Emotionen, jeder von uns kommt tagtäglich damit in Berührung. Doch hat sich schon einmal jemand damit auseinandergesetzt, warum sie uns alle begleiten? Kann man sie steuern, oder überwältigen sie uns wie aus heiterem Himmel?
Sehen wir in das Gesicht unseres Gegenübers, erkennen wir mit ein wenig Menschenkenntnis, was derjenige gerade fühlt und noch sehr vieles mehr. Auch der Augenausdruck oder die Körperhaltung können sehr viel aussagen. Nur wenigen gelingt es, Emotionen so zu unterdrücken, dass die Gegenseite nicht daraus lesen kann. Ich glaube aber, so etwas gibt es nur ganz selten – denken wir dabei an das sogenannte Pokerface.
Ich bin eher die Person, die offen und ohne Skrupel ihre Emotionen zur Schau stellt. Ich schäme mich nicht, meine Traurigkeit zu zeigen, oder wie sehr ich mich über etwas freue. Oder wenn ich mich über etwas ärgere. Gerade letzteres finde ich besonders gut, seinen Ärger nicht in sich einzusperren. Schreit heraus, was Euch nicht gefällt. Es heißt nicht umsonst: Der Ärger frisst ihn/sie auf.
Bei meiner Recherche über Emotionen bin ich über den US-amerikanischen Psychologen Robert Plutchik (1927 - 2006) und sein „Rad der Emotionen“ gestoßen. Plutchik hatte sich die Erforschung von Emotionen, Suiziden, Gewalt und Psychotherapie auf die Fahne geschrieben. Außerdem arbeitete er an Universitäten innerhalb und außerhalb der USA.
Laut Plutchik sind Gemütsbewegungen genetisch bedingt. Sie steuern nach seiner Theorie das Verhalten eines Menschen, wie er sich an die jeweiligen Situationen anpasst. Auf dieser Basis hat er sein „Rad der Emotionen“ erstellt. Dieses zeigt alle möglichen Emotionen, die ein Mensch haben kann.
Ich habe mir dieses „Rad der Emotionen“ etwas genauer angesehen. Dabei habe ich entdeckt, dass Plutchik einige Emotionen genannt hat, die ich unter Eigenschaften eines Menschen einordnen würde, wie z.B. streitlustig, oder neugierig. Ich habe nicht verstanden, warum er das tat. Aber ich bin auch keine Psychologin. Genetisch bedingt kann ich teilweise zustimmen. Meine Mutter und ich können unsere Gemütsbewegungen in etwa gleich zeigen.
Ich bin der Meinung, dass Emotionen erlernbar sind. Ein Kind kann nicht wissen, was Trauer ist, wenn es nie gesehen hat, wenn ein Mensch trauert, oder was Liebe ist, wenn es selbst keine Liebe erfahren hat. Und trotzdem kann man im Gesicht eines Kleinkindes unendlich viele Emotionen entdecken und darin lesen wie in einem Buch. Der Umgang mit Emotionen ist meines Erachtens genauso erlernbar. Es gibt, so denke ich, in dieser Richtung noch sehr viel mehr Beispiele, nur wäre es wohl etwas zu viel verlangt, die hier alle aufzuzählen.
Schauen wir uns die beiden Gesichter des Covers an. Der eine ist erstaunt über etwas Schönes oder Unverhofftes. Er reißt die Augen auf, der Mund lächelt. Der andere ist angewidert, ekelt sich vor etwas. Die Augen sind zusammengekniffen, die Mundwinkel nach unten gezogen.
Zwei Emotionen, die unterschiedlicher nicht sein können. Genau wie wir alle, jeder unterscheidet sich vom anderen, nichts ist gleich (eineiige Mehrlinge mal ausgenommen).
Denke ich einfach mal weiter: Wäre es nicht schön, wenn jeder die Emotionen seines Gegenübers einfach lesen könnte? Dann gäbe es bestimmt sehr viel mehr Freude und weniger Kriege auf der Erde.
© Milly B. / 20.06.2021