Allister hatte sich wieder aufgerichtet und vergewisserte sich das Shan nichts passiert war.
Diese starrte gebannt hinter ihn: "Alli, da ist ein Cojomano!" Allister dreht sich um und starrte auf das große schwarze Ungeheuer, welches sich vor Vanessa aufgebaut hatte.
Es erinnerte an einen Stier, war aber viel größer, schwarz und hatte rauchende Hufe.
Der gehörnte Kopf erinnerte an einen entstellten Löwen, aus dem geöffneten Maul kam dunkler Qualm und ein tiefes Grollen.
Vanessa starrte auf die Bestie, die den Kopf senkte und mit seiner gigantischen Nase an ihr zu riechen schien.
Dann trat es einen Schritt zurück und fixierte die anderen. Saphira hatte sich erhoben, ihre Augen strahlten in einem hellen blau, eisige Winde begannen um sie zu kreisen.
"Bring sie in Sicherheit!", rief sie Celles zu, die stand auf und zog Vanessa mit sich.
Allister begann mit der völlig verdutzten Shanora mit ihnen zu laufen. Shanora drehte sich auf seiner Schulter zu Saphira: "Du musst ihn von der Stadt weg locken, wenn du ihn tötest wird er explodieren!"
Saphira schoss eine spitze Eisnadel auf Cojomano um seine volle Aufmerksamkeit zu erringen "Nun zu uns!"
Mit jeder Eisnadel entfernte das gehörnte Biest sich von der Stadt, folgte ihr bis zum Wald zurück.
Saphira blieb direkt davor stehen, die eisigen Winde um sie wurden kälter und intensiver.
Wald, Wasser im Boden, sie wusste das sie all das benutzen und kanalisieren konnte.
Das Wasser trennte sich vom Boden, dieser trocknete aus, Saphira lies es in die Luft gleiten.
Sie wusste, dass sie nur diesen einen Versuch hatte, sobald Cojomano sie erreichte würde er explodieren und sie sterben.
Sie musste ihn davor treffen, sie konzentrierte die eisigen Winde, das Wasser gefror in der Luft zu drei riesigen Lanzen aus Eis. Cojomano war schwerfällig, und doch schien er sich rasend schnell auf sie zu zu bewegen.
"Nur keine Panik, eins, zwei, drei!", sagte sie zu sich selbst und lies die Lanzen hinunter fallen.
Die erste traf Cojomano in der massigen Schulter, die Zweite streifte den Rücken des Ungeheuers, aber die Dritte verfehlte.
Das Biest brüllte und bäumte sich vor Saphira auf, es schnaubte und rannte unerbittlich weiter auf sie zu.
Sie hatte es nicht geschafft, aber die anderen waren in Sicherheit, vorerst, das war wichtig.
Sie würde jetzt nicht umsonst sterben, sie würde ihr Leben für ihre Schwestern, einen Elf und die Prinzessin vom weißen Thron opfern, ein Heldentod.
Langsam schloss sie die Augen und versuchte an etwas Gutes zu denken, an Church, an Mari, an ihr Haus am Waldrand in dem sie so viele glückliche Stunden verbracht hatten.
An Ladira, ihre Mutter, und Finn, ihren Ziehbruder.
Dann hörte sie den Knall der Explosion.
Saphira öffnete die Augen, sie schien im Nichts zu sein, schwerelos und doch fühlte sie sich als würde sie fallen.
Dann kam sie langsam auf, sie stand plötzlich auf einem Viereck, auf dessen Enden die Symbole der Elemente abgebildet waren.
Sie konnte das Material nicht zuordnen, aber jeder Schritt von ihr schien eine leuchtende Spur zu hinterlassen.
"Du hast meinen sicheren Ort, Nirgendwo, gefunden!", Saphira erschrak und schnellte herum, sie kannte die Stimme.
"Such nicht nach mir, du kannst mich nicht sehen, da wo ich bin!", nun erkannte sie die Stimme sicher, es war Finn.
"Wo bist du?", schrie sie in die Leere, "Bist du am Leben oder ich tot?"
Saphira stellte überrascht fest das ihre Stimme in der Dunkelheit zu hallen schien, Finns aber klar ohne Hall zu hören war.
