Du beschließt, vorerst keinen Widerstand zu leisten und rührst keinen Muskel, bis du schließlich in einen leeren Raum geführt wirst. Die weiß gekleideten Männer – jedenfalls hältst du sie für Männer, die weiße Visiere machen es schwer, ihnen Persönlichkeiten, Gesichter, Namen, überhaupt Identitäten zuzugestehen – legen dich auf dem Boden ab und verlassen den Raum. Du bleibst eine Weile auf dem kalten Boden liegen, vollkommen bei Bewusstsein und wieder Herr deines Körpers. Nach einer Weile wird es dir unheimlich, auf dem Boden zu liegen. Du öffnest die Augen und stehst auf, siehst sich in dem Raum um. Es ist ein trostloses Zimmer, die Wände sind grau und kahl, in den Ecken unter der Decke hängen Kameras, die auf dich gerichtet sind. In der Mitte des Raumes steht ein Plastiktisch mit zwei Stühlen, einem auf jeder Seite. Auf einem Stuhl sitzt ein Mann und sieht dich geduldig an.
Dir wird schlagartig bewusst, dass deine gespielte Hilflosigkeit nun aufgeflogen ist. Du hättest besser so getan, als ob du langsam aufwachen würdest. Außerdem fragst du dich nervös, wie eine Person so absolut leise sein kann.
Der Mann hat kurzes Haar, schwarz oder dunkelbraun, genau lässt sich das bei der Kürze nicht sagen. Er wirkt älter, vielleicht, vierzig, fünfzig, sechzig – oder dreißig, du kannst es wirklich nicht sagen. Das Haar weicht an seinen Schläfen leicht zurück, doch sein Gesicht ist ausdruckslos und ebenmäßig, sprich: faltenlos. Er hat ein perfekt rasiertes Kinn, einen durchschnittlichen Körperbau – weder groß noch klein, weder dünn noch dick – der von einem grauen, faltenlosen und perfekt sitzenden Anzug umhüllt wird. Der Anzug sitzt so perfekt, dass du dich aus irgendeinem Grund an ein Gefängnis aus dunkelgrauem Stoff erinnert fühlst. Die schwarze Krawatte wirkt auf dich wie eine Würgeschlange.
Du sagst …
- „Ähm, hallo.“ Kapitel 599:
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- „Wo bin ich? Wer sind Sie?“ Kapitel 596: