Nicole hatte Weihnachten und die Zeit danach bei ihrer Mutter verbracht. Sie hatte ihre Großeltern besucht und sich sogar einmal mit ihrer Tante und ihren Cousinen getroffen. Trotzdem trainierte sie jeden Tag für die bevorstehenden Wettkämpfe im neuen Jahr. An einem kalten Tag kurz vor Silvester war sie in ihrem Leistungszentrum im Fitnessstudio gewesen und wollte gerade gehen, als sie von einer Stimme angesprochen wurde:
"Hey Nicky! Bist du das? Wir haben uns ja lange nicht gesehen!"
Die Angesprochene drehte sich um:
"Grüß dich Rocco! Mensch, das ist wirklich lange her!"
Rocco war ein alter Bekannter von ihr, sie waren in der gleichen Gegend aufgewachsen, waren früher auf derselben Sportschule und hatten sich immer ganz gut verstanden. Jetzt hatten sie sich allerdings seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen. Er war American Football-Spieler und spielte irgendwo in der österreichischen Liga, Nicole wusste das nicht so genau, weil sie sich nicht für diesen Sport interessierte.
"Was machst du denn hier?", fragte sie ihn.
"Ich war über Weihnachten zu Hause und wollte hier ins Fitnessstudio gehen. Sonst bin ich ja immer in Klagenfurt. Unsere Saison geht ja erst im April wieder los, und da muss ich mich ja irgendwie fit halten! Von nichts kommt nichts!
Ach übrigens, herzlichen Glückwunsch! Ich habe gehört, dass du ins Weltcup-Team berufen wurdest. Gar nicht schlecht! Ich stehe auch kurz vor einem sportlichen Aufstieg, kurz vor dem Sprung in die GFL, die deutsche Liga. Hoffentlich klappt das!"
Rocco hatte schon immer am liebsten über sich selbst gesprochen, aber Nicole hatte das nie wirklich gestört. Sie freute sich ehrlich, ihn mal wieder zu sehen.
In der Schule war er der absolute Mädchenschwarm gewesen, und war es heute sicherlich auch noch. Sie hatte sich an diesen Schwärmereien aber nie beteiligt, sondern hatte ihn immer nur als Kumpel gesehen, denn er war absolut nicht ihr Typ.
Rocco war sehr groß, über zwei Meter, breit wie ein Schrank, hatte schwarze Haare und dunkelbraune Augen. Leider fehlte ihm allerdings das, was er an Muskelmasse zu viel hatte, etwas im Hirn. Das machte Nicole aber nichts aus, denn eigentlich war er ja auch ein ganz lustiger Typ.
"Hast du vielleicht Lust, mit mir etwas trinken zu gehen? Heute Abend vielleicht? In Salzburg?", fragte er sie.
"Klar, warum nicht?", sagte sie spontan zu. Sie freute sich, dass sie sich mal mit einem Sportler außerhalb des Biathlon unterhalten konnte.
Also trafen sie sich also am Abend in einer Salzburger Bar. Rocco redete fast die ganze Zeit nur über sich, sein Football-Team und seine Zukunftspläne. Hin und wieder fragte er Nicole zwar mal kurz etwas zu ihrer Karriere und Biathlon allgemein, fing dann aber immer gleich wieder an, von sich selbst zu erzählen. Nach ungefähr einer Stunde verabschiedeten sie sich wieder und versprachen sich, in Kontakt zu bleiben. Sie tauschen ihre Telefonnummern und verabredeten sich für Februar, wo Nicole mit Sicherheit auch noch einmal in der Heimat war und etwas mehr Zeit hatte.
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Mittlerweile hatte das neue Jahr begonnen und der Oberhofer Weltcup stand kurz bevor. Danny war bereits dort eingetroffen. Obwohl die offiziellen Wettkämpfe erst am Mittwoch begannen, gingen die Partys schon am Montag los, deswegen war war er mit Bernhard und einigen anderen Helfern bereits am Wochenende zuvor nach Thüringen gefahren.
