Du bist Aji.
Nur Brenna und Arthrax haben außer dir bereits reagiert. Elred hat das Tigerauge umfasst, Allyster ist noch völlig geschockt. Dein Mentor wird alt!
Karja tastet erst nach ihrem Säbel, als ihr bereits vorspringt. Daran merkt man die Ausbildung, die ihr als Söldner durchlaufen habt. Eine Ausbildung mitten im Gefecht, in der harten und unbarmherzigen Schule des Krieges. Ein Söldner darf nicht zögern, nicht zweifeln – das könnte sein Tod sein.
Diesmal ist es geradezu einfach. Das Tigerauge verschafft euch all die Zeit, die ihr benötigen könntet. Du suchst dir das Fischauge aus, den hageren Mann der beiden, die dich gestern beschimpft haben, und ergreifst den Obsidianspiegel, den du bereits unter dem Hemd trägst.
Diesmal hältst du dich nicht zurück, denn das ist keine Präsentation vor deinen Freunden. Stattdessen konzentrierst du dich mit aller Macht auf die Gedanken des Mannes, die der Schöpferstein dir zugänglich macht.
Eure Gegner stolpern und sehen sich verwirrt um, noch immer extrem verlangsamt. Arthrax hat euch drei unsichtbar gemacht und Brenna scheint ebenfalls mit dem Imperial etwas zu bewirken. Du konzentrierst dich allein auf den hageren und schickst alles los, was du hast. Visionen von Spinnen und reißenden Wölfen, von toten Familienmitgliedern und geschändeten Töchtern. Blutige Gestalten erscheinen rings um den Kerl herum, sodass du beinahe Mitleid mit ihm haben könntest. So lässt du jedoch nur erbarmungslos weitere Schreckensvisionen erscheinen. Drachen mit aufgesperrtem Rachen, angreifende Monster der Jenseitslande, Soldaten Kalynors. Wovor sich dieser Mann alles fürchtet! Du siehst sogar Karten herumwirbeln und große Goldstapel, vermutlich Spielschulden, die er gemacht hat. Die Bilder wählt der Obsidianspiegel für dich aus, obwohl du ihn auch zu von dir gewählten Visionen lenken könntest, wenn du wolltest. Doch aktuell lässt du den Stein – oder besser, die Fantasie deines Gegners – bestimmen.
Du musst gar nicht viel machen. Fischauge strauchelt, siehst die Visionen um sich her erscheinen und greift sich an die Brust. Zuckungen schütteln seinen Körper. Du hast es wohl etwas übertrieben, aber du hattest auch ein Opfer mit einem schwachen Geist und noch schwächerem Herzen.
Für einen Moment spürst du die Wärme des Ametrins, als der Stein ein potentielles Opfer seiner Totenmacht wahrnimmt. Dann lässt du beide Steine los und trittst neben Fischauge. Der Mann liegt mit verzerrtem Mund, die Augen nach oben verdreht, im Schlamm der regenfeuchten Straßen. Seine Glieder sind verkrampft, Schaum steht vor seinen Lippen.
Das war wirklich kein schönes Ende …
Du siehst zu deinen Gefährten.
- Zu Brenna. Lies weiter in Kapitel 27.
[https://belletristica.com/de/chapters/342060/edit]
- Zu Arthrax. Lies weiter in Kapitel 28.
[https://belletristica.com/de/chapters/342061/edit]
- Alle Feinde sind besiegt. Lies weiter in Kapitel 30.