Vor Erleichterung umarmte er sie und wie bei Mel drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Entschuldige. Ich bin immer gleich so überfürsorglich."
Ein wenig unwillig strich er ihr über die Wange.
"Ich hätte nicht gedacht, dass du solche Angst hast. Leider ist es nicht möglich, dass ich bei euch einziehe. Aber wenn du und Mel euch dann sicherer fühlt, könnt ihr gerne eine Zeit lang zu mir." Es war ein ehrlich gemeintes Angebot. Mel schien Luci sehr zu mögen und das färbte praktisch sofort auf ihn ab.
Die zutrauliche Art und Weise, wie er sie sofort in die Arme schloss, verwunderte sie und beschämte sie einen Moment lang, sodass sich ihre Wangen wollig rot färbten. Die Rolle eines großen Bruders hatte Dante definitiv drauf, das merkte sie nun mehr als deutlich. Auch wenn dieses Verhalten beinahe schon sein Todsurteil war.
"Naja, normalerweise bin ich ja nicht so ein Angsthase... Aber wenn ich bedenke, dass ich, wenn etwas passieren würde, Mel auch noch hinterher rennen müsste, um sie zu beschützen, wird mir schon etwas flau im Magen."
Bei dem Angebot musste sie lächeln und fuhr sich kurz durch die Haare. "Irgendwie habe ich wieder das Gefühl, dass du dir das nicht gut überlegt hast, bei Mel mit ihrem Wahn.", schmunzelte Luce und sah ihre Freundin schon durch das ganze Haus jagen, gefolgt vom aufgebrachten Dante. "Aber das Angebot würde ich für meinen Teil gern annehmen... Und ich denke nicht, dass Mel etwas dagegen haben wird..."
"Ich werde meine Arbeit einfach ins Schlafzimmer verlegen und es abschließen, damit Mel nicht dran kommt", lachte er und packte ein paar Sachen ein.
"Ich nehm dich mit zu mir und morgen gehen wir Mel abholen, okay? Willst du auf dem Weg noch etwas zu Essen holen? Zu der Uhrzeit soll Vanilleeis mit Schokosoße und Pommes gut sein."
Er schmunzelte, als er sich seine Tasche umschlang und ihr eine Haarsträhne zurück strich. Die wenigen Kollegen, die derzeit noch auf dem Revier waren schmunzelten leicht. Ob sie Luci für seine Freundin oder Schwester hielten war ihm dabei ziemlich egal.
Wieder musste sie etwas schmunzeln und lächelte, als er ihr die Strähne zurück strich. "Klingt auf jeden Fall sehr lecker.", lächelte sie leicht und nickte dabei. "Hoffentlich wird das die kleine Mel aufhalten, ich glaube, was ihre kleinen Zwänge angeht kann sie nichts aufhalten.", lachte sie leise und sah dann zu den schmunzelnden Polizisten.
Luce fragte sich, woran diese jetzt wohl dachten, jedoch verwarf sie diese Frage ziemlich schnell und wandte sich wieder Dante zu.
Ein wenig wunderte sich die Studentin schon, dass er sie so schnell so vertraut behandelte, jedoch genoss sie es auch ein wenig. Und genau das war gefährlich für sie. Luce musste unbedingt verhindern, dass sie ihm näher kam. Eine Freundschaft mit dem Feind war das letzte, was sie gebrauchen könnte. Das Risiko, sich dadurch irgendwie zu offenbaren, war einfach zu groß. Dennoch... genoss sie es.
Mit der Hand in ihrem Rücken führte er sie durch das Gebäude nach draußen zu seinem Auto. Durch die Fernschaltung hatte er die Türen bereits geöffnet und hielt ihr nun die Beifahrertüre auf.
"Na dann. Wenn ich bitten darf?" Wie ein Butler zeigte er in den Wagen und verbeugte sich leicht.
"Ich werde nun mit ihnen in den Drive-in fahren, my Lady."
Luce schmunzelte und machte einen kleinen Knicks. "Sehr freundlich der Herr.", sagte sie und bemühte sich um ein hochnäsiges Lächeln während sie dem imaginären Stoff ihres Kleides hoch hob und sich auf den Beifahrersitz nieder ließ um sich anzuschnallen. "Ihr seid wirklich ein Edelmann!", lobte sie und unterdrückte sich das Lachen. Diese lockere, unbeschwerte Art hatte nicht jeder, es war wirklich erfrischend und angenehm, so fand Luce.