Viele Leute nutzen nämlich die Sportveranstaltung Anfang des Jahres, um etwas Winterurlaub im Thüringer Wald zu machen, vor allem viele junge Leute waren da, und die wollten feiern!
Deswegen wurden die ganze Woche so genannte Weltcup-Partys angeboten. Im Oberhofer Kurpark war ein riesiges Zelt aufgebaut, in welchem Danny und die Anderen ihre Anlage gestellt hatten, um die Leute ordentlich mit Sound und Licht zu versorgen.
Bernhard hatte für alle jeweils ein Zimmer in einer nahegelegenen Pension gebucht. Die ersten Tage saß Danny abends immer in seinem Zimmer und spielte auf seiner Gitarre. Er hatte sich die ersten Abende frei genommen, denn er wollte lieber an den Tagen, an denen die Wettkämpfe stattfanden, Dienst im Zelt machen. Tagsüber würde trotzdem genug Zeit sein, um die Wettbewerbe live im Stadion oder an der Strecke zu verfolgen.
Martin und die Anderen aus seinem Ort würden am Mittwoch eintreffen, kurz vor dem ersten Rennen. Der erste Wettkampf in der Rennsteig-Arena würde die Staffel der Damen sein. Das Sprintrennen der Damen war für Freitag angesetzt, so dass sie an diesem Tag Nicole wahrscheinlich das erste Mal live auf der Strecke zu sehen bekommen würden.
Am Mittwoch Mittag traf der kleine Bus, welcher die Gruppe aus Sachsen nach Oberhof brachte, am Grenzadler ein. Danny hatte sich mit ihnen auf dem kleinen Markt vor den Toren der Arena verabredet. Dort tranken sie den ersten Glühwein und redeten über die bevorstehenden Rennen.
"Komm, wir müssen uns beeilen!", sagte Martin plötzlich zu Danny.
"Warum denn?", fragt dieser.
"Wir wollen doch an den Birxsteig, wir müssen noch unser Plakat aufhängen!"
"Sag bloß, du hast dieses alberne Plakat wirklich anfertigen lassen?"
"Na klar, hier ist es! Die Anderen finden ist auch ganz cool!"
Er rollte die große Rolle auseinander, die er mitgebracht hatte. Danny konnte es nicht fassen! Es war tatsächlich ein riesiges Banner mit dem Konterfei von Nicole! Daneben stand in dicken roten Lettern Nicole Stadler-Fanclub Ostdeutschland!
"Ich fasse es nicht, dass du das wirklich gemacht hast!!!"
Danny blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Seit ihrem Gespräch kurz vor Weihnachten hatten sie nicht wieder darüber geredet.
"Na Logan!", sagte Martin, "Habe ich dir doch gesagt! Los, und jetzt ab zum Birx!"
Der Birxsteig war ein Anstieg auf der Oberhofer Biathlonstrecke, der bei den Rennläufern berühmt-berüchtigt war, weil er extrem steil und langgezogen war. Bei den Fans aber war er sehr beliebt, weil sie dort gut die die Athleten anfeuern konnten und mit ihren Rufen quasi den Berg hinauf tragen konnten. Während der Rennen herrschte dort immer ein Höllenlärm! Die echten Fans saßen nicht in der Arena, sondern standen am Birxsteig!
Also machten sich Danny, Martin und noch ein paar andere Jungs aus ihrem Ort auf dem Weg dorthin. Sie befestigten das Banner an einem Zaun am oberen Ende des Anstiegs. Vielleicht würde es Nicole hier sogar sehen!?
Kurz vor dem Start wurden die jeweiligen Staffel-Besetzungen bekannt gegeben, welche für ihr Land starten durften. Der Nicole Stadler-Fanclub staunte nicht schlecht, als sie hörten, dass "ihre Nicky" tatsächlich für die Damen-Staffel aufgestellt wurde! Sie sollte an zweiter Position starten.
Jetzt freuten sie sich noch mehr auf das Rennen!
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Nicole hatte die freudige Nachricht einige Stunden vor dem Start bekommen. Sie war in der Staffel dabei! Sie stand zum ersten Mal auf der ganz großen Weltcup-Bühne!
