❆ One Shot
❆ Pairing: Farmer (Reader) x Sebastian
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18. Dezember
Alternative Festtagstraditionen
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An deiner Haustür klopft es, es ist recht spät am Abend, normalerweise bekommst du um diese Zeit keinen Besuch mehr. Mit einem Knopfdruck schaltest du den Geschirrspüler ein, öffnest dann die Tür. Was du siehst, verpasst dir einen Stich ins Herz. Dein Freund Sebastian steht auf der Veranda, es sieht so aus, als hätte er geweint. Seine geröteten Augen sehen dich verzweifelt an, er zittert am ganzen Körper.
„Oh Yoba, Sebby, was ist passiert?“, fragst du betroffen, als er dir gleich in die Arme fällt.
„Familie…“, antwortet er leise, wobei er ein wenig schluchzt. Dein Freund trägt nicht einmal eine Jacke, er wirkt, als wäre er mitten im Streit einfach aus dem Haus gelaufen. Seine Lippen sind leicht bläulich gefärbt, er friert eindeutig.
„Komm rein…“
Du schließt hinter euch die Tür, Sebastian schlüpft aus seinen Converse, die er in der Eile nicht verschnürt hat. Aufgelöst wischt er sich die Tränen von den Wangen, du nimmst deinen zitternden Freund sofort wieder in die Arme, um ihn zu trösten.
Das ist nicht das erste Mal, dass er fix und fertig vor deiner Tür steht.
Sebastian hat es nicht leicht in seiner Familie. Seine Eltern haben sich scheiden lassen, als er noch sehr klein war, mit seinem Stiefvater ist er nie richtig warm geworden. Als seine Mutter und sein Stiefvater geheiratet und ein Kind zusammen bekommen haben, war er in seinen Augen vollkommen abgemeldet. Dein Freund fühlt sich in seiner Familie unerwünscht, nicht wertgeschätzt, als würde er es ihnen ohnehin nicht recht machen können. Sein Job als freiberuflicher Programmierer wird nicht ernst genommen und auch seine Taten im Haushalt werden ignoriert, weil niemand sieht, dass er etwas macht. Nun ja, der Rest der Familie schläft nachts, während Sebastians Rhythmus ein wenig verdreht ist.
Anfangs war er Sebastian dir gegenüber sehr distanziert. Du hast ihn über seinen besten Freund Sam kennen gelernt. Du erinnerst dich noch, als wäre es gestern gewesen, als du Sebastian das erste Mal an einem Freitagabend im Saloon gesehen hast. Als er sich über den Tisch gebeugt hat und Sam beim Billardspielen fertig gemacht hat, hast du dich auf der Stelle in den ruhigen Schwarzhaarigen verliebt. Sein zufriedenes Siegeslächeln hat es dir einfach angetan.
Es war nicht einfach Sebastians Vertrauen zu gewinnen, doch ihr habt euch oft gesehen, als du abends aus den Minen gekommen bist. Dein Weg führte am See vorbei, an dem er nachts gerne die eine oder andere Zigarette raucht. Immer öfter seid ihr ins Gespräch gekommen, anfangs nur Smalltalk, doch dann wurden eure Gespräche intensiver und tiefgründiger. Du hast ihm öfter kleine Geschenke aus den Minen mitgebracht, da dir aufgefallen ist, dass der verschlossene Programmierer Steine sammelt. Als du ihm deinen ersten Obsidian-Fund geschenkt hast, hatte Sebastian beinahe Tränen in den Augen, vor Freude natürlich. Er war ganz fassungslos von der Tatsache, dass du wusstest, dass ihm dieses Geschenk gefallen wird.
Es war dir schon damals wichtig, ihn zum Lächeln zu bringen. Du liebst sein Lächeln, es kommt nur leider viel zu selten vor, dass er genau diese Seite von sich zeigt. Auch heute willst du genau das erreichen, Sebastian muss um jeden Preis wieder lächeln.
Du bittest deinen Freund sich auf die Couch zu setzen. Er bekommt einen Kuss die die Stirn, einen trockenen, kuscheligen Hoodie und eine Jogginghose, die er erst ablehnt, dann aber doch zugreift, da du darauf bestehst, dass er etwas Trockenes und Bequemes tragen soll. Damit Sebastian sich aufwärmen kann, stellst du ihm eine Tasse schwarzen, ungesüßten Kaffee vor die Nase, da du genau weißt, dass er kein Fan von Tee ist. Aus dem Schlafzimmer holst du noch eine kuschelige Decke, setzt dich dann zu deinem schlanken Freund. Liebevoll legst du die Decke um euch beide, küsst dann Sebastians Wange. Sofort lehnt er seinen Kopf an deine Schulter.
