11. Kapitel
Tankstellen Odyssee
Ich umarmte meinen Mann nochmals und gab mir Mühe meine Tränen diesmal zurück zu halten. «Komm wieder zurück, okay! » sagte ich einfach nur und mein Mann nickte. Dann öffneten wir die Tür und die mutige 8- köpfige Truppe, bestehend aus David, Rick, Pirmin, Karl, Rubius, Mirko, Gezim und Kamillas Mann, ging nach draussen. Alle hielten ihre Waffen und ein grosses Fixleintuch bereit, dass sie über die Zombies werfen würden. Wir schauten ihnen zu, wie sie sich die ersten zwei Kreaturen vornahmen. Mein Mann, Gezim und Rick, stürzten sich auf selbige und warfen das Tuch über sie. Mit vereinten Kräften rangen sie die Zombies zu Boden und zwei andere Männer, schlugen ihnen mit ihren Hämmern noch zusätzlich auf den Kopf, um sie zu betäuben. Sie wickelten das Tuch um sie und banden es unten und oben mit Seilen zusammen. Doch schon kamen die nächsten drei Zombies daher getorkelt und sie mussten sie mit ihren langstieligen Waffen abwehren. Ich schaute ihnen noch lange nach und betete, dass alles gut gehen würde.
Als… etwas Erschreckendes geschah!
Mein Sohn Remo lief auf einmal an mir vorbei und seinem Vater nach. «Papi! Papi! Du kannst doch nicht einfach weggehen! » Ich versuchte Remo zu erwischen, doch er flitzte davon, allerdings direkt dem nächsten Zombie, welcher vom Schulhaus Parkplatz her kam, in die Arme. «Nein! » schrie ich entsetzt. Ich packte den grossen Reisigbesen neben dem Schuleingang und lief Remo so schnell ich konnte hinterher. Brüllend stürzte mich damit auf den Zombie, der meinen Sohn gerade packen wollte. Das Gesicht des Monsters, war entstellt durch eine mehrfach gebrochene Nase und er blutete aus einer tiefen Kopfwunde. Seine Klauen verfehlten Remo nur um Haaresbreite und ich schlug mit dem Stiel des Besens, so heftig ich konnte, zu. Blut spritzte aus dem Mundwinkel des Zombies und dieser taumelte zurück. «Lass- meinen- Sohn- in- Ruhe du Bestie! » brüllte ich und schlug immer wieder zu. Ich war wie in einem Blutrausch. Wenn es um das Leben meines Sohnes ging, dann hielt mich nichts mehr. Die Männer hatten sich nun umgedreht und liefen zurück, um uns zu helfen, doch ein weiterer Zombie stellte sich ihnen in den Weg. Pirmin schlug mit der Rückseite seines schweren Gewehrs gegen dessen Kopf, dass auch dieser taumelte und zu Boden ging. Karl und Mirko warfen sich mit einem weiteren Leintuch auf das Monster und verpassten ihm einen zusätzlichen Schlag mit der Schaufel.
Vom Schulhaus her, kamen nun Mona, Kamilla, Anna, Elina und Mina wild schreiend und gestikulierend dahergelaufen und stellten sich um Remo und mich herum auf. Mit ihren Gartenkrallen und Mistgabeln, hielten sie die Zombies von uns fern, die vom Lärm angezogen wurden. Sie stachen immer wieder nach ihnen und ich drosch weiterhin mit meinem Besen auf die Biester ein. Schliesslich waren die Männer bei uns und mit vereinten Kräften schafften wir es auch, die Zombies um uns herum, ausser Gefecht zu setzen. Doch kaum waren wir ein paar Schritte gegangen, kamen schon die nächsten. Der Weg zurück in die Schule war nun versperrt und so blieb uns nichts Anderes übrig, als weiter zu kämpfen. Mein Mann drückte meinem Sohn einen Stecken in die Hand, dass er sich auch wehren konnte.
Remo erstaunte mich. Er war sehr wehrhaft, trat und schlug um sich. Zum Glück war er vor kurzem auch mal ins Karate gegangen, das kam ihm jetzt zu Gute. So prügelten wir uns durch die Reihen der Zombies, bis zum Tankstellen Parkplatz vor. Im Maschendrahtzaun gab es ein Gartentor, welches wir in der Nacht jeweils schlossen, dass nicht zu viele Leute von der Festmeile, einige hundert Meter weiter vorne, durch das Schulgelände hindurch torkelten. Dieses Gartentor, kam uns jetzt zu gute. Wir schlüpften alle hindurch und schlugen es den restlichen Zombies vor der Nase zu.