Jetzt hieß es für sie, sich zu konzentrieren, sie durfte keinen Fehler machen, um den anderen Mädels das Rennen nicht zu vermasseln.
Der Wettkampf begann. Die erste Starterin der österreichischen Staffel machte ein gutes Rennen, so dass Nicole an aussichtsreicher Position liegend ihr Rennen aufnahm.
"Komm schon, Nicky, komm! Das schaffst du! Du bist eine gute Schützin! Konzentriere dich einfach auf's Schießen, der Rest kommt dann von ganz allein!", rief ihr der Bundestrainer hinterher, als sie gestartet war. Und das stimmte! Sie war eine ausgezeichnete Schützin, ihre Trefferquote lag sowohl liegend als auch stehend bei weit über 90%! Allerdings waren ihre Laufzeiten noch nicht so, wie sie sich das gewünscht hätte, also nahm sie sich vor, genau das zu machen, was der Trainer gesagt hatte: Sie lief einfach ihr Rennen, konzentrierte sich auf's Schießen und ließ sich von Nichts ablenken.
Und es funktionierte!
Sie blieb bei beiden Schiesseinlagen ohne Nachlader, damit machte sie zwar nicht viel Zeit auf die Führenden gut, verlor aber auch nichts, so dass sie ebenfalls auf einer guter Position liegend an die nächste Athletin übergeben konnte.
Als sie das zweite Mal den Birxsteig hinauf stapfte, glaubte sie, am Rand ein Bild von sich selber gesehen zu haben! Sie war aber so im Tunnel, dass sie überhaupt nicht darüber nachdachte und einfach nur ihr Rennen fortführte. Als sie in der letzten Runde dort vorbeikam, hatte sie einen kurzen Moment, um genau hinzuschauen. Und tatsächlich, da hing ein Plakat mit einem Bild von ihr!
Nicole wunderte sich kurz, konzentrierte sich dann aber wieder voll und ganz auf ihre Aufgabe.
Die letzten beiden Läuferinnen der Staffel machten ihre Sache ausgezeichnet, sie machten nur wenige Fehlschüsse, mussten nicht in die Strafrunde und auch die Laufzeiten waren für ihre Verhältnisse sehr gut. Dafür lief es bei vielen anderen Nationen heute überhaupt nicht gut, es hagelte Fehlschüsse, Nachlader, Strafrunden, Stockbrüche und Stürze. Für viele Mannschaften war es ein absolut verkorkster Tag!
Gut für die Österreicherinnen, denn am Ende schafften sie es hinter Norwegen und den Gastgeberinnen aus Deutschland tatsächlich auf den dritten Platz!!! Der Jubel war riesig! Denn es war das erste Weltcup-Podium einer österreichischen Biathlon-Damen-Staffel überhaupt!
Und Nicole war ein Teil von ihr! Sie war unendlich stolz, auf das, was sie erreicht hatte!
Auch Danny und die Anderen konnten sich vor Freude kaum halten! Tatsächlich ein Podestplatz für Nicole und ihre Mitstreiterinnen! Das hätten sie vorher nicht mal zu träumen gewagt. Sie lagen sich in den Armen und jubelten. Jetzt stand auch fest, dass Nicole am Abend bei der Weltcup-Party im großen Zelt dabei sein würde, schließlich fand dort die Siegerehrung statt, und an der musste sie als Drittplatzierte ja schließlich teilnehmen!
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Am Abend stand Danny im großen Zelt an seinem Lichtpult und beobachtet die Menschenmenge. Es war rappelvoll. Er hatte nicht viel zu tun, denn das hier war ja kein Konzert, wo man ständig etwas am Licht verändern musste. Er musste hauptsächlich nur aufpassen, dass alles funktionierte und dass niemand von den Betrunkenen in die Anlage stürzte.
Kurz nach 19 Uhr betrat Nicole mit ihren Kolleginnen das Zelt, und sie warteten, bis sie zur Siegerehrung aufgerufen worden. Das Erste, was sie sah, war das Plakat mit dem Bild von ihr und der Aufschrift Nicole-Stadler-Fanclub Ostdeutschland!
