»In der Tiefe des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer lebt.«
- Albert Camus
Mein Name ist Fra Glich und ich spreche heute mit der hobbymäßigen Autorin @Tiane. Herzlich Willkommen, schön, dass du da bist! ;)
Stell dich doch bitte mal vor.
Guten Morgen.
Danke für das Interview, doch womit fange ich an?
Ich bin Tiane, was nur eine leichter Veränderung meines richtigen Vornamens ist, die ich im Grunde nicht mag. Aber ich konnte mich nicht wehren, irgendwann fingen Freunde an, mich Tiane zu nennen, und ich übernahm es.
Ich bin 55 Jahre alt, sehe aber, selbstverständlich, mindestens 10 Jahre jünger aus. Schade, dass ich kein Beweisfoto beifügen kann.
Aber selbstverständlich, das kann ich nur bestätigen! ;D
Ich reise gerne, lebe seit über 30 Jahren mit der Liebe meines Lebens zusammen, wir haben drei Katzen und wohnen am Niederrhein. Seit 10 Jahren bin ich vorzeitig pensionierte Beamtin. Ich habe im Landesdienst noch lange nach einem Dienstunfall gearbeitet, den ich vor 26 Jahren erlitt. Seither sitze ich im Rollstuhl.
Früher, vor gefühlt 1 Millionen Jahren, habe ich Geschichte und Philosophie studiert, wovon kaum noch etwas übrig ist, bis auf meine exzessive Leidenschaft für die Geschichte der normannischen Eroberungen Süditaliens im 11 Jahrhundert, worüber ich u.a. historische Satiren schreibe. Generell schreibe ich viele Satiren oder zumindest humoristische Texte, denen aber häufig zweierlei unterliegt: Ein ernsthafter Kern oder ich mache mich über mich selbst lustig. Das mache ich gerne, denn ich denke zu viel. Ich denke über die unmöglichsten Dinge nach, höre nie zu lernen auf, und würde nie annehmen, alles zu wissen. Niemand kann das, viele denken es.
Das heißt, ich kann prima über mich und meine Unzulänglichkeit lachen und komme am besten mit Menschen klar, die über Selbstironie verfügen. Die dürfen sich auch über mich schlapp lachen. Ich lache mit.
Da ich normalerweise über keinerlei Geduld verfüge, ist es erstaunlich, wie geduldig ich mit Menschen bin. Ich bin zuerst nicht leicht zu verletzen. Ich bin nicht leicht zu verletzen, weil ich geduldig mit Menschen bin, und ich ihnen immer zugestehe, dass ich nicht weiß, was bei ihnen aktuell schief läuft. Es dauert also irrsinnig lange, bis mir der Kragen platz. Aber wenn es passiert, bin ich wahnsinnig nachtragend. Dann wird es nie wieder gut. Mir ist unklar, ob das eine Schwäche ist – vermutlich. Obwohl das vorherige Erdulden sicherlich als Stärke angesehen werden kann.
Ja, ich bin sicherlich nicht einfach. Dabei könnte es so einfach sein, weil ich empathisch bin und voller grundsätzlicher Menschenliebe. Deshalb schreibe ich. Weil ich letztlich mit jeder noch so kleinen, auch fiktiven Geschichte verarbeite, was ich beobachte.
Es geht gar nicht anders.
Wie kommt es zu diesen vielen Beobachtungen, die in deinen Texten verarbeitet werden?
Ich war als Kind wahnsinnig schüchtern und introvertiert. Heute würde man sagen, dass ich am Rand des autistischen Spektrums zu finden bin. Um herauszufinden, welches die "richtigen" Reaktionen sind, habe ich viel beobachtet und kopiert. Dass ich dadurch schon früh die Bedeutung der Interaktion von Menschen durchschaute, blieb das dann einfach so, obwohl ich heute eher extrovertiert bin. Obwohl ich bei Smalltalk noch immer versage. Ich sehe einfach viel. Vermutlich, weil ich mich selbst so konditionierte (siehe Kindheit), sehe ich leicht hinter Fassaden.
Es scheint mir auch normal, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und Informationen zu inhalieren, die ich miteinander verknüpfe, um dann eine Satire, eine fiktive Slice of life-Story oder etwas anderes draus zu machen. Ich kann das nicht steuern, und manchmal belastet es mich, weil das auch für Nachrichten über historische, politische oder gesellschaftliche Tragödien so ist.
