Es fühlte sich gut an, sie in den Armen zu halten. Ein Feuer begann in seinen Lenden zu brennen. Seine Arme umfingen sie. Er zog sie fester an sich, in der Hoffnung darauf, mehr von ihr spüren zu können – viel mehr. Seine Lippen fanden die ihren. Mit bebenden Fingern streichelte er ihren Hals und schob ihr Haar zur Seite…
Das war der Augenblick, in dem Geneviève erwachte. Ihr Atem stockte. Sie sah ihn ungläubig an - war sie doch in der Annahme gewesen zu träumen.
Ihre Bewegung brachte ihn beinahe um den kläglichen Rest seiner Selbstbeherrschung. Die Begierde, die ihn seit langer Zeit quälte, gewann die Oberhand. Er drückte seinen Mund auf den ihren. Es war ein Kuss, der Hingabe verlangte, und somit nicht nur das, was sich ein Mann dank seiner Kraft nehmen konnte.
Als er ihr halbersticktes Stöhnen registrierte, wusste er nicht zu sagen, ob er das als Einspruch oder Zustimmung werten sollte. Aber das war ihm in diesem Augenblick ziemlich egal. Ihre kleinen, zierlichen Hände wanderten über seine Schultern, seine muskulöse Brust… Abrupt richtete er sich auf, versuchte den Ausdruck in ihren Augen zu deuten. Doch die Nacht, die ihn schützte, schirmte auch Geneviève vor ihm ab.
‚Nein!‘, rief er sich zur Räson. Sie sollte seine Frau werden - allerdings nicht auf diese Weise. Er würde sich in Geduld üben müssen.
„Es ist kein Spiel mehr, Geneviève“, sagte er und spürte, wie sie erschauerte.
„Ich weiß.“
„Bist du gewillt, mit mir zu gehen, wenn die Sache ausgestanden ist? Wirst du mir alles von dir schenken?“
„Wirst du denn alles verlangen?“
„Ihr seid ziemlich keck, Mademoiselle. Lass uns absitzen. Wir sind da“, erklärte er und stieg vom Pferd hinab.
„Wo sind wir?“
„Kannst du es nicht erkennen?“
Sie sah die Umrisse eines großen Palastes.
Ungeachtet des schwachen Mondlichts, das nur hier und da die Bäume beleuchtete, erkannte sie sofort, wo sie waren.
„Das ist Versailles. Wieso hast du mich ausgerechnet hierhergebracht?“
„Das wirst du in Kürze erfahren. Jetzt komm. Du siehst aus, als ob du ein schönes, warmes Bad vertragen könntest.“
„Glaubst du, König Louis wird begeistert sein, wenn wir mitten der Nacht in seinem Palast auftauchen - obendrein in einem derartigen Zustand? Was mag er von mir denken, wenn er mich in diesem Aufzug sieht?“
„Mach dir nicht zu viele Gedanken. Der König ist ein sehr verständnisvoller Mann. Du wirst sehen.“
Mit diesen Worten nahm er Geneviève bei der Hand und lief mit ihr zu einem der Nebeneingänge des Palastes.
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