Leise lachend schloss er die Türe und ging von vorne um den Wagen rum.
"Gut. Dann lass uns los. Wir futtern einfach im Wagen. Versau die Sitze von mir aus wie du willst. Kann man schließlich reinigen."
Sofort gab er Vollgas. Immer wieder blickte er zu Luce. Da sie keine Zeichen von Angst zeigte entspannte er sich langsam.
"Ich freue mich wirklich, dass du dich mir anvertaut hast, Luci. Es ist gut, dass du vorsichtig bist."
Sie sah zu ihm rüber und lächelte sanft. "Naja, wenn man eine Mitbewohnerin hat die fast die ganze Zeit über von ihrem großen Bruder schwärmt, fällt es einem leichter zu vertrauen.", lächelte sie und sah wieder nach vorn. Dass er Vollgas gab ließ sie grinsen, und sie genoss die Geschwindigkeit mit der sie nach vorn schoss. "Vielen dank nochmal dafür, dass ich heute bei dir schlafen darf.", wandte sie sich ihm wieder lächelnd zu, noch immer mit dem Gedanken spielend ein wenig mit ihm zu spielen.
"Kein Problem. Und du wirst das ganze Bett für dich haben. Ich werd einfach auf dem Sofa schlafen."
Er hielt im Drive-in und gab seine Bestellung auf. Tatsächlich wollte er das Softeis mit Schokosoße und Pommes.
"Was darfs für dich sein? Ich zahle."
"Ich hätte gern das gleiche bitte. Und du kriegst das Geld zurück! Und wenn, dann schlafe ich auf der Couch, ich bin immerhin nur Gast.", protestierte sie grinsend und sah zu dem müden Kassierer der mit ebenso müden Augen zu den beiden hinunter blickte und dann die Bestellung weiter reichte. "Bezahlen können sie am nächsten Schalter.", antwortete die müde stimme und wies mit einer trägen Handbewegung nach weiter vorn.
Langsam fuhr er zum nächsten Schalter.
"Kommt gar nicht in Frage. Nimm es einfach an." Er bezahlte und nahm ihre Sachen entgegen, die er an Luci weiterreichte. Erst als sie ein Stücken gefahren waren hielt er an.
"Wenn wir langsam essen bekommen wir den Sonnenaufgang noch mit." Müde rieb er sich die Augen.
"Denkst du, du schaffst das noch? Ich meine du musst noch fahren... Und bist so schon sehr müde...", meinte sie seufzend und öffnete ihre Tür bevor sie ihr Essen raus holte. "Du bist genauso stur wie deine Schwester.", grinste sie dann etwas und begann ihre Pommes in das Eis zu tunken und dann zu essen. Sie liebte die Harmonie aus diesem süßen und salzigen Nahrungsmitteln, es ergänzte sich einfach perfekt. "Wenn du willst kann ich ja nachher weiter fahren, ich mach hier und da immer gern mal ein Nickerchen.", grinste sie schief und sah aus dem Frontfenster zu dem sich langsam erhellenden Himmel. War es wirklich schon so spät?
"Kommt gar nicht in Frage. Bis nach Hause fahre ich noch." Ein wenig freute es ihn, dass Luci seinen Geschmack teilte.
Sobald er fertig war - und er konnte sehr schnell essen - tipte er ihr auf die Schulter.
"Wenn du die Tür zumachst, können wir weiter."
"Stur kopf.", grinste sie und schloss die Tür, bevor sie sich nach hinten lehnte und etwas die Augen schloss. Die Ähnlichkeit zwischen Melanie und ihm war wirklich erstaunlich, zumindest in dem, was sie bereits feststellen konnte.
