Du bist Arthrax Sundergeer.
„Ein Bier, Meister!“, ruft du dem Wirt zu, als ihr in den Schankraum tretet. Totenstille verschluckt die gemurmelten Gespräche der Anwesenden. Man verfolgt euer Eintreten mit nervösem Blick.
Obwohl du dir nach Außen hin den Anschein gibst, die Blicke der Bauern nicht zu bemerken, kannst du doch nicht verhindern, dass dir ein Schauer über den Rücken läuft. Die Stimmung in der Taverne ist angespannter als bei deinem letzten Besuch hier. Angst beherrscht die Menschen hier, ein untrügliches Zeichen des herannahenden Krieges. Als ihr euch setzt, wandern ein paar sogar mit ihren Krügen und Tellern an weiter entfernte Tische.
Der Wirt beeilt sich, dir den bestellten Krug zu bringen. Du kippst das Gebräu in einem Zug herunter, ohne den Geschmack allzu intensiv wahrzunehmen. Mit einem wohligen Seufzer atmest du auf.
„Meine Güte, Arthrax“, sagt Brenna. „Du hättest für uns mitbestellen können.“
„Eine Runde für mich und meine Freunde“, bestellst du und der Wirt eilt davon, als gelte es, die Weltmeisterschaft im Schnellausschank zu gewinnen. Stirnrunzelnd siehst du ihm nach, dann an deiner Kleidung nach unten. Tja, du siehst aus wie ein Halsabschneider, kein Wunder, dass der Wirt sich so panisch verhält.
Du tastest in deiner Tasche nach Goldstücken und wirst erschreckenderweise nicht fündig. Wie vor den Kopf geschlagen versuchst du, dein Entsetzen zu verbergen. Wo ist dein Geld hin? Scheiße, während der langen Tage in der Wildnis hast du ganz vergessen, wie das Leben in der Zivilisation eigentlich funktioniert.
Brenna sitzt dir gegenüber. Plötzlich zuckt sie zusammen und zieht etwas aus ihrem Wams.
„Das hab ich ganz vergessen. Hauptmann Falur hat unseren Lohn hier hinterlegen lassen. Jedenfalls die erste Hälfte davon.“
Der Beutel, den sie auf den Tisch knallt, verursacht ein ermutigendes Klingeln. Du grinst breit und brüllst zum Wirt: „Ein Bier für jeden im Raum! Geht auf mich!“
Einen Moment herrscht Stille, dann erklingt Jubel und die anderen Trinker prosten dir zu. Schlagartig ist die Atmosphäre umgeschlagen. Es wird wieder gelacht, gescherzt und gefeiert.
Allyster wirft dir einen strengen Blick zu. „Du solltest unseren Lohn nicht alles auf einmal verprassen, Arthrax.“
„Lass ihn machen.“ Ausgerechnet Elred springt dir zur Seite. „Wer weiß, ob wir die nächsten Tage überleben. Es steht Krieg bevor und wir müssen zurück in die Jenseitslande.“
„Na, du bist mir ein richtiger Hofnarr“, knurrst du ernüchtert. Du bist froh, dass der Wirt jetzt euer Bier bringt, bevor er loseilt, um alle anderen zu bedienen. Mit düsterem Blick packst du den Henkel und stürzt das Gesöff herunter. Du wischst dir den Mund und rülpst laut. Allyster bedenkt dich erneut mit einem strengen Blick, aber ehe der alte Magier etwas von Tischmanieren labern kann, gibt Brenna einen noch lauteren und längeren Rülpser von sich. Ihr seht einander an und lacht.
„Hüaaargs!“, sagt Aji und bringt mit viel Mühe ein Geräusch zwischen Würgen und Schluckauf zustande.
Allyster versetzt dem Jungen einen Klaps auf den Hinterkopf. „Guck dir das gar nicht erst ab!“
Du nimmst dir einen neuen Krug, trinkst: Munition für einen Donnerrülpser, der beinahe den Erdboden erzittern lässt. Karja und Brenna trinken ihre Krüge fast zeitgleich in einem Zug leer und antworten mit einem Rülpsduett.
„Was für ein Engelsklang!“ Du lachst dröhnend und klopfst dir auf den Schenkel. In Länge und Lautstärke konnten es die beiden Frauen diesmal nicht mit dir aufnehmen, also bist du guter Dinge. Außerdem hat Karja sich gerade deinen Respekt verdient. Womöglich kannst du sie doch ganz sympathisch finden, obwohl sie eine Piratin ist.
„Hicks.“
Du drehst dich verwundert um und begegnest einem leicht panischen Blick aus Elreds Augen. Der Elf hat sich die Hand vor den Mund gepresst.
„Was war das?“, fragst du mit einem fiesen Grinsen.
„Ni-hick!-chts“, stammelt Elred.
Du musst lachen. „Spitzohren können Schluckauf kriegen?“
Elred schüttelt heftig den Kopf. Karja und Brenna lachen noch lauter. Elred muss erneut hicksen.
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Wenig später habt ihr einen köstlichen Braten bestellt, der dampfend auf dem Tisch steht. Dein Blick ist bereits leicht verschwommen, aber du bist dir relativ sicher, dass es sich bei dem Fleisch um einen Keiler handelt. Die Mahlzeit ist wirklich köstlich, und das liegt nicht nur an deinem ausgehungerten und inzwischen stark besoffenen Zustand. Der Wirt macht sich offenkundig nicht die Mühe, die Kotze vom Boden zu kratzen, aber kochen kann er wie kein zweiter!
„Also!“, verkündest du und schlägst mit der flachen Hand auf den Tisch. „Ich hab gehört, morgen bekommen wir königlichen Besuch. Was tun wir mit dem angebrochenen Feierabend?“
„Wir müssen unsere nächste Expedition planen“, sagt Allyster. „Und alles besprechen, was wir über die Schöpfersteine und ihre Funktion wissen. Und über die Jenseitslande.“
Am Tisch ist es still geworden. Ihr starrt den Zauberer entgeistert an.
„Bäh“, tust du deine Meinung kund.
„Ich kenne ein paar Trinkspiele!“, schlägt Karja vor und erhält gleich einen weiteren fetten Pluspunkt bei dir.
„Yeah!“ Du prostest ihr zu.
„Wie wäre es – hicks! – mit Schlafen?“, fragt Elred und reibt sich die Schläfen. Sein genervter Tonfall wird durch den Schluckauf zunichte gemacht.
„Noch langweiliger als Allyster!“, kommentierst du.
Die Geschichte nimmt ihren Lauf.
- Allyster setzt sich durch und ihr plant eure weiteren Schritte. Lies weiter bei Kapitel 7.
[https://belletristica.com/de/books/9708/chapter/122392]
- Karja setzt sich durch und ihr feiert. Lies weiter bei Kapitel 8.
[https://belletristica.com/de/books/9708/chapter/122393]
- Elred setzt sich durch und ihr geht nach oben. Lies weiter bei Kapitel 19.
[https://belletristica.com/de/books/9708/chapter/122404]
Statuseffekt: Du bist betrunken. Das kann später Konsequenzen haben.