Hallo meine Lieben,
eine kleine Anmerkung vorab: alle Familienmitglieder sowie Familienverhältnisse hat sich mein Hirn ausgedacht. Ich glaube ich sah noch nicht einmal so aus wie ich selbst. Nur meine Freundin am Ende ist echt ;-)
Und damit viel Spaß bei Mord ist ihr Hobby
Liebe Grüße
Venja
Ein Mord ist geschehen und die Familie ist involviert, allerdings unfreiwillig. Darum befinden sich meine beiden Schwestern mitsamt Ehemann und Kindern im Haus. Es ist voll. Aber ich liebe es, den ganzen Clan zusammen zu haben. Wenn der Grund nicht wäre.
Ich bin im Esszimmer und schaue auf unsere Nische, die wir über der Tür eingerichtet haben. Die Decken sind so hoch, dass dort etwas Stauraum mit einem Vorhang platziert werden konnte. Das Stück Stoff ist offen und gibt den Anblick auf eine männliche Leiche frei, die zwischen Kartons und Weihnachtsdeko liegt. Dunkle Haare und ein Bart sind die einzigen markanten Stellen, die ich mir merken kann. Aber kennen tut ihn niemand von meiner Familie.
Dennoch verdächtigt die Polizei uns. Das Haus wimmelt nur so von ihnen. Ich laufe durch die Flure auf der Suche nach meinem Schwager. Für unsere Eltern ist er das schwarze Schaf der Familie, unterstellen ihm jede Kleinigkeit. Darum muss ich mit ihm sprechen. Die jahrelange Indoktrinierung von Vater und Mutter haben Spuren hinterlassen. Ich verdächtige ihn, will es jedoch nicht glauben. Er ist mein heimlicher Schwarm.
Eine Tür öffnet sich und Jessica Fletcher tritt ein. Sie ist schon dabei nach Hinweisen zu suchen, um den wahren Mörder des Mannes zu finden. Als Fan der Serie bin ich total begeistert und kann nicht anders, als mich ihr anzuschließen. Sie kombiniert, befragt und kommt schließlich auf die Lösung: Es war ein Bekannter des Mannes und kein Familienmitglied. Dieser Kerl hat ihn nur bei uns versteckt, um eine falsche Fährte zu legen.
Ich entschuldige mich bei meinem Schwager, gehe dafür mit ihm in einen kleinen Raum neben der Haustür. Dort reden wir eine Zeit lang miteinander. Währenddessen versucht meine alleinerziehende Schwester, ihre zwei Kinder zum Packen zu bewegen. Doch die beiden denken gar nicht daran und toben um den Baum vor unserem Haus. Es herrscht Aufbruchstimmung und ich bin traurig, dass er gehen muss. Seine Frau ist den Eltern, verabschiedet sich mit dem Kind.
Ich spüre, dass auch er nicht gehen will und lieber hierbleiben würde. Als jüngste der Familie wohne ich noch bei meinen Eltern, solange ich studiere.
Wir berühren uns im Laufe des Gesprächs immer wieder zufällig. Lächeln viel. Wir beide spüren das Knistern zwischen uns. Doch ich würde nie etwas tun, was die Ehe meiner Schwester aufs Spiel setzt. Also bleibt es dabei.
Es ist zeit. Ich gehe mit ihm nach draußen vor die Tür. Der Baum mitsamt Wiese ist einer Innenstadt gewichen. Menschen stehen überall, halten Schilder hoch, rufen Dinge, die ich nicht verstehe. Sie demonstrieren gegen etwas. Meine Familie ist verschwunden.
Ich bin verwirrt, da selbst der H&M nebenan verwüstet wurde. Und ich wollte doch unbedingt mal hinein, weil ich Marvel-Shirts im Schaufenster gesehen hatte. Mein namenloser Schwager schiebt mich weiter durch die Menge. Fort von der tobenden Meute und den zerstörten Geschäften.
Plötzlich fällt mir ein, dass ich ja eine Freundin suchen muss. Wir wollten uns treffen. Also laufe ich mit dem Schwager kreuz und quer durch die Altstadt. Überall sind Menschen. Manchmal sind wir gezwungen umzudrehen, da sie uns den Weg versperren. Oder weil eine Mauer da ist, wo keine sein sollte.
Wir kommen an einen kleinen Durchgang, der mir nur bis zur Hüfte reicht. Auf der anderen Seite geht es über Kopfsteinpflaster steil bergab. Dorthin müssen wir. Ich habe auf einmal ein Skateboard, auf welches wir uns setzen und den Berg hinunter sausen. Unten angekommen nehmen wir erneut einen Umweg.
Irgendwann kommen wir an einem Busbahnhof an. Ich checke auf meiner digitalen Armanzeige, wo sich meine blonde Freundin befindet. Sie ist ganz nah. Der Schwager verschwindet und lässt mich alleine auf diesem riesigen Platz. Es ist Abend und ich schlendere an der großen Mauer entlang, die einst zur Festung gehörte. Kein Bus ist zu sehen, doch meine Freundin kann nicht mehr weit weg sein.