Was ist die größte Herausforderung beim Schreiben, hast du sie schon überwunden? Und was gefällt dir am Besten?
Die größte Herausforderung war für mich, mir und meinem Stil treu zu bleiben, und nicht dem nachzujagen, was als genretypisch erwartet wird. Eine zeitlang versuchte ich das nämlich, und war damit ausschließlich unglücklich bis hin zum totalen Schreibversagen. Überwunden habe ich das, indem ich, das war vor etwas mehr als einem Jahr, mal einfach drauf los schrieb.
So entstand damals eine kleine anspruchslose, aber witzige Kriminalsatire mit der Vermittlerin Antonella Bracco. Ich hatte beim ersten Kapitel keinen Schimmer, wie das nächste aussehen wird. Es ging nur darum, zu schreiben, wie mir der Schnabel gewachsen ist, um herauszufinden, ob ich meinen Stil wiederfinde. Ich fand ihn. Gelegentlich mache ich das heute noch. Dann schreibe ich aus dem Lamäng, wie man inKöln sagt, in 3 Wochen einen ganzen Roman. Das passiert immer nach Phasen großer Verunsicherung, bei der es immer um die größte Herausforderung geht: Niemals nur genretypisch schreiben, nur weil es beliebt ist und erwartet wird.
Genau! Es ist wichtig, sich selbst treu zu bleiben und das auch immer im Hinterkopf zu behalten.
Gibt es Werke, an denen du derzeit arbeitest?
Oh, ja. Ich arbeite an tausend Projekten gleichzeitig. Vor einem Jahr gewann ich eine Anthologie mit der Kurzgeschichte "Limoncello", und seither habe ich sporadisch Kontakt mit der Verlegerin, die eine überarbeitete Version meiner Historien-Satire über Sichelgaita von Salerno lesen möchte. Die Überarbeitung ist zu 80 % fertig.
Aber was mir aktuell sehr am Herzen liegt, ist das Buch "Der Brief", das ich parallel dazu schreibe. Mit der Idee zum Buch erwachte ich morgens, und wenn ich hätte zaubern können, hätte ich das ganze Buch an einem Tag geschrieben. Alles war da. Die komplette Story, die Szenen spielten sich wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Vor allem hat die Geschichte wenig mit den Satiren gemein, die ich sonst schreibe. Und auch sehr wenig mit anderen Büchern, die ich schon verbrochen habe, weil es eine Tragödie und Boys-Love-Stroy in einem ist, die ich, weil ich mich in diese Genre sicher fühle, mit dem Krimigenre transportiere. Aber es geht mir mehr um die Menschen und ihre Schicksale und Intentionen als um die Aufklärung des Falls.
Worauf legst du besonderen Wert beim Erstellen deiner Geschichten?
Den größten Wert lege ich auf die Authentizität der Charaktere. Ich versuche, den Anforderungen gerecht zu werden, die ich habe, wenn ich im Buchhandel ein Buch kaufe, denn ich mag keine eindimensionalen Personen. Ob mir das gelingt, sei dahin gestellt, aber ich mühe mich. Sie müssen Tiefe haben. Ihr Handeln muss nachvollziehbar sein. Sie brauchen eine Geschichte, die sie zu dem/der werden ließ, der/die sie sind. Sie sind nicht ausschließlich gut oder böse, weil Menschen normalerweise nun mal nicht so sind. Nie ist etwas einfach im Leben, von jeder Münze muss jede Seite betrachtet werden, auch die Ränder. Ausschließliche Bösewichte gibt es nur in den Satiren, aber da ist das für mich Okay, weil ich ja absichtlich überzeichne.
Wenn ich eine historische Geschichte schreibe, ist mir die Recherche wichtig. Auch, wenn das im Ergebnis oft nicht bemerkt wird, weil ich die Story selbst so salopp dahin schreibe, aber mir ist es wichtig. Ich lege wert darauf.
Du hast schon Satiren, historische Geschichten und Kriminalromane angeschnitten - aber wie legt man sich überhaupt auf ein Genre fest, wenn man mit dem Schreiben beginnst? Wie gehst du dabei vor?
