Vage Lichter flackerten in der Ferne. Draussen war es schon dunkel- der Herbst war dieses Jahr irgendwie früher gekommen als in all den Jahren zuvor. Aber vielleicht wurde Nala auch alt. Sie spürte es nicht, die Veränderung ihres Körpers mit der Zeit. Aber sie sah es immer morgens im Spiegel. Eine müde Frau blickte sie an. Manchmal fragte sie sich, wo das Jugendliche Gesicht geblieben war, was sie immer all die Jahre begleitet hatte. Seufzend nahm sie einen Schluck Tee aus ihrer Tasse und sah weiter zum Fenster raus.
Das Licht flackerte jetzt stärker. Wurde kräftiger. Sie hatten es wohl geschafft, dass Feuer endlich zu entfachen. Müssig strichen Nalas Finger über das Muster, was in ihrer Tasse eingraviert war. Ein Pentagram. Die New Age Leute auf dem Berg, am Feuer, hatten sie ihr letztes Jahr bei einen ähnlichen Event verkauft. Damals war sie noch zu dem Feuer hingegangen. Heute... heute wollte sie es anders machen. Ihr fehlte auch mittlerweile die Kraft um die Nächte durchzutanzen. Sollten sich die jüngeren Leute da vergnügen. Es war sowieso mehr ihre Zeit.
Ein Klopfen schreckte sie auf. Holten ihre Nachbarn sie doch ab, obwohl sie ihnen wie jedes Jahr gesagt hatte dass sie lieber alleine hingehen wollte? Nicht, dass sie dieses Jahr dies wirklich vor hatte.
Aber nein, der Eingangsbereich ihrer Tür war leer. Bevor sie sich wundern konnte, erscholl das Klopfen erneut. Hinter ihr.
Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Langsam drehte sie sich um und richtete den Blick auf den mit Teppich bedeckten Boden vor ihrem Kamin. Das Klopfen erscholl erneut. Und diesmal war sie sich sicher woher es kam. Langsam ging sie auf den Kamin zu und schlug den Teppich zurück. Mit einen kräftigen Ruck riess sie mit einen Arm die massive Falltür auf.
Sobald sie die Tür aufgezogen hatte, erschien zwei gebogene Hörner auf einen feuerroten Kopf.
Ein ebenfalls feuerroter nackter Körper erhob sich aus dem dunklen Loch. Nala verschränkte ihre Armeund beäugte kritisch die massive männliche Gestalt. "Nicht das ich den Anblick nicht schätze, aber wie häufig willst du dir da unten noch jedes Jahr Frostbeulen holen, Kasmir?" Sie wies mitdem Kinn auf das ebenso riesige Gemächt der Gestalt.
Kasmir lächelte leicht verschämt. " Die Frauen lieben es." sagte er in einer leiseren Stimme, als man es seiner mächtigen Gestalt zutrauen würde.
"Die Männer bestimmt auch." Seufzend fuhr sich Nala mit der Hand durch die Haare. Kasmirs Grinsen war seine einzige Antwort.
"Was machst du hier?" wollte Nala wissen. "Ich habe doch gesagt, dieses Jahr komme ich nicht mit."
"Ich hab micht geglaubt, dass dir damit ernst war." Kadmir sah sie ungläubig an. "Willst du dir wirklich die einzige Nacht des Jahres entgehen lassen, wo wir die Sterblichen so richtig schön erschrecken können? Und sie sind so schön benebelt von ihren eigenen Drogen, morgen früh halten sie es nur für einen sehr seltsamen Traum." Kasmir Grinsen nahm einen wölfischen Ton an
"Komm mit!" Er streckte seine Hand auffordernd nach Nala aus. Diese schüttelte den Kopf und wich zurück. "Zeit, den Spass jüngeren zu überlassen. Sag unseren Brüdern und Schwestern, ich wünsche ihnen viel Spass. Aber ich bin heute nicht dabei." " Du bist erst 3000 Jahre alt." Kasmir protestierte entsetzt. "Das ist nichts!"." Für mich schon." Nala schloss ungeduldig und ohne Rücksicht die Fallklappe wieder über seinen Kopf. Kasmir blieb nichts übrigals fluchend seinen Kopf einzuziehen. Als der Teppich wieder über der Klappe lag, goss Nala sich frischen Tee ein und nahm wieder ihren Platz am Fenster ein. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, es war nach Mitternacht. Geisterstunde. Oder wie ihre Familie sagte, Zeit für etwas Spass. Gerade als sie einen weiteren Schluck nahm, sah sie wie Schatten am Feuer aus den Boden aufstiegen und sich unter die mittlerweile berauschten Feiernden mischten. Die Schatten tanzten immer enger mit den menschlichen Gestalten bis sie immer enger sich verschlangen und schließlich zuckend zu Boden fielen. Am nächsten Morgen würden die Menschen wieder erwachen mit einer verschwommen Erinnerung an eine sehr befriedigende Nacht. Nalas Schwester und Brüder jedoch würden in die Heimat der Succubi und Incubi zurück kehren mit dem Gefühl, wieder einen riesigen Gelage beigewohnt zu haben.
Nala stellte nachdem alles ruhiger geworden war lächelnd die Tasse wieder in die Spüle. Zeit, selber etwas zu Essen. Ihr Mann war noch tief am schlafen, aber ihr Nachbar San dürfte einen netten Snack abgeben.