«Wenn das so weitergeht, mit diesen Kreaturen, werden wir bald nicht mehr so human vorgehen können, » gab Pirmin zu bedenken. «Es wird hier langsam sehr gefährlich. Wenn die Polizei oder das Militär uns nicht nächstens zur Hilfe kommt, wird es prekär. » «Wir tun einfach was wir tun müssen, » sprach ich mit finsterer Miene. «Jetzt da wir Remo auch dabeihaben, müssen wir ihn um jeden Preis schützen. Ich wäre froh, wenn du mit dem Gewehr etwas in seiner Näher bleibst Pirmin. » «Alles klar, » erwiderte dieser «ich werden keinesfalls zulassen, dass ihm etwas zustösst. «Danke, » sprach ich und legte dem gutherzigen Haudegen die Hand kurz auf den Arm. «Ist doch klar." gab Pirmin zurück "Die Kinder sind unsere Zukunft, darum müssen wir sie schützen. » « Ja, so ist es, » sprach ich.
Da es auf dem Parkplatz jenseits des Zaunes, erstaunlich wenig Zombies gab, waren wir schnell auf dem Tankstellen- Gelände angelangt, wo sich die Zapfsäulen für die Autos befanden. Doch hier erwartete uns ebenfalls ein heilloses Durcheinander. Einige Wagen standen kreuz und quer in der Gegend herum. Menschen sahen wir weit und breit keine. Doch als wir am ersten Wagen vorbeikamen, nahm ich eine Bewegung in dessen Inneren wahr. «Das muss noch jemand drin sein, » sprach ich mit gedämpfter, aufgeregter Stimme. Die Männer kamen näher, ihre Waffen sicherheitshalber erhoben und warfen einen Blick ins Innere des Wagens. Dort war tatsächlich noch eine Frau drin. Wir sahen ihr Gesicht nicht, denn ihr Haupt war gesenkt. «Hallo? » rief ich «Geht es ihnen gut? » Keine Reaktion… Doch die Frau bewegte sich noch. Vielleicht war sie schwer verletzt? «Hallo! » rief ich noch einmal. Noch immer nichts. «Soll… ich mal aufmachen? » fragte ich. Die Männer überlegten einen Moment, doch Karl meinte schliesslich: «Wenn sie verletzt ist, können wir sie ja nicht einfach im Stich lassen. «Dann versuche ich die Tür mal zu öffnen, » gab ich zurück. «Wir geben dir Deckung! » sprach David und er und die andren machten sich kampfbereit. Langsam… ganz langsam betätigte ich die Türfalle. Es war nicht abgeschlossen. Ich öffnete zum Äussersten angespannt die Autotür und die Männer richten ihre Waffen auf die Frau. «Hallo? » frage ich nochmals zaghaft und wartete einen weiteren unendlich scheinenden Moment ab. Doch die Frau gab nur ein leises Seufzen von sich. «Wir sind da um ihnen zu helfen. » sprach Pirmin und stupste die Wagen- Insassin mit dem Gewehrlauf leicht an.
In diesem Augenblick, hob diese den Kopf und ich schaute in zwei blutunterlaufene Augen, die durchzogen waren, mit schwarzen und roten Adern. «Sie ist ein Zombie! » schrie ich und machte einen Satz zurück. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Die Frau fletschte ihre Zähne und wandte sich uns knurrend zu. Ihr Krallen schnellten vor und griffen nach uns, doch ein Schuss zerriss die Stille! Die Frau sackte ich sich zusammen und regte sich nicht mehr. Ein blutiges Loch klaffte in ihrem Kopf. Pirmin hatte sie erschossen. «Warum hast du das getan?» fragte Karl ungehalten. «Wir hätten sie doch einfach im Wagen einsperren können. Musstest du gleich schiessen? » Pirmin stand der Schweiss auf der Stirn und er hatte seinen starren Blick, auf die gerade abgefeuerte Waffe gerichtet. «Das… wollte ich eigentlich nicht… ich bin einfach durchgedreht, als mir klar wurde, dass sie eines dieser Monstren ist. Ausserdem… sie wäre irgendwann da raus gekommen und dann wäre sie erneut eine Gefahr für uns und andere geworden. » Karl schwieg, was konnte er dieser Begründung schon entgegenhalten? Pirmin hatte vermutlich recht und doch waren wir tief erschüttert. Einen Moment lang schwiegen wir alle und ich legte den Arm um meinen, nun weinenden, Sohn. Er hätte niemals so etwas sehen sollen.