Ich lege mich nicht fest, ich überlasse das meiner Stimmung. Es wird immer eine Satire, wenn ich mich maßlos über etwas ärgere. In Kurzgeschichten geht es meist um etwas Gesellschaftliches, Soziales, Aktuelles, oder um Erfahrungen mit Menschen. Durch den Humor schaffe ich Distanz zu dem, was mich sonst eigentlich belasten würde.
Selbst die Satire, in der ich die nordischen Götter und Sagengestalten auf Engel treffen lassen, ist letztlich das Produkt meiner Überlegungen über das, was mit der Kirche falsch läuft. Das steckt alles in "Luisas Engel" drin: Eine Menge Kirchenkritik. Das ist das Wesen der Satire, glaube ich.
Die Krimis mit Antonella Bracco als Ermittlerin dienen dem Freischreiben. Antonella ist mein Mittel gegen Schreibblockaden. Sie ist mir auch sehr ähnlich, weshalb es meine leichteste Übung ist, über und mit ihr zu schreiben, auch, wenn alle Lebensumstände und natürlich die Kriminalfälle erfunden sind.
Wie ich vorgehe, ist demzufolge simpel: Ich lausche in mich hinein, und sehe, wonach mir gerade ist, und was ich sagen möchte. Wenn ich verdammt viel zu sagen habe, wird es eine Satire. Es gibt aber auch ein paar satirische Geschichten, die aus Wortspielen entstanden sind.
Recherchierst du vor, während oder nach dem Schreiben des Buches (sprich: Bei der Überarbeitung)? Wie übt sich das auf dein Schreiben aus?
Ja, ich recherchiere. Ich recherchiere während des Schreibens. Nicht davor und nicht danach.
Wobei ich es mir aber leicht mache, indem ich meist in einem Setting schreibe, in dem ich mich auskenne. Die Krimis spielen in Köln und Florenz. In beiden Städten kenne ich mich blind aus. Die Figuren haben meist Berufe, zu denen ich mindestens eine Person aus dem Freundeskreis befragen könnte. Wenn ich das mal nicht kann? Ich schrieb mal eine Rachegeschichte Jahrzehnte nach einem Schulmobbing und bat, auf einer anderen Plattform, unter Versicherung der Anonymität, darum, mir zu erzählen, wie man sich lange nach dem Mobbing fühlt. Wie denkt man über die Täter von damals? Würde es schockieren, wenn einem von ihnen etwas Schlimmes widerfahren würde? Eine Vielzahl unterschiedlicher Umgehensweisen kamen dabei heraus, aus denen ich mir eine Romanfigur bastelte, die authentisch wirkt. Wie ich weiter oben schon sagte: Die Authentizität von Charakteren ist mir das wichtigste Ziel, das ich nie aufhören werde, anzustreben. Selbst in der Satire will ich, dass deren Handeln und Fühlen nachvollziehbar ist.
Zu den historischen Geschichten sei gesagt, dass sie meist in Süditalien im 11. Jahrhundert, zu Lebzeiten Robert Hautevilles spielen, und mit dem kenne ich mich aus. (Mittellateinische Quellen in englischer Übersetzung, Sekundärliteratur und Mitschriften eines Seminars, das ich einst an der Uni besuchte) Das Setting stimmt auch noch immer, bzw. dürfte auf dem aktuellen Stand der Geschichtsforschung sein.
Versuchst du, genretypische Klischees zu vermeiden oder benutzt du sie, insofern sie dir/deiner Geschichte zusagen?
In den Satiren überspitze ich sie manchmal. Die Schwierigkeit hierbei ist, dass ich sie aufs Äußerste überspitzen muss, damit die Satire erkennbar ist. Ansonsten versuche ich sie eher zu vermeiden. Insbesondere da, wo es um Schuld, Gut und Böse geht. Ich kann keine Figur erfinden, die ausschließlich böse ist, ohne dass es einen Hintergrund dazu gäbe.
Gut so, die Welt ist ja auch nicht schwarz weiß ;)
Gibt es bestimmte Arbeitsweisen beim Schreiben, die du nicht ablegen kannst?
