Salim umrundete die Bäume und Sträucher, die den verletzten Glen flankierten und hinter denen er Schutz gesucht hatte. Vielleicht nicht das beste Versteck, doch war die spärliche Deckung noch immer besser als auf einem freien Feld zu liegen. Es war schließlich nicht ausgeschlossen, dass die beiden Wölfe zurückkamen, um den Luchs endgültig zu erledigen und ihn aufzufressen. Es lagen magere Zeiten, die Zeit des Todes, hinter ihnen und es würde sicherlich kein großes Wunder darstellen, wenn es die Raubtiere auch auf Luchse abgesehen hätten. Auch wenn man sie weder hören noch riechen konnte.
Doch Salim fand einen zwar erschöpften, aber noch lebenden Glen vor. Geräuschvoll und vor allem langsam, um ihn ja nicht unnötig zu erschrecken oder seine nicht sichtbaren Grenzen zu übertreten, trat er näher und ließ seine gefundenen Heilpflanzen vor die Schnauze des Verletzten fallen.
„Breitwegerich und Ulmenrinde“, murmelte Salim und Glen signalisierte ihm mit einem kurzen Zucken seines Ohres, dass er ihn gehört hatte.
Dann passierte für einige Herzschläge nichts mehr und eine unangenehme Stille breitete sich aus. Salim wartete darauf, dass sich sein Gegenüber anfing zu regen, um seine Wunden mit den Kräuter zu versorgen. Doch dieser tat nichts, hielt seine Augen nur einen Spalt breit geöffnet und starrte auf die Pflanzen.
Salim räusperte sich kurz, als die Stille zu erdrückend wurde, als dass er sie noch länger aushalten hätte können und entschied sich dazu, selbst zur Tat zu greifen. Das gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Er wollte diesen Kuder nicht berühren und womöglich irgendeine überraschende Reaktion auslösen, die ihn seinen Kopf kosten konnte. Oder zumindest einiges an seinem Blut.
Trotzdem nahm er, allerdings erst nach erneutem Zögern, den Breitwegerich in den Mund, kaute ihn kräftig durch und drückte ihn dann auf die Wunden des Verletzten.
Glen stieß ein aggressives Knurren aus und Salim wich unwillkürlich einen Schritt zurück.