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Nach dem Prompt „Feuersalamander“ der Gruppe „Crikey!“
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Kaithryn hob den Kopf, als sie leise Schritte im Gras hinter sich rascheln hörte. Sie drehte sich um, um Nylian fortzuschicken, und riss die Augen auf, als sie statt des blassen Elfen einen rothaarigen Feuerelfen erblickte.
"M-meister!" Sie sprang auf.
Imras Azmaek verzog die blutroten Lippen zu einem Lächeln. "Kaithryn. Deine Freunde schicken mich."
"Sie ... sie hätten Euch nicht belästigen sollen." Kat senkte den Kopf. Das war vermutlich auf Yoddas Mist gewachsen. Sie würde ihr den Hals umdrehen!
"Sie sorgen sich um dich." Ihr Mentor atmete tief durch. "Und das tue ich auch. Ihr drei habt viel durchgestanden. Ihr habt Freunde verloren, du deinen Meister. Das ist ein einschneidender Verlust, das brauchen wir nicht schönzureden. Und ihr sollt um sie trauern, ja. Aber in einem gesunden Maße. Yoddaelda hat ihren Vampirfreund, um sie zu stützen, und dein Freund Nylian seine Arbeit in der Stadtwache. Und du ..."
"Ich habe Euren Unterricht." Störrisch verschränkte Kat die Arme vor der Brust.
"Genau darüber wollte ich mir dir sprechen." Azmaek deutete auf den nahen Waldrand. "Gehen wir ein Stück."
Kaithryn schluckte, als sie sich den gemessenen Schritten des blutroten Elben anpasste. Angst brannte in ihr. War sie Azmaek nicht gut genug? Er war ein Aurasichtiger. Sicher wollte ein Magier mit seiner seltenen Fähigkeit seine Zeit nicht an ein einfaches Mädchen in einem unbedeutenden Dorf verschwenden.
"Ich werde eine Weile fortgehen", sagte er, was sie befürchtet hatte, nur um sie dann zu überraschen. "Ich würde dich gerne mitnehmen, doch ich denke, dafür ist es noch zu früh. Du wirst Zeit brauchen, kein neues Abenteuer. Aber bleiben kann ich nicht. Es gibt ein paar alte Freunde, die um meine Hilfe ersucht haben."
Kat sah ihren Lehrmeister von der Seite an und zuckte zusammen, als Azmaek seinen stechenden Blick auf sie richtete.
"Dein Platz ist bei deinen Freunden. Aber wenn ich fort bin, hast du nichts mehr, das dich beschäftigt."
"Ich werde trainieren, wie Ihr es mir gezeigt habt. Jeden Tag und ..."
"Aber Training ist nicht alles. Magie ist eine gefährliche Macht. Wenn du dem Sog widerstehen willst, darfst du nicht selbst in einen dunklen Strudel fallen. Magier sollten nicht einsam sein, für ihr eigenes Wohl und das aller in ihrer Umgebung."
"Dann ... werde ich nicht zaubern." Kat senkte den Kopf. Sie machte großartige Fortschritte, doch der Sog kümmerte sich nicht darum, wie viel Erfahrung man hatte. Es war ein stetiger Ruf, sich der Macht völlig hinzugeben. Wenn überhaupt, dann wurde er mit wachsender Erfahrung lauter, wollte einen zum Leichtsinn überreden.
"Das muss nicht sein", sagte Azmaek. "Aber ich verbiete dir, täglich Trübsal zu blasen." Ein Lächeln umspielte seine sonst so strengen Züge.
Kat nickte stumm, unsicher, worauf ihr Mentor nun letzten Endes hinauswollte.
"Du musst mir versprechen, jeden Tag etwas Zeit mit deinen Freunden zu verbringen. Oder mit dem Katzenmädchen. Lass nicht zu, dass deine Welt nur noch aus Trauer besteht."
"Ich werde es versuchen", sagte Kat leise.
Azmaek hielt an. Sie hatten einen kleinen Bachlauf erreicht, der lebensfroh durch den Wald sprudelte.
"Dein Meister hatte ein Einhorn, nicht wahr?"
Bei der Erwähnung von Yrsa Cirdrim zuckte Kat erst recht zusammen. Sie hatte den alten Grießgram gemocht und noch immer fragte sie sich fast täglich, ob sie ihn damals nicht doch hätte retten können. "Ich denke nicht, dass wir von Besitz sprechen sollten. sie waren befreundet." Sie sah in die Wellen. Das Einhorn könnte sich in diesen klaren Fluten verbergen, und sie würden es nicht sehen können. Nicht ohne magische Hilfsmittel. Bei der Erinnerung an das edle Tier und daran, wie oft Yrsa es fluchend gesucht hatte, musste sie nun doch lächeln.
"So oder so", sagte Azmaek, "ein Einhorn ist ein mächtiges Elementarwesen. Und deinem Mentor sicherlich auch ein guter Lehrmeister. Deswegen habe ich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um dir einen ähnlichen Lehrmeister zu suchen, der dich unterrichten wird, solange ich fort bin."
"Einen Lehrmeister?" Kat wirbelte erschrocken herum. "Aber ... meine Macht ist das Feuer! Ich ..."
Azmaek stand lächelnd vor ihr, eine Hand ausgestreckt. Nun öffnete er die Finger und zeigte Kat das kleine, schwarz-gelbe Echsentier, das auf seiner roten Haut saß. "Es ist zwar kein Einhorn", sagte er lächelnd, "aber ich denke, für den Anfang genügt es."
Ungläubig sah Kat das Amphibium an. "Ein Salamander?"
"Nicht irgendein Salamander, meine Schülerin. Ein Feuersalamander. Ein echter."
Wie zum Beweis züngelten kleine, gelbe Flammen aus der Haut des Tieres. Azmaek verzog das Gesicht. "Nimm ihn, schnell!"
Er ließ den Salamander in Kats ausgestreckte Hände fallen, bevor dieser ihn verbrennen konnte.
Auf Kats Haut war der Feuer angenehm warm wie Sonnenschein.
Ihr Mentor betrachtete seine Handfläche unglücklich. "Er mag dich. Ich vermute, ihr beide werdet euch prächtig verstehen."
Vorsichtig drückte Kat den Salamander an ihr Herz. Sein Licht drang durch ihre Finger. "Ich danke dir, Meister."
"Ich werde vermutlich drei Monde fortbleiben, vielleicht vier." Azmaek überging ihren Dank und wechselte zu einem geschäftigen Tonfall. "Studiere das Tier in dieser Zeit. Es ist das Elementarwesen des Feuers. Sicherlich wirst du neue Aspekte deiner Macht entdecken."
Kat grinste glücklich. Auf seine eigene, schräge Art hatte Azmaek ihr ein großes Kompliment gemacht. Er traute ihr zu, dass sie im Selbststudium mit wilder Magie experimentieren konnte. Das machte sie unglaublich stolz.
Nun durchbrach doch ein Lächeln die harte Fassade ihres Mentors. "Und eine dritte Aufgabe noch. Sieh ab und zu bei deiner Mutter vorbei. Du bist nun unsterblich und glaube mir, du wirst es bereuen, wenn du diese Zeit nicht nutzt."