Auch die Krimi-Satiren haben ihre melancholischen u/o romantischen u/o tragischen Momente. Da ich nach Stimmung und Gefühl schreibe, und mir die Vielschichtigkeit der Figuren viel bedeutet, kann es sein, dass ich an einem Tag mit der richtigen Stimmung alle Kapitel schreibe, die bspw. mit einer tragischen Figur zu tun haben. Obwohl chronologisch noch andere Kapitel mit anderen Figuren dazwischen müssten, die ich dann später dazwischen schreibe. Bei mir ist alles Gefühlssache.
Welche Tipps würdest du anderen Autor*innen weitergeben, die in verschiedenen Genres schreiben wollen?
Satiren funktionieren m.E. nur, wenn man auch über sich selbst und seine eigenen Unzulänglichkeiten lachen kann.
Historienromane können nach meiner Ansicht nur funktionieren, wenn man sich von Klischees freimacht, die, wie bspw. das Bild der Frau im Mittelalter, durch die neuzeitliche Vorstellung von Frauen geprägt ist.
Ein neues Genre für sich auszuprobieren, ist immer schwer, und ich würde es nicht erzwingen. Einfach mal Herumprobieren. Ich habe es mit "Der Brief" auch gerade erst probiert.
Würdest du uns eine besondere Anekdote aus deinem Schreiballtag erzählen?
Ich überlege, darüber ein Buch zu schreiben, weil es so viele sind. Die Banalste dürfte sein, dass ich am liebsten auf dem Sofa liegend schreibe, mit dem Laptop auf dem Schoß, Kaffee und Zigaretten. Leider hat meine Katze Lily die Angewohnheit, sofort aus dem hintersten Winkel des Hauses zu erscheinen, wenn sie spitz kriegt, dass ich mich auf das Sofa zu bewege. Sofort liegt sie mir auf dem Schoß. Dann schreibe ich ohne Zigaretten, aber in ungesunder Körperhaltung an Lily vorbei und mit zahlreichen Tippfehlern, die ich hinterher suchen und korrigieren muss.
Das interessanteste Erlebnis aber war folgendes: Wir schreiben ja nicht im luftleeren Raum und ohne Erfahrungen. Teile dessen, was wir gesehen, gelesen oder erlebt haben, fließen unterschiedlich stark in unsere Texte ein. Vor einigen Monaten guckte ich mit meinem Liebsten den alten Spielfilm „Das Leben nach dem Tod in Denver“ mit Andy Garcia, und dabei wurde mir bewusst, dass die Art, wie er spielt, die Gesten, die Mimik den allergrößten Einfluss auf die Gestaltung einer meiner liebsten fiktiven Figuren genommen hatte, ohne dass mir das während der Entwicklung der Person bewusst wurde. César Fécamps aus den historischen Satiren. Natürlich sieht er anders aus, aber sein gesamter Habitus ist wie der, des „der heiligen Jimmy“ aus diesem Film. Das hat mich tief berührt, weil es bald 3 Jahrzehnte her war, dass ich den Film zum ersten Mal sah und danach nie wieder. Es zeigte mir, wie genial Andy Garcia diese Rolle gespielt hat. So großartig, dass sie mich tief in meinem Inneren auf diese Art Roman/Filmfigur prägte.
Den Film empfehle ich übrigens unabhängig davon.
Auf eine ähnliche Weise beeinflusste mich die fiktive Romanfigur der SPQR-Krimis von John Maddox Roberts. Die Bücher las ich vor so langer Zeit, dass ich sie gar nicht mehr besitze. Herumverliehen, beim Umzügen verloren gegangen, und doch unvergessen, weil es nicht gelogen ist, zu behaupten, die Erlebnisse des Protagonisten Decius Metellus im Chaos der ausgehenden römischen Republik waren eine qualifizierte Ergänzung meines vor Jahrzehnten erlebten Geschichtsstudium. Selten las ich etwas, das in einer so komplexen Zeit mit so zahlreichen Akteuren so grandios recherchiert war. Und witzig war es noch dazu.
2019 Jahr brachte mich meine beste Freundin nach der Lektüre der Erstfassung von „Alte Feinde“ drauf. Sie sagte im Auto, auf dem Weg nach Luxemburg, als wir über das Buch redeten: „Das ist so cool geschrieben Maus. Es ist ein bisschen wie Decimus. Weißt du noch?“
Ich blinzelte irritiert. Natürlich wusste ich noch. Am Abend, in der Außengastro der Hotelbar formulierte ich meine Sorgen, dass Decius und Jocelin sich zu ähnlich wären. Sie meinte nein. „Es ist ja auch ein ganz anderes historisches Umfeld. Jocelin ermittelt in Süditalien und im 11 Jahrhundert. Die Intrigen sind andere, der Mord ist ein anderer und die politischen Zusammenhänge des Mordes auch.
