Anthony war wütend. Wie immer ließ man ihn in Unkenntnis darüber, was passiert war. Ja, was war denn überhaupt passiert?
Seine Eltern hatten am Küchentisch geredet, ernst und schockiert. Mum hatte geweint und Dad hatte fassungslos den Kopf geschüttelt. Er war sprachlos gewesen, und das kam so gut wie nie vor.
Anthony lag auf dem Bett in seinem Zimmer. Vor ihm ein aufgeschlagenes Notizbuch. Eine leere Seite. Nachdenklich kaute er an dem Ende des Kulis, den er in der Hand hielt. Was sollte er schreiben? Über das komische Gefühl, welches er schon seit dem Aufwachen gespürt hatte? Es lag wie ein Stein in seinem Magen … Nein, es war eher, als balanciere er ungeschickt wie ein Drahtseiltänzer über den Grand Canyon, ohne Sicherung, wissend, dass er abstürzen würde. Die Frage war nur, wann.
Tony seufzte und legte das Notizbuch weg. Wenn er so drauf war, dann wollten die Worte nicht fließen. Er hatte Durst und wollte gerade hinuntergehen und sich ein Glas Wasser holen, als jemand an seine Tür klopfte.
»Herein!«, rief er und sein Dad streckte den Kopf ins Zimmer.
»Komm runter, wir müssen dir etwas sagen.« Sieben Worte. Jener Satz, der für gewöhnlich eine schreckliche Nachricht einleitete.
Anthonys Herz klopfte schneller. Auf einmal glaubte er zu wissen, was passiert war. Mit weichen Knien folgte er seinem Vater hinunter in die Küche.
Dort saß seine Mutter, die losheulte, sobald sie ihn sah. Tony ballte die Fäuste. Sie interessierte sich einen Dreck für ihn, und nun zog sie so eine Show ab!
»Setz dich bitte hin«, sagte Dad und der Junge gehorchte.
Noch bevor er weitersprechen konnte, überkam ihn eine schreckliche Vorahnung. Tony hielt sich an der Tischkante fest und konnte nicht verhindern, dass die Tränen anfingen, zu fließen. Schnell zog er sich in seine Traumwelt zurück. Schuf sich eine schützende Blase. Die nächsten Worte seines Vaters hörte er nur gedämpft. Trotzdem taten sie nicht weniger weh. Sie bohrten sich unbarmherzig durch den Schutz und in sein Herz.
»David hat sich umgebracht.«