Am liebsten wäre sie im Boden versunken!
Sie, die Neue im Weltcup, die heute zum ersten Mal eine Staffel gelaufen war, hatte hier einen Fanclub?!
Nicht mal in ihrer Heimat hatte sie so etwas, zumindest wusste sie nichts davon. Natürlich hatte sie viele Leute, die sie unterstützten, aber das waren hauptsächlich Freunde, Verwandte und Bekannte von ihr. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass eine ihrer Teamkolleginnen einen Fanclub hier in der Gegend hatte, auch wenn diese schon länger im Weltcup etabliert waren.
Dann war es soweit, die Siegerehrung begann und die Platzierten wurden nach und nach aufgerufen, nach Vorne zu kommen. Als die Österreicherinnen an der Reihe waren, brandete der ein warmer Applaus durch das Zelt.
Im Anschluss mussten sie noch ein Interview geben.
Vor allem Nicole war heute gefragt.
"Nicole, eine Frage an dich: Was sagst du dazu, dass du gleich bei deinem ersten Staffeleinsatz einen Podestplatz eingefahren hast? Noch dazu der Erste für Österreich überhaupt! Das muss doch wie ein Traum für dich sein?", fragte der Moderator.
"Auf jeden Fall!", antwortete diese, "Ich kann es noch gar nicht glauben! Ich finde überhaupt keine Worte! Auf jeden Fall danke ich meinen Teamkameradinnen für dieses absolut geniale Rennen!"
Dann drehte sie sich um und wischte sich eine Träne aus dem Auge.
"Übrigens soll ich dir einen schönen Gruß von Nicole Stadler-Fanclub Ostdeutschland ausrichten!", ergänzte der Moderator und lachte, "Anscheinend hast du hier schon viele Fans!"
"Ja, sieht so aus.", antwortete Nicole nur noch kurz und drehte sich dann weg. Es war ihr unendlich peinlich, dass sie so dermaßen im Mittelpunkt stand!
Als Danny hörte, was der Moderator sagte, schaute er sich um.
Wer hatte ihn angewiesen, einen schönen Gruß auszurichten?
Er war es auf jeden Fall nicht gewesen!
War es Martin? Oder Bernhard?
Sicherlich war es nur als Scherz gemeint gewesen, aber auch ihm war es unheimlich peinlich.
Als die Siegerehrung vorbei war, die Musik etwas lauter gedreht wurde und die ersten Leute begonnen hatten mit Tanzen und Feiern, stand Nicole mit ihren Kameradinnen in der Nähe vom Eingang des Zeltes. Immer und immer wieder sah sie auf das Plakat mit ihrem Gesicht drauf. Ihre Kolleginnen klopfen ihr hin und wieder auf die Schultern und lachten. Sie gönnten es ihr voll und ganz, dass heute mal sie im Mittelpunkt stand!
Nicole wollte zu gerne wissen, wer sich hinter diesem ominösen Fanclub verbarg.
Ob ich mal jemanden fragen sollte? Vielleicht den süßen, blonden Typen dort hinter dem Mischpult? Der kennt sich doch bestimmt hier aus und hat vielleicht mitbekommen, wer das Banner aufgehängt hat!?
Aber sie verwarf die Idee vorerst, weil ihre Teamkolleginnen aufbrechen wollten. Außerdem war sie sehr müde von dem anstrengenden Tag, sie wollte nur noch etwas laufen gehen und dann so schnell wie möglich ins Bett!
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Am nächsten Abend war Nicole auch wieder im Festzelt am Start, denn heute musste sie zur Startnummernausgabe für das morgige Sprintrennen. Sie wollte eigentlich nur kurz ihre Startnummer abholen und dann gleich wieder gehen und sich auf den morgigen Wettkampf vorbereiten. Das Erste, was sie sah, als sie das Zelt betrat, war wieder das Banner von ihrem Fanclub! Jetzt hielt sie es nicht mehr aus vor Neugier!
