Shan versuchte eine bequeme Schlafposition auf Allisters Schulter zu finden, allerdings wollte ihr das nicht gelingen.
Sie hatten einen Wald durchquert und gingen nun auf Steloia zu. Shan war nur einmal mit Finn dort gewesen, er hatte ihr dort ein wunderschönes weiches Kleid gekauft. Das war bevor er mit seiner Freundin Eva in die Welt der Menschen gegangen war. Sie war damals sehr eifersüchtig gewesen, ihr großer Bruder hatte auf einmal eine andere Frau als sie in seinem Leben und ließ sie alleine in Elensar.
Im nachhinein tat ihr das Leid, sie wusste nicht wie Eva gestorben war, oder wann. Aber sie hatte gemerkt wie sehr sich Finn verändert hatte.
Er war verschwenderisch geworden und pflegte einen elitären Playboy-Lifestyle den er früher verurteilt hätte.
"Denkst du das mein Bruder noch lebt?", fragte sie Allister und gab den Gedanken an Schlaf auf.
"Du bist wach?", fragte er ausweichend. Ihm war klar, dass diese Ungewissheit für die junge Prinzessin die Hölle sein musste, traute sich aber nicht ihr eine klare Antwort zu geben.
Schließlich war das einzige, was er wusste, das er Stunden bei seiner Ankunft in Elensar damit verbracht hatte nach dem Standort von Finn und Allison zu suchen. Er konnte die beiden allerdings nicht wahrnehmen, weder tot noch lebendig. Schweigend setzten sie ihren Weg fort, bis einer der Karren die in die Stadt fuhren neben ihnen halt machte.
"Oh was für ein süßes Kätzchen!", die Dame die die Pferde lenkte beugte sich zu ihnen herunter, "Und sie, junger Mann, sind sie etwa, ich kann es nicht fassen, ein Elf?" Allister betrachtete sie verdutzt, ihre Gestalt war keineswegs schön, aber ihre Stimme klang gütig und herzlich.
"Es tut mir Leid", entschuldigte sie sich, "ich war sehr unhöflich, bitte, lasst mich euch und euer Haustier mit in die Stadt nehmen. Es ist bereits dunkel und zu Fuß werdet ihr noch einige Zeit unterwegs sein bis ihr Steloia erreicht!"
Allister nickte dankbar, und deutete Shan kein Wort von sich zu geben. Nicht jeder sollte von der sprechenden Katze, die eigentlich eine Prinzessin war, wissen.
Als sie Steloia erreicht hatten bedankte Allister sich und sprang mir Shan vom Karren.
"Wir suchen erst einmal eine bleibe wo du schlafen kannst!", sagte er zu Shan, "Es wäre besser, wenn du nicht sprechen würdest wenn andere dabei sind, je weniger wissen das du hier bist desto sicherer bist du!"
Noch bevor Shan ihm eine patzige Antwort geben konnte hatte er eine Hand ihm Gesicht.
Erschrocken starrte er die blonde Frau, welche sich vor ihn gestellt hatte, an. Ihre Augen zeigten ihm das sie blind war. Sie tastete mit einem Lächeln über sein Gesicht, seinen Wangenknochen entlang bis zu seinen spitzen Ohren.
"Wusste ich doch, dass diese Stimme zu einem Elf gehören muss!", sagte sie freundlich, "Verzeiht mir meine ungehobelte Art euch einfach anzufassen, ich habe noch nie einen Elf berührt, meine Mutter sagte immer das bringt Glück!"
Allister war nun total verdutzt, er hätte nicht damit gerechnet in Elensar so viel aufsehen zu erregen: "Ist schon in Ordnung junges Fräulein!"
"Yuca!", sie kicherte, "so heiße ich! Ihr seid mit der Prinzessin des weißen Throns in der Stadt, aber ihr habt euer Herz verloren. Ihr solltet das steinerne Gasthaus besuchen, könntet ihr zumindest eure Begleiterin wieder finden!"
Shan starrte die Blinde ungläubig an, sie hatte keinen Mucks von sich gegeben, wie hatte Yuca sie erkannt?
Allister schien eben so verwirrt wie sie, er wusste nicht was er darauf sagen sollte.
"So, genug geplaudert, ich muss weiter, Mutter wird wütend sein wenn ich zu spät nach Hause komme!", Yuca fuhr noch einmal über Allisters Ohr, "schade das ihr euer Herz bereits einen Plan hat, ihr müsst wunderschön aussehen!"
Damit drehte sie sich um und ging einfach, wie sie gekommen war, verschwand lautlos unter den Passanten.
"Du bist schon eine ziemliche Niete", stellte Shan fest, "selbst eine Blinde erkennt das du in Vanessa verliebt bist!"
Allister verdrehte die Augen: "Das ist nicht... Davon verstehst du schon mal gar nichts, und jetzt sei still sonst zieh ich dir dein Fell über die Ohren!"
Shan fauchte, begnügte sich dann aber damit seine Haare mit ihren Pfoten weiter zu verunstalten.
Das einzige Gebäude aus Stein in der ganzen Stadt zu finden stellte sich als nicht so einfach wie gedacht heraus, aber schließlich ließ Allister sich auf einen Tisch im letzten Eck fallen um Shan von ihrem Schweigen zu erlösen.
