Was ist verkehrt? Was ist nicht verkehrt? Diese Frage mögen sich wohl unendlich viele Menschen Tag für Tag stellen. Verkehrt ist… Ja, was nun? Darüber habe auch ich mir schon so oft den Kopf zerbrochen. Nur zu einem eindeutigen Ergebnis bin ich noch nie gekommen.
Verkehrt ist, was falsch ist oder erlogen, nicht der Wahrheit entspricht, fehlerhaft ist, regelwidrig ist, dem Richtigen widerspricht. Was zähle ich hier Unmengen von Synonymen auf? Das bringt uns auch nicht weiter!
Vielleicht helfen uns einige Beispiele, den Begriff „verkehrt“ zu definieren.
Fange ich mal an:
· Rauchen ist verkehrt – Für einen ja, für einen anderen nein – also weg damit.
· Lügen sind verkehrt, mal abgesehen von winzig kleinen Notlügen – Da kommt bei mir sofort das große Ausrufezeichen, denn da scheiden sich die Geister. Möglicherweise nicht nur bei mir. Also wieder für einen ja, der scheinbar auch Notlügen für nicht richtig empfindet. Ein anderer sagt dazu nein und lügt wie gedruckt. Für den sind Notlügen wahrscheinlich alltäglich und es wird gelogen, bis sich die Balken biegen, ohne eine Spur von Röte ins Gesicht zu zaubern.
· Falsch abbiegen ist verkehrt – eindeutig ja, aber es kann ja auch einen Umweg gemacht werden, um zum gewünschten Ziel zu kommen. Das kenne ich von SAP. Das geht wirklich, Indianerehrenwort. Aber was ist, wenn es eine Sackgasse ist, in die man einbiegt. Ha! Ja, das ist natürlich ohne Wenn und Aber verkehrt!
· Sich die Unterwäsche verkehrt herum anziehen – eindeutig! Falsch! Das wäre eigentlich auch egal. Es sieht ja keiner. Trotzdem, wer zieht sich schon die Schlüppis verkehrt herum an. Die Nähte könnten an allmöglichen, sehr intimen Stellen drücken und unangenehm reiben. Da hilft eigentlich nur nahtlose Unterwäsche. Außerdem könnte es der Ehemann, die Ehefrau, Freundin oder der Freund sehen. Wie erklärt man denen, warum gerade heute der Schlüppi falsch herum ist. Sie könnten auf falsche Vermutungen kommen. Das wollen wir doch nicht? Oder? Also nein. Ich wieder würde sagen: Was geht’s den an, wenn ich meine Unterwäsche verkehrt herum trage. Ist doch meine Angelegenheit.
· Komme ich in der Mathematikklausur auf ein falsches Ergebnis – ist das verkehrt. Punkt! Aus! Basta! Da gibt es nichts daran zu rütteln.
· Noch was! Schreibt mal das Wort „verkehrt“ verkhert. Sieht doof aus. Meint Ihr das auch? Da wären wir uns einig.
Wenn ich jetzt die Lust dazu hätte, könnte ich auch hier die Liste an falschen oder nicht falschen, verkehrten oder nicht verkehrten Dingen weiterführen. Ich käme nie zum Ende und Euch würde die Lust am Lesen vergehen.
Kommen wir zum Fazit:
Verkehrt ist Ansichtssache. Jeder Mensch denkt anders, hat andere Erfahrungen gemacht, ist anders erzogen worden usw. Jemand, der sehr hohe Ansprüche an sich hat und vielleicht sogar noch sehr gesund lebt, Sport treibt, keinen Alkohol trinkt, nie eine Zigarette angerührt hat, für den ist Rauchen verkehrt, ein Laster, ein NoGo.
Andere denken vielleicht so: Egal, sterben muss ich so oder so. Also auch egal, an was ich sterbe, tot ist tot. Ich rauche weiter, bis die Esse qualmt. (Sorry, etwas sarkastisch, ist aber so).
Meine eigene Definition ist:
Verkehrt ist für mich, womit ich nicht leben kann. Das meinen persönlichen Werten nicht entspricht. Ich verurteile niemanden, der meint, ich liege damit verkehrt. Letzteres ist nicht meine Meinung, sondern die einer anderen Person, die damit leben muss und nicht ich. Es kommt meines Erachtens auch auf die Umstände an, was verkehrt ist und was nicht. Also werden wir uns über die Definition auch weiterhin die Köpfe zerbrechen…
© Milly B. / 18.04.2021