Du bist Allyster der Sehende.
„Könnt Ihr das noch einmal wiederholen?“, bittest du den Tavernenbesitzer ungläubig.
„Die Nachricht kam irgendwann in der Nacht, ich habe sie erst heute früh gefunden!“, beteuert dieser. „Ihr sollt heute auf jeden Fall hier bleiben und auf einen Kontaktmann warten.“
Welcher royale ‚Kontaktmann‘ das sein wird, wisst ihr beide. Du stößt die Luft aus den Backen. Wie hat Hauptmann Falur bloß so schnell von eurer Ankunft erfahren? Eigentlich hattest du auf etwas mehr Ruhe gehofft. Aber vermutlich gibt es hier Spione, die dich, Aji und Arthrax schon bemerkt hatten. Als dann vorgestern drei weitere Reisende zu eurer Gruppe stießen, wussten eure Auftraggeber bescheid.
Offenbar werdet ihr nun bald wieder aufbrechen müssen, oder euch wenigstens entscheiden müssen, ob ihr weiter nach den Schöpfersteinen jagt.
Du seufzt und nickst dem Wirt zu. „Vielen Dank.“ Dann wendest du dich ab und gehst wieder nach oben.
Auf dein Klopfen hin öffnen deine Gefährten die Türen zu ihren jeweiligen Zimmern. Arthrax ist natürlich mal wieder hoffnungslos verkatert. Der Rest hat sich jedoch scheinbar benommen. Als wenig später alle an eurem Stammtisch versammelt sitzen, sieht nur der Krieger aus, als würde er sich am liebsten übergeben. Der Rest wirkt höchstens etwas müde.
Auch du trägst die Spuren der Nacht. Eines deiner Augen ist geschwollen, deine Rippen schmerzen noch immer. Du hast dich kurzerhand entschlossen, den Selenit um den Hals zu tragen. Du musst den Stein der Visionen häufiger benutzen, um so Vorfälle wie den gestern Abend vorauszusehen. In der Nacht hast du kaum Schlaf gefunden, es dauerte, bis du überhaupt in dein Zimmer gekommen bist.
Erst einmal eröffnest du deinen Gefährten, dass ihr euch später an diesem Tag mit der Krone treffen werdet, was auf mäßige Begeisterung trifft.
„Wie können sie so schnell wissen, dass wir hier sind? Bewacht Hauptmann Falur die Taverne?“, fragt Elred ärgerlich.
Ihr nickt alle schweigend. Viel anders könnt ihr es euch auch nicht erklären. Euer Auftrag ist schließlich auch eine wichtige Mission für Kalynor.
„Ich, ähm …“ Mit einem Räuspern durchbricht Arthrax die Stimme. „Hat eigentlich einer von euch meine Axt gesehen?“
„Was?“, fragst du entsetzt.
Arthrax weicht deinem Blick aus und sieht zu Brenna und Karja. Beide Frauen schütteln die Köpfe, ebenso Elred und schließlich Aji.
„Arthrax?“, fragst du streng wie zu einem Kind, als er schließlich niemanden sonst mehr ansehen kann.
„Ich … ich glaube, ich habe sie gestern auf dem Flur gelassen. Und heute war sie fort!“
„Wie bitte?“ Du kannst es nicht fassen. Wer verliert denn eine Kriegsaxt?! Während du fassungslos den Kopf schüttelst, sinkt Arthrax dir gegenüber immer mehr in sich zusammen.
„Es sind ja nicht so viele Leute in der Taverne“, wirft Aji ein. „Nur einer von denen könnte es gewesen sein!“
„Die Idioten gestern habe ich vertrieben“, wirft Karja ein. „Sonst hätte ich es ihnen durchaus zugetraut. Aber ich glaube nicht, dass die nochmal aus ihrem Zimmer gekommen sind.“
„Wer könnte es dann gewesen sein?“ Brenna sieht ihren Bruder an.
Der überlegt, dann sagt er: „Die Hure? Die hat sich so sehr an mich herangemacht.“
„Möglich“, stimmst du zu. Die Frau fandest du gestern ebenfalls sehr aufdringlich. Im Nachhinein ist es merkwürdig, dass sie sich ausschließlich für Arthrax zu interessieren schien. Er ist zwar ansehnlich, aber normalerweise werden Frauen dieses Gewerbes mehr von Reichtum angezogen.
Eine Kriegsaxt wie die seine lässt sich momentan sicherlich gut verkaufen …
Du springst auf, um …
- … die Frau ausfindig zu machen. Lies weiter in Kapitel 24.
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- … euren restlichen Besitz durchzuzählen. Lies weiter in Kapitel 25.