Valentinstag. Ein Tag wie jeder andere. Zumindest eigentlich. Zumindest sonst immer. Doch seitdem mein bester Freund Kevin und ich nicht mehr nur beste Freunde sind, ist das etwas anderes. Seitdem wir ein Paar sind, ist er nämlich romantisch. Das hat sich schon bei unserem ersten echten Date gezeigt. Da hat er mich nämlich ins Kino ausgeführt. Kino ist langweilig? Nicht, wenn es sich um ein Kino handelt, welches schon längst keine Filme mehr zeigt und bereits halb verfallen ist. Dann ist dieses Kino, nämlich der romantischste Ort der Welt. Wir haben einen Zombiefilm gesehen und haben danach auf dem Dach zusammen zu Abend gegessen. An diesem besonderen Abend hat mir Kev gezeigt, wie romantisch er sein kann. Und er hat mir gezeigt, wie sehr mir das gefällt. Außerdem hat er mich über Überraschungen belehrt. Die mochte ich nämlich früher gar nicht. Doch dank meinem Liebsten, mochte ich sie plötzlich. Zumindest, wenn sie von ihm kamen.
Und aus genau diesem Grund schluckte ich auch meinen anfänglichen Ärger über seine Valentinsüberraschung runter und ließ mich auf den Tag, welcher nun vor uns lag, voll und ganz ein. Ihm zuliebe. Und auch ein wenig, weil ich neugierig war. Was hatte der Chaot dieses Mal vor? Vor allem hier draußen im Wald?
Wir kamen auf einer recht großen Lichtung an und Kev stellte unser Gepäck auf dem Waldboden ab. Wir hatten alles dabei, was man zu Camping benötigte. Ein Zelt, Schlafsäcke und Isomatten, Campinggeschirr. Allerlei Kleinigkeiten, welche nützlich erschienen, waren natürlich auch mit dabei. Und Kevin hatte seine Angel und alles was dazugehörte eingepackt. Angeln war eines seiner Hobbys und wohl die einzige Sache, bei der er komplett entspannte und ruhiger wurde. Es war in solchen Augenblicken einfach nur schön, neben ihm zu sitzen und aufs Wasser zu schauen. Heute war also nicht nur Romantik angesagt und das war gut so.
„Was hältst du davon, wenn wir hier unsere Decke ausbreiten und ein Picknick machen?“, fragte Kevin in meine Überlegungen hinein.
„Ein Picknick? Ach, das ist in der Tasche dort!“
Ich lachte kurz auf. Und ich hatte gedacht, er hätte einfach nur zu viel von irgendwas mitgenommen.
„Na was denkst du denn?“
Kevin öffnete die Tasche, während ich eine der zusammengerollten Decken auf dem Boden unter einer großen Eiche ausbreitete. Das Wetter war heute herrlich und die Frühlingssonne schien durch die Blätter des Baumes. Einzelne Lichtstrahlen fielen durch das dichte Blätterdach bis auf die Decke. Es war noch nicht richtig warm, aber warm genug, um im Sweatshirt unter einem Baum zu sitzen und zu picknicken. Und natürlich um zelten zu gehen.
Mein Liebster stellte die Plastikbecher und Teller auf die Decke, legte das Geschirr aus Plastik ebenfalls dazu und holte dann eine Tupperdose nach der anderen aus der Tasche.
„Wir sollten dieses alte Plastikgeschirr ersetzen“, sagte ich mit voller Überzeugung. „Ich meine, das Zeug ist bestimmt noch von deiner Oma.“
„Wenn wir das nächste Mal etwas Schönes als Ersatz finden, dann gerne“, erwiderte Kevin mit einem Blick auf die pastellgrünen Teller.
Ich lächelte ihn an und setzte mich auf die karierte Decke.
