Endstation Aischgrund
„Ich fahr´dann amol g´schwind ins Dorf und hol´ uns a Brodzeid! Mecherds du aa a paar Lewaweggla?“ rief der Fahrer in breitestem fränkisch und fuhr davon. Der erfahrene Offizier konnte leider nicht mitfahren, weil er dringend gebraucht wurde um rare Ersatzteile zur Reparatur von Beamern zu besorgen. Ich stand allein am Rand einer Wiese im Aischgrund in Mittelfranken. Die ganze Gegend war durchzogen von Dutzenden vielleicht Hunderten von Fischteichen. Ich hielt das GPS-Gerät in der Hand und fragte mich, was ich hier sollte. Es war offensichtlicher Unsinn, dass in dieser abseitigen Gegend das Schicksal des Planeten, ja der Menschheit entschieden werden sollte – aber die Ortsdaten waren eindeutig. Hier gab es nichts, aber auch gar nichts, was Außerirdische anlocken konnte, keine Kornkreise, keine Pyramiden, keine herausragenden Gebäude oder Naturwunder, nichts, nur Wiesen und ein paar Zuchtteiche. Da war nichts irgendwie geheimnisvolles, wahrscheinlich hatte dieser Professor Ost mit West oder Längengrad mit Breitengrad verwechselt, entweder war er durchgeknallt oder ein Hochstapler - oder beides. Ich sah mich um und beschloss mich nach der Autofahrt etwas zu bewegen und den genauen Ort zu suchen, an dem der Professor diese „besonderen, herausragenden Ereignisse“ erwartete und dann auf die Brotzeit zu warten. Nach einer recht kurzen Suche fand ich mich am Rand eines der Teiche wieder. Ich setzte mich ins Gras uns blickte in den Teich. Die Sonne schien mir ins Gesicht, es war wirklich schön hier. Ein großer alter Karpfen schwamm an die Oberfläche und sah mich an. In diesem Moment traten zwei Männer und eine Frau, die wie aus dem Nichts erschienen auf mich zu. Ich erschrak zutiefst aber die Frau sprach mit einer seltsam emotionslosen Stimme: „Sei nicht beunruhigt, wir kommen in freundlicher Absicht, es ist alles in Ordnung!“ Sie lächelte und hielt mir ein Gerät hin: „Du musst es an dein Ohr halten!“ Ich war verdutzt, tat aber wie mir geheißen, ich hörte erst ein Rauschen, dann eine fremdartige Stimme, sie schien von Karpfen zu kommen. „Hör mir zu, Mensch! Die Welt ist seit geraumer Zeit in Unordnung geraten. Wisst ihr nicht dass wir Karpfen es sind, bei denen die Fäden der Welt zusammenlaufen? Wisst ihr nicht, das wir es sind, die über die Geschicke dieser Welt wachen? Wisst ihr nicht dass unser Genom aus 100 Chromosomen mit 52.610 proteincodierenden Genen besteht? Das sind mehr als doppelt so viele wie bei euch Menschen! Wir sind sehr alte und geduldige Wesen aber wir konnten eurer verbrecherischen Karpfenfresserei nicht länger tatenlos zusehen. Wir konnten auch nicht länger ignorieren, dass eure so junge Spezies die Herrschaft über diesen Planeten in einer Absolutheit an sich reißt, die ihr niemals zustand. Wir haben Freunde gerufen um dem nun ein Ende zu setzen. Du bist einer der Auserwählten, dem es bestimmt ist einer unserer Sprecher in dieser Welt zu sein.“ Mir stand der Mund offen, als einer der Männer ein Gerät hob und ein gleißender Lichtblitz mich blendete.