Liebster spielt mit meinen Haaren, außerdem beugt er sich in meine Richtung und küsst meine Stirn. „Wir könnten in die Richtung des grünen Lichts gehen. Wenn sich herausstellt, dass ich recht hatte und die Risse sich in dem Gebiet häufen, dann können wir umkehren. Und wenn es irgendein anderes Phänomen ist, dann erforschen wir es. Vielleicht ist es ja ein Übergang in deine Welt. So etwas wie ein offenstehendes Portal.“
Ich setze mich aufrecht hin und sehe Killian an. Überrascht frage ich: „Meinst du? Denkst du wirklich, dass es ein Portal sein könnte?“
Er zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung. Irgendwie ist mittlerweile doch alles möglich. Und wenn es ein Portal ist, dann könnten wir durchgehen. Dann kann ich dich wie versprochen nach Hause bringen.“
Unschlüssig sehe ich in die Richtung des grünen Lichts. „Und was, wenn meine Welt noch chaotischer ist als deine?“
„Das können wir nur herausfinden, wenn wir es versuchen.“
Ich atme tief durch. „Jetzt macht mir der Gedanke irgendwie Angst.“
„Sorry, das hatte ich nicht beabsichtigt.“ Mein Liebster zieht mich näher an seine Seite, dann küsst er meine Wange, was mich wieder zum Lächeln bringt.
„Dein Bart kitzelt schon wieder.“
„Das war vielleicht ein bisschen beabsichtigt“, scherzt er. Kichernd drücke ich ihn leicht von mir.
„Du bist so albern, aber das mag ich. Danke.“
„Nicht dafür.“
༄ ♫ ༄
Während Killian sich um das Essen kümmert, durchsuche ich den Kleiderschrank in dem unordentlichen Zimmer. Da mir die meisten Kleidungsstücke aus den anderen Zimmern zu eng sind, hoffe ich darauf, hier vielleicht eine neue Hose zu finden. Da es in dem Raum ein wenig müffelt, öffne ich das Fenster. Dass nun warme Luft in das Haus zieht, stört mich nicht besonders. Den Raum nutzen wir ohnehin nicht. Ich steige über herumliegende Wäsche und öffne dann den Kleiderschrank. Das Mädchen, das in diesem Zimmer gewohnt hat, bevorzugte wohl schwarze Kleidung.
„Nein, nein, nein“, murmle ich leise, während ich mir Kleidungsstück für Kleidungsstück ansehe. Die meisten Kleidungsstücke sind mit unzähligen Löchern versehen und der intakte, dunkle Hoodie ist mir bei den Temperaturen zu warm. Ich gehe in die Knie und stöbere durch die Kisten. „Was haben wir denn hier?“
In einer der Kisten befinden sich dutzende ungeordnete Fotos. Mir fällt ein Mädchen auf, dass in beinahe jedem Foto zu sehen ist. Ich komme zu dem Schluss, dass das ihr Zimmer gewesen sein muss. Neugierig betrachte ich das Bild in meiner Hand. Ein blondes Mädchen mit grünen Haarsträhnen zeigt ihren mittleren Finger in die Kamera. Von Killian habe ich gelernt, dass es sich hierbei um eine unflätige Geste handelt. Ihr Grinsen zeigt, dass sie sich dem wohl sehr bewusst ist. Ich lege das Foto wieder zurück in die Kiste und schließe sie. In der nächsten Kiste finde ich ein ausgesprochen interessantes Paar Schuhe. Ich kann nicht anders, als sie anzuprobieren. Meine Neugierde siegt ein weiteres Mal!
Ich nehme die schwarzen, hohen Schuhe aus der Kiste und setze mich auf das Bett. Der Absatz ist dick, man sollte also nicht so schnell das Gleichgewicht verlieren. Leider stelle ich schon beim Betrachten der Schuhe fest, dass sie mir zu groß sind, trotzdem steige ich hinein. Da die Schuhe vorne sehr abgerundet sind, fühle ich mich bereits im Stand nicht besonders sicher. Selbst wenn sie mir passen würden, würde ich sie wahrscheinlich nicht tragen können. Mit den Schuhen bin ich allerdings beinahe so groß wie Killian.
„Schade.“
Die Tür öffnet sich und ich sehe von meinen Füßen auf zu Killian, der mich erst fragend ansieht und dann seine Stirn in Falten legt. „Was machst du da?“
„Kleidung probieren?“, antworte ich eher fragend.
„Mit denen brichst du dir nur die Knöchel. Das habe ich dir doch schon im Schuhgeschäft erklärt.“
„Ja, ich weiß, ich wollte sie ja auch nur anprobieren“, antworte ich und steige schon wieder aus den Schuhen. „Sie sind mir ohnehin zu groß.“ Die Schuhe kommen zurück in die Kiste in dem Schrank. „Ich bin nicht dumm, weißt du.“
„Das habe ich auch nicht gesagt. Mit keinem einzigen Wort. Und gedacht habe ich es auch nicht, nur fürs Protokoll.“
„Ja, aber manchmal vermittelst du mir das und das mag ich nicht.“
„Wenn das so ist, dann tut es mir leid“, antwortet Killian mir. „Ich will nur, dass du dich daran erinnerst, dass wir uns auf praktische Kleidung fixieren sollten. Besser mehrere dünnere Schichten als zu schwere, zu dicke Kleidung.“
„Ich weiß, ich weiß.“ In dem Schrank befindet sich eine weitere Kiste, die als nächstes inspiziert wird. „Wir sollten dann das gute Wetter ausnutzen und ein paar Kleidungsstücke waschen.“
„Lass uns das lieber machen, wenn wir wieder am See sind. Wir haben nicht mehr so viel Regenwasser übrig.“
Ich nicke. „Ja, da hast du wahrscheinlich recht.“ Interessiert stöbere ich durch einige Postkarten und andere kleine Gegenstände. Ich finde einen Ball, einige Würfel, Münzen, Klebeband und Nagellack. „Das Klebeband könnten wir brauchen, oder?“ Ich hebe es an, damit Killian es sich ansehen kann.