Kevin öffnete die ersten Dosen, holte eine Thermoskanne mit Kaffee aus der Tasche und setzte sich zu mir. Er goss uns das heiße Gebräu ein und reichte mir den pastellgrünen Becher. Ich nahm einen Schluck und sah mir an, was er so eingepackt hatte. Tupperdosen voll mit Minimöhren, Cocktailtomaten, Morzarellakügelchen und anderem Gemüse wie beispielsweise Gewürzgurken sah ich, genauso wie Fladenbrot, Thunfischsalat, winzige Hackbällchen und kleine Streifen gebratenes Hähnchen.
Das alles sah so lecker aus. Kevin musste den ganzen Vormittag in der Küche gestanden haben. Was für ein toller Mann er doch war. Hatte ich mich vor einigen Wochen noch gefragt, ob er auch wirklich in einer monogamen Beziehung glücklich werden konnte, so glaubte ich jetzt, dass er dies sehr wohl konnte. Nur glückliche Menschen tun solche Dinge. Und das Kev glücklich war, das sah ich ihm an. Er strahlte, als ich mir etwas Gemüse sowie Hackbällchen und Hähnchen auf meinen Teller lud.
„Danke, dass du das alles für uns vorbereitet hast“, sagte ich, stellte meinen Teller ab und beugte mich für einen Kuss zu ihm rüber.
„Immer wieder gerne“, hauchte er, bevor sich unsere Lippen trafen.
Der Kuss war sanft und forderte nichts. Er war lediglich ein Ausdruck unserer noch so frischen Liebe.
„Ich liebe dich“, flüsterte ich, dicht an seinen Lippen, mich nur ungern von ihm lösend. „Dich und deine tollen Überraschungen.“
„Und ich dachte, du magst keine Überraschungen“, sagte Kevin und küsste mich erneut.
„Ich mag sie nur...“ Ich küsste ihn fordernder. „Wenn sie von dir kommen.“
Wir sanken in eine liegende Position und unsere Küsse wurden intensiver. Ich lag halb auf ihm und seine Hände fanden den Weg unter mein Sweatshirt, strichen meine Seiten entlang.
„Ich liebe dich auch“, hauchte er zwischen zwei Küssen. „Mehr als du dir vorstellen kannst.“
Nur langsam lösten wir uns wieder voneinander und setzten uns auf. Das leckere Essen durfte doch nicht ignoriert werden. Auch wenn ich mir sicher war, dass wir nie im Leben so viel essen konnten. Es würde morgen wohl ein leckeres Frühstück geben. Oder nachts einen Mitternachtssnack. Das würde zumindest zu Kevin passen.
„Hast du die hier schon probiert?“, fragte mich Kev und hielt mir ein aufgespießtes Minihackbällchen vor die Lippen.
Ich ließ mich von ihm füttern und kaute genüsslich.
„Die hast du hervorragend hinbekommen“, sagte ich, nachdem ich heruntergeschluckt hatte. „Schön feste Konsistenz und ein toller Geschmack!“
Dieses Lob zauberte ein Grinsen auf das Gesicht meines Partners. Allerdings ein schmutziges. Welcher Satz darauf folgte, hätte ich voraussehen können.
„Ich kann halt gut mit harten Dingen umgehen.“
Trotz der Gewohnheit solcher Sätze verschluckte ich mich leicht. Ich hustete und spuckte fast das zerkaute Hackbällchen wieder aus.
„Oh, bitte nicht“, sagte ich. „Der war ja so schlecht, dass das selbst dir peinlich sein müsste.“
Tatsächlich bildete sich eine leicht rote Färbung auf Kevins Wangen.
„Du verdirbst aber auch jeden Spaß“, meinte er gespielt beleidigt.
Als Entschuldigung gab ich ihm einen raschen Kuss. Ich liebte mein Clown halt. Egal wie dumm seine Witze manchmal waren.
Als wir und erneut voneinander lösten, schnappte Kev sich eine Morzarellakugel und führte sie an meine Lippen. Ich öffnete den Mund und ließ mich gerne füttern.
Danke fürs Lesen! Zum Buch gehts hier: https://www.bookrix.de/_ebook-l-hawke-der-besondere-tag/