„Wir tun es“, sagt der Krieger, der der Anführer der kleinen Gruppe zu sein scheint.
Du atmest auf. Für einen Moment hattest du Sorge, dass sie sich weigern würden.
„Aber wir gehen nicht ins Feuerland“, legt der Kämpfer fest.
„In Ordnung.“ Das kannst du akzeptieren. „Wenn wir alle anderen Schöpfersteine hätten, brauchen wir den Aventurin sicherlich nicht mehr. Ihr wisst, wo ihr die anderen Kristalle findet?“
„Einer ist in Flutheim, der andere in Oylen ja Bereenga“, erklärt die zweite Frau. Die Piratin Karja scheint nun zur Gruppe zu gehören. Du wirst dem Urteil der Söldner vertrauen müssen, auch wenn es dir missfällt, dass Fremde in die wichtigste Mission in Kalynors Geschichte eingeweiht sind. Erst recht Fremde aus den Jenseitslanden!
„Flutheim und die Dschungel“, wiederholst du. „Das ist schwierig.“ Sie liegen genau entgegengesetzt.
„Wir haben bereits einen Plan“, sagt der dunkelhäutige Magier. „Wir werden uns aufteilen, so wie immer.“
Die Blicke, die am Tisch gewechselt werden, verraten dir, dass dieser Plan nicht gänzlich einstimmig gefasst wurde. Aber das ist der einzige Weg. Die Jenseitslande wissen schließlich, dass deine Spione hinter den Steinen her sind. Wo auch immer sie zuerst hingehen würde, das andere Land würde die Grenzkontrollen verstärken, denn es wüsste, dass sie kommen würden.
Also müssen sie an zwei Stellen zugleich zuschlagen.
Du nickst den Plan also ab. „In Ordnung. Ich werde Hauptmann Falur bescheid sagen. Er wird euch auszahlen. Benötigt ihr sonst noch etwas?“
Die sechs tauschen Blicke, um sich erneut stumm abzusprechen. Daran erkennst du, dass du Profis gewählt hast. Sie verschwenden keine unnötigen Worte, jedenfalls nicht in deinem Beisein. Das ist eine Taktik, die ihnen auch beim Feilschen zugute kommt, doch bestimmt im Kampf ihre größte Stärke entfaltet. Es ist vorteilhaft, wenn man sich abstimmen kann, ohne dass der Feind die Taktik mithört.
„Nein, danke“, sagt der Elf schließlich, der sich bisher eher im Hintergrund gehalten hat. „Unsere Waffen funktionieren, mehr brauchen wir nicht.“
„Nicht einmal besser Waffen? Gold soll nicht das Problem sein.“
„Mit Verlaub … alles, was Ihr auf die Schnelle besorgen könnt, wäre von minderer Qualität oder nicht an uns angepasst. Diese Waffen hier leisten uns seit Jahren treue Dienste. Um uns an neue Waffen zu gewöhnen, reicht die Zeit nicht – und das könnte uns im Kampf zum Verhängnis werden.“
Du neigst den Kopf. „Ihr wisst das am besten, keine Frage.“ Schwungvoll schiebst du den Stuhl zurück, schlägst die Handflächen auf den Tisch und stehst auf. „In Ordnung. Wenn ihr sonst keine Wünsche habt, werde ich Falur jetzt informieren.“
Die Söldner stehen ebenfalls auf und verabschieden sich. Sie sind dabei fast ein bisschen zu höflich für deinen Geschmack. Man merkt, dass sie mit den Gepflogenheiten nicht vertraut sind – oder jedenfalls eingerostet, im Falle des Magiers und des Elfen. Außerdem passt es nicht zu ihnen. Und in der Taverne wird solches Gebaren die anderen Gäste nur misstrauisch machen. Entsprechend ziehst du dich bald zurück und verlässt den warmen Schankraum.
Draußen wird es bereits dunkel, der schneidend kalte Wind kündet von baldigem Regen. Fröstelnd ziehst du die Hände tiefer in die Ärmel deines Mantels und die Kapuze tiefer ins Gesicht.
Der Wind heult. Ein Sturm zieht auf. Nicht nur um die Taverne herum, sondern über ganz Kalynor. Ein Sturm, der euer Untergang sein könnte …
- Du verlässt die Taverne zum Teufelsochs. Lies weiter in Kapitel 26.