Luce wusste, dass sich Mel morgen... nachher freuen würde zu ihrem Bruder fahren zu können, und vor allem wenn ihre beste Freundin die Nacht vorher bei diesem verbracht hatte. Auch wenn es für Luce fest stand, dass sie nicht auf diese Art an Dante ran wollte, sah Mel das ganz anders. Ständig erzählte sie davon wie wohler sie sich fühlen würde, wenn sie wüsste, dass ihr Bruder in guten Händen sei. Schmunzelnd schüttelte Lucinda den Kopf und gähnte leise. Da sie um diese Tageszeit eigentlich immer schlief dauerte es nicht lange, bis sie auch hier wieder einschlief, ihr Kopf wurde dabei so schwer, dass er langsam nach links in Richtung Dantes Schulter sackte.
Schmunzelnd sah er sie an. Dabei hatte sie sogar fahren wollen. So sanft wie möglich bremste er ab und schob sie etwas zur Seite. So vorsichtig wie möglich fuhr er zu seiner Adresse, stieg aus und hob sie von der Beifahrerseite aus auf seine Arme. Wahrscheinlich brauchte Luci ihren Schlaf. Auf jeden Schritt bedacht schritt er die Treppen hoch zu seiner Wohnung und brachte sie anschließend gleich ins Bett, zog ihr die Schuhe aus. Schmunzelnd legte er die Decke über sie und strich ihr noch einmal über die Wange.
"Schlaf gut."
Sie zuckte bei seiner letzten Berührung etwas zusammen und griff automatisch, jedoch immer noch schlafend, nach seinem Handgelenk und drückte etwas zu. Sie träumte. In ihrem Traum jagte sie bereits ihr nächstes Opfer, ihr einziger momentaner vorteil: sie war nur im Traum unsichtbar. Leise nuschelte sie unverständliches und verzog erst angestrengt dann amüsiert das Gesicht, ihr Griff lockerte sich jedoch nicht. "Bleib... schön... Hier...~", war das einzige, was man aus dem kichernden Genuschel verstehen konnte.
Irritiert und ein wenig argwöhnisch blieb er wo er war. Verdammt, ihr Griff war ziemlich fest für so ein zierliches Mädchen. "Ich hab doch versprochen, dass ich gehe.", flüsterte er. Aufwecken wollte er sie immer noch nicht. Wo nahm Luci nur diese Kraft her, wunderte er sich und versuchte weiterhin sein Handgelenk zu befreien. Außerdem kam ihm dieses seltsame Kichern doch ziemlich bekannt vor.
Mit einem Lächeln im Gesicht hielt sie sein Handgelenk einen Moment weiter fest, dann lockerte sie ihren Griff etwas und kuschelte sich fest in die Decke ein während sie sich zu einer kleinen Kugel zusammen rollte. Erneut verzerrte sich ihr Gesicht, dieses mal in eine ein wenig schmerzvolle Grimasse. Sie stöhnte leise im Schlaf. "Mist...", nuschelte sie.
Überrascht rieb er sein Handgelenk. Was für ein Griff. Er wollte gerade gehen, als er ihr leises Stöhnen hörte und stehen blieb. Mit so einem Gesichtsausdruck konnte er sie unmöglich alleine lassen. Leise seufzend zog er sich die Schuhe aus und setzte sich ans Kopfende. Sanft stich er ihr immer wieder durch die Haare. Nur für ein paar Minuten wollte er bleiben, bis sie besser träumte nur ein paar...
Wieder zuckte sie zusammen, öffnete dieses mal aber einen Spalt weit ein Auge und wurde etwas rot, als sie bemerkte, dass Dante sie streichelte.
"Dante...?", fragte sie leise und bemerkte, dass sie lag und nicht mehr im Auto saß.
Sie war eingeschlafen... Und das ausgerechnet bei ihm?!
"...Ich hab... Aber nicht im schlaf geredet oder...?"Leise seufzend setzte sich auf. Müde sah sie ihm ins Gesicht. Wäre sie hellwach hätte sie wahrscheinlich misstrauisch ausgesehen, in diesem Punkt freute sie sich über ihre kleine Schlitze die sie nicht weiter aufbekam.
"Mhh?"
Müde öffnete er die Augen.
"Später ich versprechs." Keine fünf Minuten später war der Mitte zwanzig Jährige ganz in seine Traumwelt abgedriftet, rutschte runter und legte sich richtig hin. Unbewusst umfasste er ihre Taille und schmiegte sich an sie.
"Kümmer mich drum. Keine Sorge", nuschelte er ruhig.
Schlaf war alles, was er im Moment noch brauchte.