Der Alarm hatte Frank schon gewarnt, als die Maskierten die Mauer an der südlichen Grundstücksgrenze überwanden. Es war ein stiller Alarm, niemand außer ihm selbst nahm Notiz davon. Das Grundstück war sehr weitläufig. Bis die Einbrecher das große, alte Haus im Schleichgang erreicht haben würden, hatte er noch genügend Zeit alles vorzubereiten.
Zuerst entledigte er sich seines Pyjamas und wählte angemessenere Kleidung für den Anlass. Ein prüfender Blick in den Spiegel, bestätigte seine Wahl. Dunkle Cargohose, ein schwarzes Shirt Lederhandschuhe und feste Schnürstiefel würden ihren Zweck erfüllen. Mit einem Griff in die unterste Schublade des Kleiderschrankes hatte Frank auch die für diesen Fall gedachte Ausrüstung griffbereit und verstaute sie in den zahlreichen Taschen seiner Hose.
Dann ging er nach unten. Er machte sich nicht die Mühe das Licht hinter sich zu löschen. Die Typen durften ruhig sehen, dass er anwesend und wach war, vielleicht bewirkte ja schon das, dass sie ihre Entscheidung bereuten und lieber wieder kehrt machten. Allerdings glaubte Frank eher nicht daran. Auf den Überwachungsmonitoren hatte die Gruppe ziemlich professionell gewirkt. Sie waren eindeutig bewaffnet, wohl eher zur eigenen Sicherheit, als um damit Schaden zuzufügen, aber wer weiß.
Als Frank eben das Erdgeschoss betrat, konnte er sehen, wie sich die Gruppe an der Haustür zu schaffen machte. Sie waren schneller gewesen, als erwartet.
"Alle weg", hörte er einen der Einbrecher rufen und beschleunigte seinen Schritt in Richtung Bibliothek. Ein gedämpfter Knall war zu hören. Diese Rabauken hatten doch tatsächlich das Schloss weggesprengt. Sehr ungezogen. Diese Tür hätte die Männer eigentlich ein paar Minuten beschäftigen sollen. Aber kein Grund zur Panik.
Die Maskierten drangen in das Haus ein. Sie sicherten die Halle. Jeder spähte in einen der angrenzenden Räume. Wiederholt hörte Frank den Ruf "Sauber" von verschiedenen Personen. Was für Typen waren das? Polizei? Nein, auf keinen Fall, er hatte sich nichts zu schulden kommen lassen, jedenfalls nicht offiziell. Vielleicht Geheimdienst? Wahrscheinlich nicht. Die wären mit einem Panzer angerückt. Für am wahrscheinlichsten hielt Frank die Theorie, dass es sich um Söldner handelte. Sollte er damit richtig liegen, konnte er sich schon vorstellen, wer die Männer geschickt hatte und worauf sie es abgesehen hatten.
Die Gruppe kam, sich gegenseitig sichernd, in die Bibliothek. "Guten Abend die Herren. Ich muss Sie leider bitten direkt wieder zu gehen, denn abgesehen von der etwas unorthodoxen Art zu Klopfen, schätze ich unangekündigten, nächtlichen Besuch nicht besonders." Damit wandte er sich um und trat in eine Lücke zwischen zwei schweren Bücherregalen, die einen Augenblick später nicht mehr vorhanden war.
"Verdammt, er hat einen Panic Room. Harley, Indian vorrücken, ihr macht die Tür auf. Die anderen, verteilen, Raum sichern, das Zielobjekt suchen."
Frank hatte das Vorgehen auf einem weiteren Monitor verfolgt und war sich nun sicher, dass es sich um Söldner handelte, wahrscheinlich Ex-Militärs. Sie machten jedenfalls den Eindruck als wüssten sie, was sie tun. Zeit Kontakt mit den Männern aufzunehmen.
Aus mehreren versteckten Lautsprechern ertönte nun Franks Stimme in der Bibliothek. "Wie ich bereits sagte, möchte ich Sie bitten das Anwesen zu verlassen. Es macht wenig Sinn mich hier drin zu behelligen. Sie werden höchstwahrscheinlich nicht in diesen Raum eindringen können."
Der Anführer der Gruppe nahm das Gespräch auf. "Keine Angst wir kommen da rein. Aber Sie könnten uns die Arbeit natürlich auch erleichtern und einfach herauskommen. Es wird Ihnen nichts geschehen, wir wollen nur den Koffer."
Damit war es sicher. Diese Leute waren von Juarez geschickt worden.
"Ich muss Sie enttäuschen. Sie werden weder meiner selbst, noch des Koffers habhaft werden. Gehen Sie einfach wieder zurück zu Juarez und richten Sie ihm aus, dass mein System leider nicht zu knacken war. Mit etwas Glück, werde ich keine Nachforschungen zu Ihnen anstellen und sie könnten dieses Intermezzo hier überleben."
"Wow, Sie halten sich echt für raffiniert, was? Chopper, Triumph helft den Beiden, wir müssen da rein."
Mit vereinten Kräften sowie dem Einsatz der mitgebrachten Werkzeuge schafften die Männer es tatsächlich den Panic Room aufzubrechen, aber sie fanden ihn leer, bis auf einen kleinen Safe. Sobald sie anfingen, diesen Safe zu bearbeiten schlossen sich die Türen wieder und sie waren gefangen. Frank dagegen, erschien an anderer Stelle zwischen den Bücherregalen. Er wusste, dass sie ihn sehen konnten, auf den Monitoren, die im Inneren der Kammer hinter dickem Glas in die Wände eingelassen waren.
"Sie hätten auf mich hören sollen und um ihre Frage zu beantworten: Ja, ich halte mich durchaus für raffiniert. Gas an."
"Was? Sie wollen uns hier drin vergasen?", schrie der Anführer der Bande.
"Aber ich bitte Sie. Haben Sie auch nur die geringste Ahnung, wie mühsam es ist einen vollständigen Körper möglichst rückstandsfrei zu entsorgen? Nein, beim dem eingeleiteten Gas handelt es sich um Sauerstoff."
"Wiebitte? Was soll das bringen?"
"Sauerstoff reagiert ganz hervorragend mit dem Phosphor, dass ich jetzt einstreue und Phosphor brennt mit 1300 Grad Celsius. Phosphor ab."