„Ja, aber wenn sie sich zu ähnlich sind?“, fragte ich, verunsichert an meinem Gin Fizz schlürfend. „Dann wäre es nahe an einem Plagiat.“
„Nein. Sie sehen auch anders aus und haben eine andere Geschichte. Wenn du das so sähest, würde es ja bedeuten, dass man keinen selbstironischen Taugenichts erfinden darf, der im Zuge seiner Erlebnisse zum Mann reift. Dann hätte Antonia ja auch nicht Tom Hawkins erfinden dürfen.“
Damit spielte sie auf einen anderen fiktiven jungen Mann in einem recht erfolgreichen historischen Roman von Antonia Hodgson an.
Wir schreiben nie frei von unseren Eindrücken. Und Eindrücke entstehen auch durchs Lesen. Gerade dort. Aber auch durch Filme und eigene Erlebnisse.
Das heißt, ich schreibe, natürlich, auch schon mal über mich. Ich gebe mir einen anderen Namen, ein anderes Aussehen und mache eine Geschichte aus einer Anekdote, die ich erlebte.
Es ist für den Leser manchmal schwer, diejenigen Geschichten von den vollkommen erfundenen zu unterscheiden, aber das macht überhaupt nichts. Es muss nicht erkennbar sein, ob eine Story auf einem realen Erlebnis beruht. Wenn überhaupt dient sie mir dazu, Erlebtes zu verarbeiten.
Danke für die vielen Eindrücke und den Input am Ende, das hast du sehr schön gesagt. Man darf sich auch ruhig inspirieren lassen ;)
Auf welche Erfahrung hättest du gerne verzichtet und gibt es eine Erkenntnis, die du im Nachhinein daraus ziehen kannst?
Ich hatte da mal eine Begegnung der besonderen Art mit einer Lektorin, die meine Geschichte wollte, aber sie am liebsten selbst geschrieben hätte. Dass Lektoren mäkeln, ist ja normal und oft auch erwünscht. Oft genug haben sie recht, aber es ging um etwas Grundsätzliches, nämlich die Authentizität des historischen Settings. Als ich mich dabei erwischte, wie ich anfing, jeden blöden Teppich mit Quellen zu belegen, fragte ich mich: Was machst du hier eigentlich? Das ist ein Roman und nicht deine Doktorarbeit.
Nichtsdestotrotz mochte sie nicht, dass ich…ach, ich könnte ein Buch mit der Erfahrung füllen, und so ganz losgelassen hat mich das nicht.
Das ist bei so einer Angelegenheit aber auch völlig normal, würde ich sagen - tut mir wirklich leid <3
Überspitzt könnte man die Erfahrung traumatisch nennen. Das hat mich viel zu stark belastet, weil ich den Zeitpunkt verpasste, an dem ich besser aus der Diskussion ausgestiegen wäre. Ich habe zu lange versucht, darüber zu reden. Zu viel über ihre Motive nachgedacht. Zu viel über sie als Mensch.
Die Erkenntnis daraus: Ich versuche, Menschen wie diese an mir vorbeiziehen zu lassen, ohne mich auf endlose Diskussionen einzulassen. Wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht. Ich versuche seither, gelassener zu werden. Das ist schwer, weil ich Antonella Bracco ähnele. Wer sie kennt, ahnt, wie schwer es ist. ^^`
Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Ich bin im Gespräch mit einem Verlag über die Veröffentlichung der Historien-Satire in 2023, erwarte aber nicht zu viel.
Ich würde gerne den zweiten Antonella-Krimi überarbeiten und notfalls, wie den ersten, im SP veröffentlichen, weil ich aus naheliegenden Gründen an ihr hänge.
Und zu gerne würde ich einen dritten schreiben.
Deinen Plänen steht ja nicht viel im Weg, gutes Gelingen! :D
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Liebe Tiane, danke für deine wertvolle Zeit und deine ausführlichen, interessanten Einblicke - es hat mich sehr gefreut!