Er hielt den kleinen Finger sowie die ebendiesem zugehörige Seite der Hand sorgsam entfernt von dem Papier, um die schimmernden Bäche der Tinte nicht von ihrem Ort zu streichen oder die bereits versickerten Linien nicht durch den an seiner Haut perlenden Schweiß aus ihren Konturen zu reißen. Säße er nicht inmitten der spärlichen Schemen einer Erle, so hätte er gewiss bereits, fliehend vor der direkt über ihm gleißenden Sonne, den See verlassen. Doch war ihm der hinter seinen Schultern emporragende Baum gewogen, sodass er seine Forschungen fortzuführen vermochte.
Gemachsam führte er die Spitze der Feder, welche weinend die Botschaft seiner Augen in das Papier niederlegte. Es fehlte lediglich der grüne Teller, welcher den wundersamen Kelch bleicher Blütenblätter - er hatte zu notieren, dass ihre Spitzen vor Lebendigkeit errötet waren - auf dem scheinbar schlummernden Gewässer barg.
"Weshalb erforschst du die Pflanzen?"
Den Blick nicht von seiner beinahe vollendeten Zeichnung wendend, bemühte er sich, die rechten Worte für sein strebsames Empfinden zu finden. "Ich glaube, in der Natur liegen die Geheimnisse des menschlichen Daseins verschlüsselt."
Er sah zu der in dem Sand des Ufers liegenden Nixe auf; ihr Fischschwanz unter dem Mantel des Wassers beinahe gänzlich verborgen, die Enden ihres langen, violetten Haares von den hellen Körnern des Sandes geziert. Mit einem Finger hatte sie wirre Formen in den Untergrund gezeichnet.
"Würdest du nun bitte nachsehen, wie tief die Wurzeln jener sonderbaren Blume reichen und wie sie beschaffen sind?"
Sie rollte die schwarzen Augen, schwieg jedoch, als sie, sich mit den Händen abstoßend, den Oberkörper umwandte und tonlos unter die Wasseroberfläche entschwand.
Vor Stolz schmunzelnd betrachtete er seine Skizze der auf dem Wasser träge tanzenden Blüte. Mit den Wurzeln würde sie ein vollkommenes Exemplar für seine Schüler sein.