Der blonde Typ am Mischpult war auch wieder da. Er sah sehr sympathisch aus, deswegen nahm sie all ihren Mut zusammen und ging geradewegs auf den Techniker zu. Nur mal kurz nachfragen, ob er wusste, wer sich hinter dem Nicole Stadler-Fanclub Ostdeutschland verbarg...
Danny staunte nicht schlecht, als er Nicole auf sich zukommen sah. Bevor er sich Gedanken über den Grund ihres Besuches bei ihm machen konnte, sprach sie ihn auch schon an:
"Entschuldigen sie bitte! Ich habe eine Frage!"
"Ja?", gab er sich so cool wie möglich.
"Wissen sie, wer dieses Plakat dort aufgehängt hat?", fragte sie und zeigte dabei auf das Banner hinter ihm. "Und wer der hinter diesem Fanclub steckt?"
Oje!, dachte Danny, Sie fiel ja direkt mit der Tür ins Haus!
Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er schaute sich um.
Wo ist Martin?
Er konnte ihn nirgendwo sehen.
Wieder typisch! Erst hat er die Idee mit diesem komischen Fanclub, dann lässt er dieses alberne Plakat machen, zwingt mich, es hier aufzuhängen und dann macht er sich aus dem Staub! Und ich stehe jetzt alleine hier und muss die Sache ausbaden!
Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, entschied sich für die Wahrheit:
"Ja, ... also, ... ich bin, ..., ich habe, ...ich habe dieses Plakat aufgehängt. Und ich gehöre zu dem Fanclub!"
Da bin ich ja gleich an den Richtungen geraten! Ist das Zufall?
"Warum?", fragte sie weiter, "Wie kommt ihr denn dazu?"
"Weil wir Fans von ihnen, ...also von dir..., Ähm,... Entschuldigung, darf ich Du sagen? Mir kommt das ein bisschen blöd vor! Wir, ...also wir, wir sind doch doch beide noch jung,... und so da kann ich das nicht leiden, wenn man sich siezt!"
"Sehe ich genauso!", sagte Nicole und reichte ihm die Hand, "Ich bin Nicole!"
"Angenehmen, ich bin Danny!"
"Also Danny, nun raus mit der Sprache: Warum habt ihr ausgerechnet einen Fanclub von MIR gegründet? Ich bin doch noch total unbekannt!"
"Nicht für mich!", Antwortete Danny leise, "Wir sind und schon mal begegnet..."
"Echt? Wo soll denn das gewesen sein?"
"Vorletztes Jahr, in Altenberg bei den Deutschen Meisterschaften. Da bist du mit einem jungen Mann zusammengestoßen, der dir sein Bier übergeschüttet hat! Das war ich!"
"Wirklich? Entschuldige, ich hätte dich nicht wiedererkannt!"
"Das macht doch nichts! Du kannst dir doch nicht jedes Gesicht merken, dass mal mit dir zusammen gestoßen ist, oder?"
Danny musste lachen.
"Nein!", lachte nun auch Nicole, "Natürlich nicht."
"Übrigens herzlichen Glückwunsch zum dritten Platz heute!", ergänzte er, "Das war der absolute Wahnsinn!"
"Danke! Und..äh, ...danke für eure Unterstützung! Oder was sagt man da? Ich bin das gar nicht gewohnt! Also, danke...!"
"Ist schon gut!", schmunzelte Danny. "Viel Erfolg weiterhin!"
"Mach's gut Danny."
"Tschüß Nicole!"
Als sie fast weggegangen war, drehte sie sich nochmal kurz um und fragte:
"Sag mal, seid ihr auch noch bei anderen Weltcups dabei, oder nur hier in Oberhof?"
"Mal sehen! Wahrscheinlich erst wieder beim Saisonfinale in Oslo!"
"Aha! Cool! Da fahrt ihr nur wegen mit nach Norwegen?", lachte sie.
"Nein! Das ist ne kleine Tradition von den Biathlon-Freunden in unserem Ort, die fahren fast jedes nach Oslo. Ich war aber erst einmal mit. Dieses Jahr bin ich auf jeden Fall wieder mit dabei!"