"Ich weiß nicht wo ich bin, aber das worauf du stehst ist alles was ich sehe! Ob ich lebe oder tot bin weiß ich nicht! Das werdet ihr erst feststellen wenn ihr mich und die Elfe findet! Ob du tot bist? Ich weiß nicht!", erklärte Finn.
Saphira sah sich um, das Viereck auf dem sie stand hatte sie noch nie zuvor gesehen. "Finn, was siehst du noch?", frage sie verzweifelt.
Finns Stimme klang bedrückt und dünn: "Nur Dunkelheit, ein Knall, nachdem sie uns her brachten, dann fiel ich in die Dunkelheit. Es ist kalt, ich bin alleine und jemand raubt mir die Kraft. Aber ihr dürft mich nicht suchen, ihr müsst Shanora beschützen!"
Saphiras Augen füllten sich mit Tränen: "Halt durch Finn, wir finden dich, irgendwie!"
Vanessa hatte sich von Celles los gerissen und war zurück gelaufen. Sie konnte kaum fassen wie schnell ihre Füße sie trugen, der dunkle Wanderer hatte recht behalten, sie konnte ihre Ziele erreichen.
Sie hatte Celles schon weit hinter sich gelassen.
Saphira hatte Cojomano zum Wald gelockt, Eislanzen hingen vor ihr in der Luft, rauschten auf das Wesen, eine verfehlte das Ziel.
Vanessa rannte noch schneller, sie musste Saphira erreichen.
Saphira hatte ihre Augen geschlossen, Vanessa stellte sich vor sie und riss die Arme hoch als Cojomano sie erreichte.
Eine gewaltige Explosion schien alles im Umkreis von einigen Metern in Schutt und Asche zu legen.
Bäume am Waldrand wurden entwurzelt und ein riesiger Karter entstand. An manchen stellen regnete die blutige Asche von Cojomano noch auf die Erde und verursachte kleinere Explosionen.
Vanessa öffnete die Augen, spürte einen Arm auf ihrer Schulter liegen. Er hatte es wieder getan.
"Schon wieder ein Versehen, zur falschen Zeit am falschen Ort? Oder verrätst du mir jetzt was du hier zu suchen hast?", fragte sie ohne sich umzudrehen.
"Ich schätze ja, das Schicksal will es wohl so!", flüsterte Luis ihr ins Ohr, "Das sollte unser Geheimnis bleiben!"
Vanessa spürte wie sich die Hand von ihrer Schulter löste, er war verschwunden, ohne eine weitere Erklärung für sein Verhalten oder Auftauchen abzugeben.
Sie drehte sich um, Saphira lag hinter ihr, bewusstlos, aber sie atmete. Celles stand einige Meter vor dem Krater, Allister hatte sie eingeholt.
"Keiner kann das überlebt haben!", entfuhr es ihm, Shan vergrub ihr Katzengesicht in seinen Haaren.
Celles blickte in den Krater: "Doch, frag mich nicht wie, aber sie haben es geschafft!"
Vanessa stützte Saphira, die wieder halbwegs zu sich gekommen war, und kletterte mit ihr aus dem Krater.
"Wir sollten uns unauffällig verhalten!", schrie Allister, "Aber das ist mit dir und deinen Schwestern leider nicht möglich, ihr verteilt die ganze hochexplosive Asche aus Cojomano vor einer Stadt, was eine Explosion verursacht die man bis zum schwarzen Thron gehört haben muss, jetzt singen die beiden Idioten, Saphira und Celles, seit einer Stunde auf offenem Gebiet damit wir ja bemerkt werden und das obwohl irgendjemand Monster frei lässt und auf uns hetzt!"
Vanessa verdrehte die Augen, Saphira und Celles hatten einfach Spaß, was für Allister den Ernsten ein Fremdwort zu sein schien. Sie hatten ein paar Wanderlieder geträllert, immerhin gingen sie jetzt schon seit Stunden über diese trostlose Ebene auf der nur wenig Vegetation zu finden war, und sie hatte jedes mal lachen müssen, genau wie Shan.
"Was ist den dein Problem, es ist explodiert, mein Fehler, Entschuldigung das ich nicht auf einen tollen Einfall von dir warten konnte Großmeister Allister, es war knapp falls du das nicht bemerkt hast!"
Allister versuchte sich zu beruhigen, anscheinend wollten die Drei den Ernst der Lage nicht begreifen.
