"Kannst du nicht darüberklettern?"
Er sah an dem Draht empor. Sich ineinander flechtend, wuchs das graue Gestell dem Himmel entgegen; kleine Rauten, welche das Tal nach links und nach rechts unendlich zu durchziehen schienen, bis die Form sich in ihrem dunklen Ton verlor. Das Gitter überragte ihn drohend - gewiss in drei- oder vierfacher Höhe. Seine Stimme mühevoll von dem bebenden Griff des Herzens trennend, schüttelte er den Kopf. "Nein, es ist zu hoch."
Sein Gefährte, das Antlitz von den dreckigen Vierecken geteilt, betrachtete die Grenze zwischen ihnen. Er befand sich bereits auf der Seite der Wüste, welche hier jäh auf den Wald traf und mittels ebendieser Vorrichtung in der Ordnung der Welt gehalten wurde, sodass die gegensätzlichen Landschaften getrennt waren. Bei dem Hinüberklettern hatte er dem Draht eine Delle zugefügt; wachsame Beobachter würden sie sogleich erblicken. "Springen?"
Er erboste sich über den gleichgültigen Spott seines Freundes. "Nein, spreche keinen Unsinn."
"Dann", der bereits Entflohene hob die schweren Schultern. "Kann ich dir nicht helfen."
Frostig durchstießen ihn die Worte. Noch ehe er zu dem Draht stürzen konnte, um die Finger klamm darum zu schließen; ehe der Wind die Fußspuren des Fortgehenden in dem Sand verschüttete und von den tanzenden Bäumen diesseits, auf der Seite des Dickichts, ließ; ehe der Zurückgelassene ein "Warte" über die Lippen zu hauchen wusste, war der Freund weit in das offene Land geschritten.
Lediglich das Rauschen des Laubes strich über seinen Rücken.