Ich befinde mich zusammen mit anderen Menschen auf einem Luftschiff. Worauf die Betonung auf Schiff liegt, denn die Form stimmt mit einem der alten Piratenschiffe überein. Mit dem Unterschied, dass dieses aus robusterem, silbrig glänzendem Metall besteht. Ein großes Segel verband zwei Masten, welches gleichzeitig auf dem Deck Schatten spendet.
Mein Freund befindet sich ebenfalls auf dem Schiff, sowie weitere Freunde und Bekannte. Wir sitzen geschützt im Windschatten unter dem Segel und warten darauf, endlich die Stadt verlassen zu können.
Plötzlich nähern sich zwei Düsenjets, welche nur wenige Meter entfernt an uns vorbei fliegen. Sie ziehen weiße Kondensstreifen hinter sich her, die ich fast greifen kann. Neugierig über das Vorhaben der Jets, stehe ich auf, hänge mich an ein Seil der Plane über mir und blicke in den Himmel. Von den Jets nicht mehr versteckt, beobachte ich 3 von ihnen, wie sie in riskanten Manövern um die glänzenden Hochhäuser der Stadt fliegen.
Sie mochte zwar durch die spiegelnden Oberflächen schön aussehen, jedoch macht ihr verdorbener Charakter die Stadt hässlich. Als wohlhabendste des Landes, ist dementsprechend die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinander.
Dieses Luftschiff ist der letzte Weg, der unschönen Wahrheit zu entkommen. Wir fanden heraus, dass sich der Bürgermeister mit dem gefährlichsten Menschen Londons eingelassen hatte. Meine geliebte Heimat ist demnach dem Untergang geweiht.
Einer der Jets beginnt mehrfach über uns hinweg zu fliegen. Ich wurde wohl erkannt, weshalb ich das Seil abrupt loslasse und auf dem Deck entlang laufe. Plötzlich taucht der Jet direkt vor unserem Luftschiff auf, steht geradezu in der Luft. Seine Form gleicht der eines Wagens, genauer gesagt eines Citroën, an dessen Tragflächen Waffen gefährlich auf mich zielen. Man war uns irgendwie auf die Schliche gekommen.
Man trennte uns voneinander, niemand wusste, wo wir hingebracht werden sollten. Zusammen mit mir völlig fremden, werde ich unter Arrest gestellt. Polizisten führen uns zu einem Häuserblock, welcher ausschließlich für Häftlinge genutzt wird. Dieses Gefängnis gestaltete sich als eine Doppelhaushälfte im Hochhausformat. Umgeben von anderen, glänzenden Hochhäusern, in deren Schatten die Trauer liegt.
Aus der rechten Tür tritt eine Frau. Ohne Worte werde ich unsanft in das Gebäude hineingeschupst, sodass ich in dessen Flur stolpere. Ein aufmerksamer Blick belegt mir den hohen Sicherheitsstandard der Anstalt in der Form von Gitterstäben und Stahltüren.
Es vergingen Tage oder Wochen, in denen ich in diesem Doppelhälftenhochhaus gefangen gehalten wurde. Zu meinem Glück schaffte es ein Spitzel in das gesicherte Gebäude. Unter größter Vorsicht verstecke ich ihn im großen und weitläufigen Untergeschoß. Da niemand über die einzige Tür hinaus konnte, durften wir uns einigermaßen frei bewegen. Dies war in diesem Fall von klarem Vorteil.
Doch auf halbem Weg kommt uns das Sicherheitspersonal entgegen. Ein Zweierteam. Geistesgegenwärtig ziehe ich den Spitzel mit in ein naheliegendes Badezimmer, um so einer möglichen Entdeckung zu entgehen.
Erneut verging einige Zeit, in der ich mir innerhalb des Hauses einen Namen machen konnte. So wurde der Boss, wie ihn alle nannten, auf mich aufmerksam. Das Hochhaus gehört ihm und dient nicht nur als eine Häftlingsanstalt, sondern auch als sein Wohnsitz und Umschlagpunkt all seiner Machenschaften.
Ich befind mich erneut in dem Badezimmer, in welchem ich mich mit dem Spitzel versteckt hatte. Dort durchsuche ich den Schrank, denn wichtiges Material wurde dort deponiert. Die Verbindung nach draußen war zwar sporadisch, dennoch vorhanden.
Nach wenigen Sekunden werde ich fündig, kann den Gegenstand allerdings nicht einordnen. Ich weiß nur von seiner Bedeutsamkeit, alles weitere würde sich wohl im Laufe zusammensetzen. Ich stecke es vorsichtig in meine Tasche, ein notwendiges Accessoire, nur um kurze Zeit später damit ins große Wohnzimmer zurückzukehren.
Es gehört dem Boss und er erlaubt manchen Frauen, sich dort aufzuhalten. Selbstverständlich in schickerer Kleidung, als das Sträflingsorange. Eine weiße Sofalandschaft dominiert den Anblick des Zimmers, welches modern eingerichtet ist. Auf dem Sofa sitzen einige Frauen in Cocktailkleidern, sowie Männer. Alle schick angezogen. Hinter einer Reihe verschiedenster Zimmerpflanzen ist eine Art Esszimmer eingerichtet. Wobei das Wort „Bar“ eher passte.
Mein Weg führt mich zu einer riesigen Fensterfront, von der man einen Blick auf den schmutzigen Fluss werfen kann. Genauer gesagt, wären die Fenster offen, könnte man sogar direkt im Fluss baden gehen. Vorausgesetzt man kam mit der braunen, stinkenden Flüssigkeit klar. Dahinter erheben sich die Hochhäuser der Stadt. Mein einziger Gedanke in diesem Moment: „Der schmutzige Fluss spiegelt das wahre Ich dieser schillernden Stadt wider.“