„Wer … bist du?“, fragst du und heftest deinen Blick fest auf die schwarze Kapuze. Der Vollstrecker rührt sich nicht. In dem Raum wird es absolut still.
Dann hörst du etwas wie einen feinen Atemzug.
„Paul“, haucht es aus der schwarzen Kapuze. „Ich heiße Paul.“
Der Vollstrecker macht ein paar taumelnde Schritte nach hinten. Du starrst ihn an, wie er sich an die Brust greift. Fast fürchtest du, dass er einen Anfall hat und gleich stirbt.
„Das hat mich noch nie jemand gefragt“, murmelt der Vollstrecker erschüttert.
„Niemand?“, echost du. „Was ist das für eine Welt, in der du lebst?!“
„Eine traurige“, sagt der Vollstrecker, als würde er es jetzt erst erkennen. „Eine sehr traurige Welt. Ich war glücklich. Bis eben. Bis du mir … die Augen geöffnet hast.“
„Das tut mir leid“, sagst du kleinlaut. Du wolltest nur wissen, woher der Vollstrecker – Paul – so viel über die Weltenwanderer weiß, und keine Lebenskrise auslösen.
Plötzlich springt Paul auf dich zu. Ehe du überhaupt erschrecken kannst, hat er deine Fesseln gelöst und drückt dir einen Gegenstand in die Hand. Es ist ein silberner Griff wie von einem Kippfenster in deiner alten Schule.
„Öffne die Tür, Weltenwanderer“, haucht Paul dir ins Ohr. Du hörst, wie ein schriller Alarm irgendwo losgeht. Verwirrt starrst du auf den Griff, aber Paul rennt bereits zur Tür und wirft sich dagegen, sodass sie nicht aufgeht. Du hörst, wie von Außen dagegen gehämmert wird.
„Los, Weltenwanderer!“, brüllt Paul. „Du hast mir die Augen geöffnet – flieh!“
Du hältst den Griff ratlos vor dich und bewegst ihn, als ob du ein Fenster öffnen wolltest. Mitten in der Luft tut sich eine Öffnung auf und an dem Griff erscheint ein weißer Rahmen mit einer eingefassten Glasscheibe. Du öffnest das schwebende Fenster und siehst einen dunklen Himmel dahinter über einer trostlosen Ebene, durch die etwas wie eine riesige, weiße Wolke schwebt.
„Lauf!“, brüllt Paul. Du siehst, dass die Tür nach innen gebogen wird, dann folgt eine Explosion, deren Macht Paul durch den Raum schleudert. Fetzen von schwarzer Kleidung trudeln durch die Luft und unzählige Polizisten stürmen den Raum.
Du kletterst auf den Rahmen und lässt dich dann nach unten fallen. Du landest auf dem weißen Ding, das sich als gespannter Stoff entpuppt – es ist eine Art riesiger Ballon.
Du hebst den Blick nach oben, in Erwartung, das Gebäude und die wütenden Verfolger zu sehen.
Doch in dem grauschwarzen Nachthimmel schwebt nur der Fensterrahmen ohne Halt in der Luft, du siehst die schwarze Gestalt des Vollstreckers und mehrere weiße Polizisten darin. Dann schlägt das Fenster zu, wohl durch einen Windstoß – und verschwindet.
Du sitzt allein in luftiger Höhe auf dem Balkon. Kein Geräusch ertönt. Kein einziges.
Lausche. Kapitel 877: