Angekommen in München erwartete mich die nächste Überraschung. Nachdem der Ticketautomat mein Geld nicht akzeptieren wollte und ich deswegen die S-Bahn verpasst hatte, wurde der Zugverkehr plötzlich eingestellt. Laut Lautsprecherdurchsage hatte jemand beschlossen, sich auf die Gleise zu legen. Passiert hier jede Woche, hörte ich und beschloss deshalb, lieber nicht darüber nachzudenken, was die Durchsage tatsächlich zu bedeuten hatte. Am Gleis stand auch ein älterer Mann, der scheinbar nichts von der Durchsage verstanden hatte und verwirrt den Leuten nachschaute, die die Station verließen. Da er einen größeren Rucksack dabeihatte, war ich mir sicher, dass er ebenfalls zum Flughafen wollte. Zeit hatte ich mehr als genug, es war erst Nachmittag und mein Flug war spät am Abend, also fragte ich ihn, ob ich ihm behilflich sein kann. Er meinte, sein Flieger würde in zwei Stunden starten und er habe keine Ahnung, was hier gerade los sei. Ich erklärte ihm die Situation und bot ihm an, gemeinsam einen anderen Weg zum Flughafen zu suchen.
Die richtigen Verbindungen zu finden erwies sich als schwieriger als gedacht, doch letztendlich gelang es uns, uns durch die überfüllten Züge und Straßenbahnen zu kämpfen. Selbst die unfreundliche Frau bei der Information der Deutschen Bahn, die offensichtlich einen schlechten Tag hatte, rückte schließlich die richtigen Linien heraus. Mein Glaube an die Menschlichkeit fing an zu bröckeln, doch gleichzeitig war ich überwältigt von den netten Worten des Chilenen, der sich, kurz bevor wir am Flughafen ankamen, für meine Hilfe bedankte. Ich hoffte sehr, dass er seinen Flieger nach Amsterdam und den Anschluss nach Chile noch erreichen konnte.