Es war kein besonders angenehmer Tag, den Salim sich zum Weiterziehen ausgesucht hatte. Nicht, dass es großartig etwas zum Aussuchen gegeben hätte, denn hierbleiben war absolut keine Option. Er konnte die Gefahr noch immer riechen, selbst dann noch, als seine Angreifer sich schon längst außer Reichweite befanden. Ihren üblen Gestank nach Blut, Tod und Verderben.
Der Luchs leckte sich schnell über die Schnauze und beschleunigte seine Schritte. Weg von dem unheilvollen Platz, einfach nur fort. Kein einziges Mal blickte er zurück.
Er hatte Glück, dass die beiden Wölfe, die ihn ohne jede Vorwarnung angegriffen hatten, bereits einige Spuren von Kämpfen an sich trugen und so nicht besonders schnell und wendig waren. Salim war sich bewusst, dass er ihnen nur deshalb entkommen hatte können. Mit einem Wolf hätte er es vielleicht noch aufnehmen können, aber zwei solche blutrünstige, gesunde Monster hätte er niemals besiegen können. Nicht einmal mit all dem Wissen über Kampftechniken, das er sich angehäuft hatte.
Adrenalin strömte noch immer ohne jegliche Barriere durch seinen Körper, machte die Schmerzen der kleinen Verletzungen und Kratzer, die die Klauen der Wölfe auf seinem Pelz hinterlassen hatten, erträglich. Sein Atem ging schnell.
Dann plötzlich stockte er und Salim hielt inne. Ein weiterer Gestank mischte sich in den des vergangenen Kampfes und dessen Spuren. Ein Geräusch zwängte sich in seine Gehörgänge, machte schreiend auf sich aufmerksam, auch wenn wahrscheinlich das Scharren einer Maus im Erdboden lauter gewesen wäre, als das, was dort so kläglich zu leben versuchte.
Vor Salims innerem Auge tauchte ein Bild auf, das sich aus all den Geräuschen zusammensetzen ließ. Die Bäume, deren Blätter sich raschelnd im Wind wiegten, Büsche, ein Fluss in weiter Entfernung. Fell, das irgendwo ganz in der Nähe zerzaust wurde von den sanften Böen der Luft. Es hob und senkte sich in zaghaften, aber schweren Atemzügen und der Kuder erkannte, dass es sich um ein Tier handeln musste. Einer der Wölfe, der nun halb tot irgendwo im Dickicht lag?
Salim drehte seine Ohren in alle erdenklichen Richtungen, doch die Farbe oder genaue Form des Tieres konnte er nicht ausmachen. Er runzelte leicht die Stirn und machte einige Schritte nach vorne.
Er wusste jetzt schon, dass er es bereuen würde, das zu tun, was ihm in seinen Gedanken herumschwirrte. Und trotzdem konnte er einfach nicht anders, setzte sich in Bewegung und steuerte direkt auf den Ursprung der Klänge zu.