Rating: P12 [CN: Unterdrückung/Widerstand]
Nach dem Prompt „Schokoladenbaumsteiger“ der Gruppe „Crikey!“
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Mit tapsenden Schritten kam das kleine Pantermädchen aus der Ecke, in der ihr Lager war. Obwohl sie müde war, zuckten die Ohren ihrer Mutter und sie schlug die Augen auf, um sich im Bett aufzusetzen.
"Mami? Ich kann nicht schlafen", piepste das kleine Tiermenschen-Kind.
"Warum denn nicht, Yaki, mein Schatz?"
"Mir ist so traurig. Ich wünschte, Papa wäre hier."
Durchatmend setzte Eyanna, die Mutter, sich auf und schloss die Arme um ihr Kind. Yaki rollte sich auf dem Lager zusammen und legte den Schwanz um sich.
"Dein Vater kommt bald wieder zurück. Es sind nur einige Wochen."
"Warum kommt er nicht jetzt zurück?"
"Er kann nicht." Eyanna seufzte. Wie sollte sie ihrem Kind erklären, was ein Gefängnis war, und warum ihr Vater dort eingesperrt worden war? Das würde so viele schwierige Fragen nach sich ziehen. Was Verbrecher waren und warum Yakis Vater, der eigentlich unschuldig war, dennoch von den Elfen eingesperrt worden war. Und warum das besser war als der Tod.
"Soll ich dir eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen?"
Yaki nickte, das Gesicht an der Brust ihrer Mutter.
"Nun, mein Kind ... du kennst doch die kleinen Fröschchen, die in den Blumen oben am Baumstamm leben, ja?"
"Oh, ja!" Yakis Stimme klang schon heller. Sie liebte die Fröschchen für ihre bunte Farbe. "Aber man darf sie nicht anfassen."
"Es gibt eine Art, die braunen Baumfrösche, die sind nicht besonders giftig. Meine Geschichte handelt von einer kleinen Familie dieser Frösche. Mama-Frosch, Papa-Frosch und das kleine Quäppchen lebten alle zusammen in einer großen Bromelie."
"Bro...me..."
"Bromelie. So heißen nämlich diese bunten Blumen."
Yaki kuschelte sich enger an ihre Mutter.
"Das kleine Quäppchen blieb immer in der Blume, die innen mit Wasser gefüllt war. Aber Mama-Frosch und Papa-Frosch gingen immer abwechselnd aus, um leckere Fliegen zu fangen."
"Ihhh!" Yaki kicherte.
Eyanna lehnte sich etwas zurück und tippte ihrer Tochter auf die Nasenspitze. "Wir finden Fliegen ekelig, aber für Frösche sind die sehr, sehr lecker, weißt du?"
"Bäääh!"
"Jedenfalls blieb Papa-Frosch eines Tages sehr lange weg. So lange, dass sich Mama-Frosch und das kleine Quäppchen große Sorgen zu machen begannen."
Jetzt wurde Yaki ganz still.
"Und schließlich musste Mama-Frosch losziehen. Sie fand Fliegen und kehrte zum Quäppchen zurück, aber Papa-Frosch war noch immer nicht mehr zurück. Und so ging es viele Tage."
"Aber wo ist denn Papa-Frosch?"
"Das erfuhr Mama-Frosch nach drei Tagen schließlich von einer befreundeten Baumschlange. Sie erfuhr, dass die Affen ihren Mann gefangen hatten."
Yaki schnappte nach Luft. "Oh nein! Aber warum denn?"
"Damals herrschte ein großer Kampf zwischen den Affen und den Baumfröschen. Beide Seiten wollten gerne am Stamm leben, wo die tollen Bromelien wuchsen. Und so kämpften sie darum. Aber die Frösche, weil sie so klein waren, hatten keine Chance gegen die Affen."
"Sie sind doch giftig!", widersprach Yaki.
Eyanna fuhr ihrer Tochter durch das Haar. "Ja, heute sind sie das. Damals waren sie aber noch ungiftig. Und sie machten den Plan, giftig zu werden, um die Affen zu vertreiben."
"Jaaa!" Yaki lächelte glücklich.
"Der Papa-Frosch gehörte zu den Fröschen, die diesen Plan machten. Die Affen ahnten aber, dass es einen Plan gab, sie zu vertreiben, sie wussten nur nicht, welchen. Also haben sie den Papa-Frosch entführt."
"Weil er vom Plan weiß!", rief Yaki aus. "Er soll ihnen alles verraten!"
"Genau! Aber weißt du was?"
"Was?"
"Der tapfere Papa-Frosch hat kein Wort gesagt! Nicht ein einziges." Eyanna lächelte, als ihre Tochter große Augen machte. "Die Affen bedrohten ihn und machten ihm sogar Angst, aber er sagte immer nur, er wüsste von keinem Plan und würde nur mit seiner Frau und seinem kleinen Quäppchen in einer Bromelie wohnen."
"Und was haben die Affen dann gemacht?"
"Na, nichts. Sie konnten ja nichts tun, weil sie nicht wussten, was der Plan war. Die Frösche aber taten sich alle zusammen und sie bemalten sich ganz bunt in giftigen Farben, und dann griffen sie an und vertrieben die Affen von den Baumstämmen. Und sie befreiten den Papa-Frosch aus dem Gefängnis."
"Sie haben gewonnen!", murmelte Yaki staunend.
"Und der Papa-Frosch kam ganz unversehrt zurück nach Hause", fuhr Eyanna fort. "Seitdem leben die Frösche in den Bromelien. Und weil er aber gefangen war, war der Papa-Frosch nicht giftig, wie alle anderen. Deshalb sind die braunen Frösche auch heute noch nicht giftig."
Yaki murmelte noch etwas, doch sie war so schläfrig, dass sie kaum zu verstehen war. Eyanna zog sie fester in ihren Arm.
"Und dann lebten der Papa-Frosch, der Mama-Frosch und das kleine Quäppchen alle glücklich zusammen", hauchte sie ihrer schlafenden Tochter ins Ohr, während sie gleichzeitig gegen die Tränen kämpfte.
Denn in der echten Welt konnten sie ihre Bromelie nicht halb so leicht verteidigen, wie es der tapfere Baumfrosch in der Geschichte getan hatte.