Doch viel Zeit, um ihn zu trösten, blieb uns nicht. Wir mussten schnellstmöglich die Lebensmittel beschaffen und dann wieder in die Schule zurück. Vorsichtig und langsam, näherten wir uns dem Tankstellenshop, welcher ganz verlassen zu sein schien. Wir rüttelten an der Tür. Sie klemmte irgendwie und wir mussten uns ziemlich anstrengen, um sie aufzustemmen, doch es gelang uns schliesslich. Als wir eintraten, zuckten wir zusammen. Ein lebloser Körper lag zu unseren Füssen und irgendwer hatte ein Regal vor die Tür geschoben. War der Tote der sich hier befand, womöglich gar selbst gewesen? Pirmin machte sein Gewehr schussbereit und Rubius drehte das Opfer vorsichtig auf den Rücken. Es war eine Frau, die schon lange an der Tankstelle arbeitete. Ihr Haar war lang und dunkel, sie war gross und eher etwas kurvig. Ihre Augen blickten starr und waren ebenfalls mit den schwarzen und roten Adern durchzogen, welche sich von ihrer Pupille her sternförmig über ihre ganze Bindehaut ausbreiteten. Dennoch schien sie wirklich tot zu sein, denn sie regte sich nicht mehr. Ihr ganzer Körper war übersäht mit Bisswunden und ihre Kehle, wie bei allen, aufgerissen.
«Bindet ihr vorsichtshalber ein Tuch um den Kopf, » sprach mein Mann. «Falls sie doch noch nicht wirklich tot ist! » Rick und Gezim nickten und taten wie ihnen geheissen. «Wir müssen sehr vorsichtig sein, » gab ich zu bedenken «Wenn diese Frau gebissen wurde, kann es gut sein, dass noch mehr Zombies hier drin sind. » Alle nickten zustimmend und während die einen begannen die ersten Lebensmittel einzusammeln, schauten sich die andern genauer um. Ich packte eben mehrere Pakete Toast in meinen Rucksack, als mein Blick auf das Gestell mit den DVD’s und Blue Ray Disc’s fiel. Aus reiner Gewohnheit gab ich dem drehbaren Gestell einen kleinen Schubs und sogleich fiel mir eine DVD ins Auge. Es war Resident Evil Teil 10. ;-). Eine Zombiestory, die einfach nie ein Ende nahm. Würde wohl unsere eigene Zombiestory auch so eine endlose Geschichte werden? Würde die Welt früher oder später von Untoten überrannt werden, wie im Film? Ich hoffte es nicht. Ich überlegte einen Augenblick, dann steckte ich die DVD ein. Vielleicht konnten wir ja durch sie, die eine oder andere Anregung für unseren Kampf gegen die Zombies erhalten.
Schreie drangen auf einmal an mein Ohr «Hier drin ist einer! » Alle liefen sogleich in die Richtung, aus der die Rufe kamen und wir fanden Rick und Gezim wild kämpfend, gegen eine der schrecklichen Kreaturen vor. Es war erneut eine Frau. Wild knurrend und geifernd, griff sie die beiden jungen Männer immer wieder an. Diese wehrten sie mit allem ab, was sie bei sich trugen. Gezim schoss ihr sogar eine Ladung Gas in die Augen, doch das bewirkte kaum etwas. Das Zombieweib, taumelte nur ein wenig zurück, schüttelte sich leicht und griff erneut an. Rick schlug ihr mit der Eisenstange heftig gegen den Kopf und Gezim stiess ihr seinen Spaten in den Bauch. Doch das alles zeigte keine dauerhafte Wirkung. Das hier war unbestritten ein sehr zickiger Zombie. Die anderen Männer und auch teils Frauen, eilten Rick und Gezim zu Hilfe. «Ich kenne diese Person gut, » sprach Mona zu mir «Das ist die Chefin der Tankstelle. Sie ist eine ziemliche Zicke, aber ich hörte, dass sie vor kurzem gekündigt hat. Es erstaunt mich nicht, dass sie so aggressiv ist. War auch in ihrem vorherigen Leben nicht anders. »
Während mein Mann, Karl und Mirko, das Zombieweib zu Boden rangen, sie fesselten und ihr ein Tuch über das wilde Haupt warfen, merkten Mona und ich nicht, dass sich von hinten eine weitere Bedrohung näherte…