"Geneviève, mein liebes Kind“, erscholl seine Stimme. „Komm zu mir herüber. Es ist an der Zeit, einige Dinge klarzustellen.“
„Eure Majestät“, erwiderte sie, während sie vor ihm in einen tiefen Knicks versank.
„Nicht doch. Lass diese Albernheiten. Geselle dich lieber zu mir und meinem Freund.“
Er wies auf die schwarz gekleidete Gestalt, die in einem der voluminösen Sessel saß, und an deren Oberarm deutlich ein weißer Verband zu erkennen war.
Die Anwesenheit des Königs komplett vergessend, rief Geneviève: „Du bist verletzt!“
Le ombre erhob sich und sah sie an. Das Mitgefühl in ihren blauen Augen vermittelte ihm ein Gefühl der Wärme und rührte ihn auf eine bisher ungekannte Weise.
„Es ist nicht schlimm“, entgegnete er ruhig.
Sie ging zu ihm, um ihn genauer betrachten zu können.
„Tut es sehr weh?“
„Nein“, entgegnete er mit rauer Stimme, weil ihre Sanftheit ihn verunsicherte.
Sie sah bezaubernd aus. Währenddessen seine silbergrauen Augen ihr Gesicht erforschten, nahm er ihre kleine Hand in seine große; hielt sie fest. Dann zog er diese an seinen Mund und küsste ihr Handgelenk.
Die Berührung seines Mundes auf ihrer Haut brachte Geneviève vollends aus der Fassung. Ihr Atem stockte, ihre Lippen öffneten sich, die Knie begannen unter ihr nachzugeben. Ehe sie jedoch zu Boden stürzen konnte, umfingen seine starken Arme ihren Körper.
Geneviève vernahm ein glucksendes Geräusch und wurde sich in diesem Moment der Tatsache bewusst, dass sie ja nicht alleine im Raum weilten.
Sie errötete. Verstohlen schaute sie zu König Louis hinüber.
„Ich bitte vielmals um Verzeihung, Sire.“
„Das musst du nicht. Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich es mich macht, euch beide derart vertraut zu sehen.“ Er lächelte. „Ich denke, mon ami, es ist an der Zeit, dass die Frau, die Ihr liebt und die Euch wiederliebt, erfährt, wer sich hinter der Maske des geheimnisvollen Schattens verbirgt.“
Mit diesen Worten löste er den Knoten des Tuches, welches Le ombre’s Gesicht verdeckte und daraufhin zu Boden fiel.
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