"Gut! Vielleicht sehen wir uns ja!"
"Würde mich freuen!"
"Alles klar, mach's gut!"
Als sie gegangen war, ärgerte sich Danny immer noch etwas über Martin.
Meine Fresse, war das gerade peinlich gewesen!
Auf der anderen Seite freute er sich aber auch darüber, dass Nicole ihn angesprochen hatte.
Sie ist wirklich wahnsinnig süß und sieht unheimlich gut aus, viel besser als im Fernsehen!
Nach einer Weile kam Martin angeschlendert und fragte:
"Na, alles klar?"
"Alles bestens!", antwortete Danny gleichgültig, "Sie war gerade hier!"
"Wer?"
"Na Nicole!"
"Echt? Du verarschst mich doch!"
"Nein! Sie wollte wissen, was es mit unserem Fanclub auf sich hat!"
"Geil! Dann hat es hat unser Plan ja funktioniert! Jetzt weiß sie, dass es uns gibt!"
"Ja, und ich durfte alles ausbaden, was du mir eingerührt hast! Weißt du, wie peinlich das war, als sie mich angequatscht hat? Brockst mir das alles ein und dann bist du nicht da! Wo warst du überhaupt?"
"Ich...ähm,...ich hab mich mit einer Dame unterhalten!", sagte Martin und zwinkerte Danny zu.
"Mit einer Dame, aha! Du flirtest mit irgendwelchen Tussis und ich mach mich hier zu Löffel!"
"Aber wieso denn? Hat doch alles bestens funktioniert!", dann ergänzte er: "Wie ist sie denn so?"
"Na nett! Und süß! Aber das weißt du doch schon! Du warst doch damals in Altenberg auch dabei!"
"Ja, aber da haben wir sie doch nur für ein paar Sekunden gesehen."
"Ich hatte ehrlich gesagt auch schon wieder vergessen, wie sie in natur aussieht."
"Hast du ihr deine Telefonnummer gegeben?"
"Meine Telefonnummer? Wie kommst du denn darauf?"
"Na ja, sie hat dich angequatscht da musst du ja doch deine Telefonnummer geben!"
"So ein Blödsinn! Wir sind doch hier nicht in der Dorfdisko! Wir hatten nur ein kleines, lockeres Gespräch und jetzt ist sie wieder gegangen!"
"Schade! Naja, egal! Vielleicht läuft sie und ja noch irgendwann mal über den Weg!"
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Die nächsten Tage waren eine einzige Party! Tagsüber standen die Jungs mit ihren Leuten an der Strecke und feuerten die Athleten an und abends waren sie im Zelt und feierten. Außer Danny, der musste natürlich hin und wieder etwas arbeiten. Nicole sahen sie nicht noch einmal, außer auf der Strecke natürlich!
Als alle Wettbewerbe beendet waren, saßen Martin und Danny am Sonntagabend in einer Oberhofer Gaststätte und quatschen noch ein bisschen. Sie wollten erst am nächsten Tag nach Hause fahren. Danny musste sowieso noch bleiben, weil er ja die Anlage noch mit abbauen musste. Martin hatte sich auch noch einen Tag frei genommen und blieb noch eine Nacht in Oberhof.
"Ich bin ganz schön fertig Alter!", begann Letzterer.
"Ja, ich auch!", sagte Danny.
"Aber weißt du, was ich mir überlegt habe? In zwei Wochen ist doch der Weltcup in Nove Mesto! Das ist doch auch nicht weit weg von uns! Wollen wir da auch hinfahren?", fragte er.
"Habe ich mir auch schon schon überlegt! Wir müssen ja nicht das ganze Wochenende hinfahren! Aber so von Freitag bis Sonntag vielleicht?"
"Klar, können wir machen! Ich habe zurzeit nicht viele Aufträge und freitags habe ich ja sowieso frei!"
"Gut, dann machen wir das so! Abgemacht! Nicole Stadler-Fanclub on Tour! Hahaha!"