An unserem vorletzten Tag wird das Wetter schlechter.
Es war zuvor schon nicht besonders großartig, aber die Temperatur ist weiter gefallen und Regen gesellt sich dazu. Davon halbwegs unbeeindruckt schippern wir Richtung Pritzerbe, weil das das einfach die schönere Strecke mit den schöneren Seen ist, wissend, dass wir das Ziel Havelberg weder erreichen noch erreichen wollen, weil es sich nicht lohnt.
Wir beschließen, uns einen schönen See zu suchen und finden einen zauberhaften, in dem, an einem Steg, nur wenige Boote, und kurz vor dem Schilf nur zwei weitere BunBos ankern, und das stille Idyll genießen.
Bis wir kamen.
Wir brüllen uns die obligatorischen Befehle zu: "Loten!"
"Anker setzen!"
Die Richtung der Terrasse auszumachen, ist ein ständiger Dialog zwischen Steffi und meinem Mann.
Steffi: "Die Terrasse muss mehr nach da!"
Tom: "Aber hier gibt es keine Wellen."
Steffi: "Aber die Sonne."
Tom: "Welche Sonne."
Steffi.: "Die kommt bestimmt noch raus."
Jan: "Wir haben hinten nur 80 cm Tiefe. Das Boot hat einen Tiefgang von 70 cm)
Zu allem Überfluss läuft gerade Nickis Playlist, und aus dieser:
Mein Lieblingstier ist die Bratwurst-ist die Bratwurst, und die ist so schon grün-
Euphorisch vom Jüngling mit gegrölt und untermalt von nautischen
Kommentaren, die wegen des musikalischen Lärms brüllend vorgebracht werden, derweil ich mit Thomas an der Reling stehe.
"Schön ruhig hier", stellt er fest.
"Ja", vermelde ich lakonisch, "Bis wir kamen."
Ich zünde mir eine Zigarette an und lege die Schachtel, die sich Nicki kurz darauf greift, auf den Tisch.
Darüber muss sich keiner Sorgen machen. Er hat weder das Interesse, sich eine anzuzünden, noch mit ihnen zu spielen. Vielmehr unterzieht er das Bild auf der Verpackung einer genaueren Betrachtung. "Solche Zähne hat aber von euch keiner."
"Das ist ja auch Quatsch", meint seine Mutter, die mit der Diskussion mit Tom fertig geworden ist, und nimmt ihm die Schachtel aus der Hand.
"Hat jemand solche Zähne", will Nicki wissen.
"Nein, und wenn doch, lieg es nicht am Rauchen", erläutert ihm die Frau, die in fast 50 Jahren nie eine Zigarette geraucht hat.
"Außer vielleicht Shane Mc Gowan", werfe ich ein
"Wer ist das?"
Im Hintergrund krakeelt Martina Held weiter: Mein Lieblingstier ist die Bratwurst,
was Tom und ich Überbrüllen mit : "I'm going, I am going. Any wich way the wind maybe blowing. I'm going, I am going. where streams of Whisky are flowing."
Wir machen das Bratwurst-Lied aus.
"Der Sänger von den Pogues", erklärt Steffi, "Vielleicht sollten wir etwas leiser sein. Nachher türmen alle", sie sieht mich an, "Lust auf Kajak?"
"Klar aber nur mit Regenjacke."
"Da kommen Schwäne", jubelt Nicki, und lockt sie mit Brot herbei.
"Na toll", Steffi bindet sich einen Zopf, "Und wie sollen wir jetzt ins Kajak?"
Ich schlüpfe in meine Regenjacke.
"Ist das die Rainforrest?", Jan sieht von seinem I-Phone auf.
"Sieht man doch. Die sehen alle gleich aus."
"Jan, es gibt auf der Havel immer noch kein Napapirji-Geschäft", spitzt seine Mutter gereizt, derweil ihr Mann die Schwäne nach hinten lotst und wir, mit Toms Hilfe ins Kajak klettern.
Was soll ich sagen.
Kaum auf dem Wasser, fängt es zu schütten an.
Wir paddeln genervt zurück.