15. Kapitel
Alena erwachte wieder in ihrem heimischen Bett. Die Morgensonne war bereits am Aufgehen und fiel sanft durch die goldbraunen Nachtvorhänge. Heute war Freitag und Alena hatte wieder einmal bis Sonntag frei.
Die neue Oberschwester an ihrem Arbeitsort, war sehr darum bemüht, die Wochenenden gerecht unter allen Mitarbeitern zu verteilen und niemand wurde bevorzugt. Das war bei der vorherigen Oberschwester ganz anders gewesen.
Alenas Inneres war erfüllt von tiefem Frieden und grosser Dankbarkeit. Was sie die letzten Stunden erlebt hatte, war einfach unglaublich gewesen! Sie war so glücklich, dass sie es geschafft hatte, Tenebris wieder zur Besinnung zu bringen. Nun stand der Entfaltung des Wasserdrachen- Reiches nichts mehr im Wege.
Für die Frau war ihre Reise dorthin, auch gleichzeitig eine Reise zu sich selbst, eine Reise zu ihrem wahren Ich gewesen. Bestimmt würde sie jetzt regelmässig im Drachenreich vorbeischauen.
Psychisch, wie körperlich, ging es ihr wieder viel besser und sie war sehr glücklich mit Stefan.
Fast jeden Tag, verschickte sie Stellenbewerbungen an die unterschiedlichsten Branchen, ausser der Pflege. Bisher hatte sich aber noch nicht viel getan.
Alena stand auf, duschte lange und ausgiebig und ass dann gemütlich ein kleines Frühstück. Während sie ihren Kaffee schlürfte, blätterte sie, wie immer, die Stelleninserate durch und fand sogar zwei Inserate, die interessant klangen. Sie schnitt sie aus, wollte aber heute erst mal eine Pause mit weiteren Bewerbungen machen. Am Abend würde auch noch Stefan zu ihr kommen und das Wochenende bei ihr verbringen.
Sie lächelte glückselig vor sich hin, als sie an ihren Liebsten dachte. Er war wirklich ein wundervoller Mann und bisher machte es auch wirklich den Eindruck, dass sie super zusammenpassten. «Wer hätte gedacht, dass ich mit bald vierzig, tatsächlich noch meine grosse Liebe finden würde,» dachte sie bei sich, während sie träumerisch aus dem Fenster blickte.
Gerade fuhr der Postbote mit seinem gelben Motorrad vor und warf die Post in den Briefkasten. Alena zog sich eine Jacke über und holte die Post herein. Noch während des Gehens, schaute sie diese durch und zog einen Brief hervor, der besonders interessant aussah. Sie riss ihn neugierig auf und las dessen Inhalt:
Sehr geehrte Frau Wagner
Vor kurzem hat uns Ihre Bewerbung erreicht und wir wären sehr interessiert daran, Sie näher kennenzulernen. Darum wollen wir Sie gerne zu einem Vorstellungsgespräch einladen…
Alena konnte es kaum glauben. Endlich ein positiver Bescheid! Sofort schrieb sie der betreffenden Firma eine E- Mail zurück und machte einen Termin ab.
Da würde sich Stefan bestimmt sehr freuen, wenn er heute Abend kam.
Tatsächlich verlief das Vorstellungsgespräch dann auch sehr positiv und Alena sollte ihre neue Stelle bereits in zwei Monaten antreten. Damit hatte sie zwar einen Monat lang keine Arbeit mehr, aber sie konnte dafür mit Stefan auf grosse Fahrt gehen. Darauf freuten sich die beiden sehr.
Die Reise, die sie machten, war auch wirklich wundervoll und schweisste sie noch mehr zusammen.
Alena gelangte, dank Stefan, an Orte, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte und sie mochte das Übernachten in dem, doch recht komfortablen Lastwagen, sehr.
Stefan reiste mit ihr durch einen grossen Teil Europas: Nach Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich, Tschechien und sogar in den Norden Kroatiens. Ab und zu stiegen sie auch in Hotels ab.
Dabei fühlten sie sich frei wie Vögel, die einfach dorthin reisten, wo es sie gerade hinzog. Zwar verbanden sie einige Reisen auch mit Stefans Arbeit, aber das störte sie nicht. Zu sehr genossen sie ihre Zweisamkeit und die endlosen Weiten des europäischen Strassennetzes.
Nach ihrer Rückkehr trat Alena ihre neue Stelle an und arbeitete dort eine Weile, bis sie und ihr Liebster genug Geld zusammenhatten, um sich langsam, aber stetig, eine eigene Speditionsfirma aufzubauen. Die Frau machte nebenberuflich sogar noch eine Kurzausbildung zur Bürofachfrau, um Stefan auch optimal zu unterstützen. Ganz natürlich wuchs sie dann mehr und mehr in ihre Rolle als Teilhaberin der neuen Firma herein und schliesslich konnten die beiden sich ein Leben aufbauen, dass sie beide sehr glücklich machte.
Fast jede Nacht, kehrte die Frau in das Reich der Wasserdrachen zurück, wo sie ebenfalls viele wertvolle Aufgaben als Drachenmagierin und Drachenreiterin erfüllte. Das half ihr immer mehr dabei, auch in der irdischen Welt ihr wahres Potenzial zu entfalten. Sie wurde selbstbewusster und merkte, wie die Magie immer mehr, auch in ihr irdisches Leben, Einzug hielt.
«Na?» rief Mondtänzer fröhlich: «Wollen wir einen Rundflug über unser neu erstarktes Reich machen!»
«Klar!» rief Alena, dann schwang sie sich auf den Rücken ihres blaufunkelnden Drachenfreundes und die beiden flogen los!
Ende