Du bist Karja Sturmvogel.
„Fertig“, sagt Elred leise. „Oder willst du ihnen noch etwas ausrichten?“
„Ich habe nichts zu beschönigen.“
Während der Elf die Botschaft ans Bein der Amsel bindet, wendest du dich wieder Brenna zu. Du wischst ihre Stirn mit einem feuchten Tuch ab, um ihr etwas Linderung zu verschaffen.
Seit dem Vorfall im Kanal ist sie nicht wieder zu sich gekommen. Nun fiebert sie unter dem Einfluss eines alchemischen Giftes, das du nicht kennst. Was immer in diesem Rohr war, es wütend nun in ihrem Leib wie ein wildes Tier. Brenna geht es von Tag zu Tag schlechter. Und da fällt es dir schwer, etwas Positives zu sagen.
Elred schickt die Amsel los und kommt zu dir. Er fühlt Brennas Stirn und verzieht besorgt das Gesicht.
„Es wird nicht besser.“
„Nein“, murmelst du. „Es wird schlimmer.“
Ihr seid in der Wildnis. Die Zwerge sind euch auf den Fersen, sodass ihr nicht halten könnt. So reist ihr mit der kranken Brenna weiter, die meist abwechselnd vor einem von euch im Sattel sitzt. Du reitest dabei ihre Duma, der Esel trägt euer weniges Gepäck.
Vor dieser Falle hatte Allyster euch nicht gewarnt. Ihr dachtet, ihr wärt sicher, und genau dann seid ihr in die giftigen Nebel geraten. Du und Elred spürt die Nachwirkungen ebenfalls, aber bei weitem nicht so schlimm wie Brenna.
Ihr habt Husten, leichtes Fieber und fühlt euch allgemein schlapp. Nachts plagen euch Albträume, wenn ihr etwas Schlaf ergattern könnt. Doch Brenna ringt mit dem Tod. Sie ist jeden Tag blasser, verschwitzter und dünner, gleichzeitig trinkt sie kaum und nimmt gar keine Nahrung zu sich. Sie erbricht sie nur wieder.
Du weißt nicht, was du tun sollst. Du kannst nur hilflos zusehen, wie sie von Innen heraus verbrennt. Und dir ausmalen, was Arthrax sagen wird, wenn ihr zurückkommt.
Wärt ihr bloß vorsichtiger gewesen! Wärt ihr bloß hintereinander geritten statt alle zusammen! Wärt ihr bloß durch das Tor geritten!
Elred hat die Amsel losgeschickt und tritt nun zu den Pferden. „Lass uns aufbrechen.“
„Gib ihr doch noch etwas Ruhe“, sagst du mit Blick zu Brenna. „Sie muss sich ausruhen.“
„Sie stirbt, Karja. Wir können nichts tun. Wir müssen sie so schnell wie möglich zu einem Arzt schaffen.“ Elred sieht zum Horizont. „Sie kann sich nicht ausruhen. Jede Stunde zählt.“
Also hievt ihr Brenna auf Duma. Sie hält sich nicht einmal mehr selbst aufrecht, sondern schwankt im Sattel, sodass du sie festhalten und stützen musst. Sie zittert in einem Krampf, den du nicht zu lindern vermagst.
Elred, der den Esel am Strick führt, setzt sich an die Spitze. Ihr gönnt euch und den Tieren nicht mehr als die nötigsten Pausen. Unablässig flüsterst du Brenna ins Ohr, dass sie durchhalten muss.
Wenngleich ihr den Schöpferstein bekommen habt, fühlt es sich an, als wäre eure Mission gescheitert. Denn euer zweiter Auftrag, der wichtigere Auftrag, war es, Brenna zu beschützen.
Jetzt müsst ihr hoffen, dass ihr sie noch rechtzeitig nach Kalynor bringen könnt!
- In der hereinbrechenden Nacht nähert sich mit leisem Knirschen ein Karren der Taverne, der bereits mehr einer Bahre gleicht. Licht fällt aus der Tür, als diese aufgerissen wird und ein Krieger nach draußen eilt. Lies weiter in „Die Söldner von Kalynor: Taverne zum Teufelsochs“, Zum Teufelsochs III.
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Das ist natürlich kein Zwang und du solltest das nur tun, wenn du gerade etwas entbehren kannst.
So oder so bedanke ich mich vielmals für's Lesen!