"Was ist so toll an euch Elfen?", fragte sie, "Der Wirt schien dir das Zimmer gerade zu aufzudrängen, und bezahlen musst du auch nicht!" Allister lachte: "Ich bin wunderschön, hast du das heute nicht oft genug gehört?"
Shan verdrehte die Augen: "Ja genau, schon verstanden, Elfen sind klasse! Warte, da an der Tür, ist das nicht Vanessa?"
Allisters Blick schweifte zu Tür, da stand sie wirklich, Vanessa. Sie starrte durch den Raum und ihre Blicke trafen sich. Ihr Blick war starr und schockiert, ihr ganzer Körper zitterte, sie sackte in sich zusammen.
Die Sonne schien hell in Vanessas Gesicht, sie hob ächzend die Hand vor ihre Augen und blickte sich um.
Sie lag in einem steinernem Zimmer auf einem alten Holzbett. Sie befand sich wohl einen Zimmer des steinernen Gasthauses, die Müdigkeit die sich gestern befallen hatte war verschwunden, sie fühlte sich fit und ausgeruht.
Sie erinnerte sich, dass sie das Gasthaus erreicht hatte, sie war durch die Türe getreten und dann...
"Du bist schwach!", sie erschrak vor der Stimme hinter ihr, "du hast den selben Fehler gemacht wie ich!"
Vanessa drehte sich um, sie war froh Allister zu sehen: "Ich finde eine Lösung, wie immer, mach dir keine Sorgen!"
"Typisch Vanessa, kaum bist du einen Tag alleine bringst du dich in Schwierigkeiten!", er legte seine Hand auf ihre Stirn und schien dadurch einen Teil ihrer Erinnerungen einsehen zu können, Vanessa starrte ihn genervt an: "Gratuliere, wie du siehst komme ich irgendwie alleine zurecht! Wo ist Shan?"
Allister schaute verlegen Richtung Fenster: "Auf dem Dach, spazieren!"
Vanessa stand langsam auf und lächelte: "Gut gemacht!" Dann verpasste sie ihm eine Ohrfeige und öffnete das Fenster um Shan zu rufen.
"Vanessa, du bist wach!", Shan kletterte freudig durchs Fenster zurück, "Was für eine Freude!"
Vanessa packte sie am Nacken und hob sie hoch: "Abenteuer sind nichts für kleine Prinzessinnen, Shan!" Shanora fauchte und knurrte: "Mein Bruder wird vermisst und du bist hier nicht sicher, wie soll ich je eine gute Königin sein wenn ihr mich alle wie ein rohes Ei behandelt?"
Vanessa seufzte und setzte sie wieder auf den Boden. Im Grunde hatte die Kleine ja recht, immer wurde sie außen vor gelassen und durfte an nichts Teil haben.
Sie hatte trotzdem ein schlechtes Gefühl bei dem Gedanken die Prinzessin in Katzengestalt mit auf diese Reise zu nehmen. Andererseits konnten sie Shanora nicht auf ewig in Watte packen, also setzte sie sich und ließ Shan erzählen was sie heraus gefunden hatten.
"Wie soll ich Pferde organisieren?", fauchte Allister genervt, er und Shan sollten zwei Pferde organisieren damit sie unauffällig voran kommen konnten.
Vanessa schubste ihn zur Tür des steinernen Gasthauses heraus: "Du bist ein Elf, du schaffst das schon! Ich muss dieses Mädchen finden das mit uns gesprochen hat, Yuca, sie kann uns vielleicht sagen wo Finn und Allison sind, oder zumindest in welche Richtung wir gehen sollen! Wir brauchen einen Hinweis, wir können nicht blind von Stadt zu Stadt reisen und hoffen sie zufällig zu finden!"
Allister raufte sich genervt die Haare und zog mit Shan los, Vanessa trat nun auch auf die Straße, die Sonne strahlte ihr ins Gesicht. Sie ging bis in den Hafen, viele Händler boten dort Obst, Gemüse, Brot, Fisch und Stoffe an.
Ein Schiff lief gerade aus, Vanessa genoss den mittelalterlichen Flair den die Stadt zu bieten hatte.
Sie ging zu einem Stand der Obst anbot, und fragte dort nach besonderen Vorkommnissen in der Gegend.
Der junge Händler überlegte: "Hm, ich habe gehört das im Norden, nahe des dunklen Throns Rauch aufsteigt und eine Stadt erschienen ist, das ist hier noch nie passiert!"
Dann lehnte er sich nach vorne und flüsterte: "Ihr solltet wissen das ihr verfolgt und beobachtet werdet! Hinter euch steht ein Mann, er folgt euch seit ihr den Platz betreten habt! Er hält immer ein paar Meter Abstand und schleicht hinter euch her!"
Vanessa dankte ihm und nickte. Jetzt konnte sie auch den stechenden Blick in ihrem Rücken spüren, ein beklemmendes Gefühl überkam sie.
Langsam drehte sich sich um, versuchte die Fassung zu wahren, auch wenn sie nicht glauben konnte wer ein paar Meter hinter ihr stand.