Seine Schwester hing mit Finn irgendwo in der Dunkelheit herum, ob tot oder lebendig würden sie erst erfahren wenn sie sie gefunden hatten.
Vanessas leicht gestörter Exfreund war aufgetaucht und eine ganze Stadt war vor dem schwarzen Thron erschienen - komische Zufälle.
"Was hat es mit dem Engel auf sich?", fragte er, "Und bitte sag mir nicht das du ihm glaubst das er bloß zufällig hier ist, ich wette er hetzt uns die Kreaturen auf den Hals! Wie sollen wir uns als Gruppe vertrauen wenn du uns nicht einmal das sagst?"
Vanessa wusste nicht warum sie das zweite Treffen mit Luis an der Stadtmauer, und das Dritte am Waldrand verheimlichte.
Sie schien, auf eine paradoxe Art, ihm gegenüber loyal sein zu wollen, auch wenn er beide Male versichert hatte, dass er sie versehentlich, oder zufällig gerettet hatte.
"Hör sofort damit auf!", brüllte Celles an ihrer Stelle nach vorne, "Vanessa kann nichts dafür das der Engel auftaucht und wir uns mit dieser Mission nicht wohl fühlen und damit umgehen können! Und ich für mich scheiße auf dein Vertrauen!"
"Und übrigens!", zischte Saphira mit leiser Stimme "Celles und ich vertrauen dir auch nicht, Allister!"
Die beiden setzten sich und begannen eine Art Feuerstelle zu errichten, obwohl Allister nicht wollte, dass sie auf der Ebene halt machten.
Vanessa sah ihn vorwurfsvoll an: "Das hast du ja ganz toll gemacht!"
Allister gab auf und setzte sich mit Shanora, die über seine Schulter hängend schlief, ebenfalls auf den Boden: "Tut mir Leid, es ist nicht meine Stärke nett zu sein, sondern uns hier ohne Gefahr durch zu führen!"
Celles und Saphira starrten ihn noch eine Weile finster an, beschlossen aber ihm gütiger Weise zu verzeihen als sie selbst nicht für eine ordentliche Feuerstelle sorgen konnten.
Trotz dem Einspruch und der Erklärung wie gefährlich es wäre hier einfach zu schlafen und zu warten bis der nächste Tag gekommen war überstimmten die Schwestern mit der müden Shanora Allister und legten sich an Ort und Stelle hin.
Allister versuchte möglichst mit einem offenen Auge zu schlafen, ihn ließ das Gefühl nicht los, dass sie nicht mehr lange Ruhe haben würden nach Cojomano.
"Kannst du nicht schlafen?", fragte er Vanessa, die einfach in den sich verdunkelnden Himmel starrte. Sie stand auf und setzte sich zu ihm: "Nein, nicht richtig, immerhin wäre ich heute ohne dieses Gift des dunklen Wanderers zwei mal gestorben!"
Allister lachte, er versuchte sie nicht spüren zu lassen das er ihr nicht glaubte das dieses Gift sie gerettet hatte: "Gut, zwei mal zu sterben ist ohnehin nicht möglich, anderes Thema, es freut mich das wir uns wieder normal unterhalten können nachdem was passiert ist!"
Vanessa rutschte, wenn auch unbewusst, ein Stück von ihm weg. "Ich brauche Zeit!", presste sie hervor.
Sie verstand sich selbst nicht mehr, Allister hatte sie begeistert, er war schön und sie hatten immer gut harmoniert.
Aber das bloße Auftauchen von Luis hatte sie verunsichert, sie musste ständig an den Engel denken, machte sich sorgen um ihn. Allister lachte: "Klar, du brauchst Zeit, ist ja nicht so das ich die am Anfang auch gebraucht hätte, damals, letztes Jahr! Vielleicht sollten wir einfach nur noch über die Mission sprechen!"
Vanessa stand auf und legte sich wieder zu ihren Schwestern.
Sie konnte sich jetzt nicht mit diesem Problem auseinander setzten, schon gar nicht wenn ihr Herz gerade fast an den Worten eines Engels zerbrach.
Sie wusste das es nicht fair war das Erlebte zu vertuschen, und zu verheimlichen, aber sie konnte auch nichts sagen.
Sie würden sie nicht verstehen, niemand würde das verstehen, im Grunde verstand sie sich selbst nicht mehr.
Etwas schien ihre Gedanken zu befallen, beinahe zu kontrollieren.