„Ja, kann man immer brauchen. Guter Fund“, antwortet er und nimmt es dann an sich. „Hast du noch irgendetwas gefunden, das wir brauchen könnten?“
„Bis jetzt nicht.“ Aus der Ecke ziehe ich einen Helm, den ich Killian zeige. „Hier ist nur noch diese Rüstung.“
Killian schnaubt amüsiert. „Rüstung. Süß, wie du das sagst. Das ist ein Motorradhelm, den setzt man auf, wenn man mit dem Motorrad unterwegs ist. Damit schützt man seinen Kopf, falls es zu einem Unfall wie einen Sturz oder ähnlichem kommt.“
„Ist wahrscheinlich eine gute Idee.“ Ich lege den Helm zurück in den Schrank. „Es macht mir mittlerweile zwar weniger aus, in fremden Sachen zu wühlen, aber wenn man sich die Fotos der Menschen so ansieht, dann fragt man sich doch, was wohl mit ihnen passiert ist.“
„Naja“, meint Killian, dann reicht er mir die Hand, um mir hochzuhelfen. „Realistisch gesehen sind sie wohl verschwunden.“
„Ja, wahrscheinlich. Ich hoffe, dass es nicht zu schmerzvoll gewesen ist. All die Menschen waren unschuldig. Ihnen war gar nicht bewusst, was mit ihnen passiert. Sie kannten Magie doch gar nicht.“ Killian nimmt mich in den Arm und drückt mich an sich. „Es tut mir schrecklich leid, was mit eurer Welt passiert ist.“
Killian atmet durch und streicht durch mein Haar. „Es ist leichter gesagt, als getan, aber mach dir darüber keine Gedanken. Niemand hätte das vorhersehen oder verhindern können.“
„Wenn ich Ahnung von Magie hätte, hätte ich vielleicht etwas tun können.“
„Hör auf damit. Es ist nicht deine Schuld.“
„Ich weiß, aber ich wünschte, ich hätte irgendetwas tun können.“
Killian küsst meine Stirn, dann führt er mich aus dem Zimmer. Er drückt meine Hand, das gibt mir ein angenehmes Gefühl. Natürlich hat er recht. Es ist nicht meine Schuld und ich hätte auch nichts ändern können. Es ist besser, dass wir uns auf unser Überleben konzentrieren. Der Tag ist gut. Wir haben schönes Wetter und etwas zu essen. Mein Liebster bringt mich dazu, mich zu setzen, dann steckt er das Klebeband in seinen Rucksack. Als er zu mir zurückkommt, reicht er mir eine kleine Tafel Schokolade.
„Hier, Süßes hebt deine Laune vielleicht wieder ein bisschen.“ Er sieht sich um. „Was hältst du von einer Planänderung? Wir wollten zwar hierbleiben, aber es ist heiß und uns geht das Wasser aus. Wenn wir zum See gehen, ist das taktisch cleverer. Außerdem ist es nachts im Zelt doch ein wenig angenehmer als in einem aufgeheizten Haus.“
„Wenn dir so heiß ist, hast du bestimmt Lust, schwimmen zu gehen, oder?“, frage ich nach, worauf Killian lacht.
„Ja, heute klingt schwimmen nach einer guten Idee.“
Freudig stehe ich von der Couch auf und lächle Killian an. „Oh, dann lass uns sofort los! Dann können wir ganz schnell ins Wasser!“ Ich springe Killian entgegen und umarme ihn fest. „Das wird toll. Wir werden so viel Spaß haben.“
„Eigentlich wollte ich bis heute Abend warten, damit mir die Sonne nicht auf den Kopf brennt, während wir hinüberwandern. Außerdem wollte ich mir noch ein oder zwei Häuser ansehen. Wenn wir mehr Vorräte dabeihaben, müssen wir uns am See keine großen Gedanken machen und können länger bleiben.“
Ich rümpfe die Nase. „Aber wir gehen trotzdem noch schwimmen?“
„Sobald das Zelt steht und das Feuer brennt, ja“, verspricht er und versiegelt sein Versprechen mit einem Kuss. „Bist du damit einverstanden?“
„Ja, aber nur, wenn du mir versprichst, dass du mir nicht in allerletzter Sekunde sagst, dass dir das Wasser zu kalt ist.“
Killian lacht. „Ja, gut, ich verspreche es. Selbst wenn es kalt ist, mache ich eine Ausnahme und friere mir für dich meine Eier ab.“
„Klingt gut.“ Ich lasse von Killian ab und öffne die Tafel Schokolade. „Lass uns teilen. Dir kann gute Laune auch nicht schaden.“ Ich breche ein Stückchen Schokolade von der Tafel. Durch die Wärme ist sie nicht so hart wie gewohnt, doch sie schmeckt bestimmt trotzdem gut. „Hier.“ Mit einem Lächeln halte ich Killian das Stückchen an den Mund und er lässt sich von mir füttern.
Ich kann es kaum erwarten, wieder am See anzukommen und endlich mit Killian zusammen zu schwimmen. Schon bei dem Gedanken daran, werde ich ganz unruhig und kann kaum stillstehen.