„Ich verstehe das nicht… Ich verstehe einfach nicht, was ich falsch mache…“, gibt er gedrückt von sich, fängt dann wieder an zu schluchzen. „Ich meine… Ich-Ich tue doch, was ich kann… Es ist nicht so einfach…“
„Was ist passiert?“, fragst du leise nach, er schüttelt nur mit dem Kopf.
„Dasselbe wie immer… Ich soll meinen faulen Arsch bewegen, auch mal den Müll raus bringen, im Haushalt helfen, wenn ich schon die ganze Nacht vor dem PC sitze und den ganzen Tag schlafe…“ Er schluchzt erneut. „Gestern Nacht hab ich drei Waschmaschinenladungen gewaschen und aufgehängt. Es ist ja auch nicht so, dass ich arbeitslos rumsitze, den ganzen Tag zocke und mich bei meinen Eltern durchschnorre. Ich arbeite… Ich arbeite verdammt hart und nur weil-weil keiner das sieht und versteht, heißt es ni-nicht, dass-dass…“ Dein Freund bricht in Tränen aus, du ziehst ihn sofort in eine liebevolle Umarmung. Du nimmst dir viel Zeit, deinen Freund zu trösten und ihm die Liebe und Geborgenheit zu geben, die er in deinen Augen verdient hat. Es bricht dir das Herz, deine Liebe so zu sehen.
…
Um Sebastian etwas aufzuheitern überlegst du dir etwas Besonderes. Du bist dir sicher, dass deinem Freund deine skurrile Idee gefallen wird. Fröhlich verschleppst du ihn in die Küche. Du weißt, dass dein Freund recht gerne kocht und bäckt, auch wenn er es vor seinen Freunden niemals zugeben würde.
„Was hast du vor?“, fragt er dich ruhig, als er dir dabei zusieht, während du alles für deine Idee zusammen suchst.
„Wir backen Lebkuchenmännchen.“
„Lebkuchenmännchen“, wiederholt er ungläubig. „Wieso?“
„Ganz einfach: Um ihnen im Anschluss Arme, Beine oder Köpfe abzureißen, um dann Zombies aus ihnen zu machen!“, strahlst du fröhlich, hältst dabei eine Packung bunter Zuckerglasur hoch.
Sebastian lacht.
Es ist egal, ob er lacht, weil du dich über so eine Banalität übermäßig freust oder weil er die Idee bescheuert findet, Hauptsache du bringst deinen Freund wieder auf bessere Gedanken.
Es funktioniert. Mit sichtlich besserer Laune geht Sebastian dir zur Hand, als es darum geht, den Teig vorzubereiten. Du suchst noch verschiedene Dekorationen für eure kleinen Zombies zusammen, jedes Mal, wenn du an Sebastian vorbei gehst, gibst du ihm einen Kuss auf die Wange, was deinen Freund zum Strahlen bringt.
Zucker, Mehl, verschiedene Gewürze und auch die von Sebby verhassten Zutaten Eier und Honig werden von ihm zu einem Zeug zusammengemengt. Du hast gefragt. Im Essen werden sowohl Eier, als auch Honig toleriert. Einzeln sind beide Komponenten laut ihm unerträglich.
Als du den Teig auf der Küchentheke ausrollst, stellt Sebastian sich hinter dich, du bekommst einen zarten Kuss auf den Hals, er legt seine Arme um dich.
„Danke, dass du mich… naja, wieder aufheiterst. Es ist fast so, als wüsstest du immer genau, was du tun musst, um mich aus meiner Depression zu retten.“
Du hältst kurz Inne, legst dann das Nudelholz weg. „Naja, ich liebe dich und ich will einfach, dass es dir gut geht, Sebastian.“
„Danke… Ich fasse einfach nicht, wie viel Glück ich mit einem Menschen wie dir habe.“ Du drehst dich zu deinem Freund, gibst ihm einen zarten Kuss, den er vorsichtig erwidert. Ebenso vorsichtig legt er seine Hände an deine Hüfte, ihr vertieft den Kuss. Kaum setzt du deine Zunge ein wenig ein, drückt Sebastian dich lachend weg. „Hey, wollten wir nicht Zombies machen?“
„Eigentlich dachte ich, dass wir es jetzt machen“, scherzt du, was deinem Freund sofort die Schamesröte ins Gesicht treibt. Er ist einfach noch nicht so weit, aber das macht dir nichts aus, du liebst Sebastians schüchterne Art.
…
Die ersten ausgestochenen Lebkuchenmännchen sind bereits in der Backröhre. Sein Freund sitzt vor der getönten Scheibe, sieht in das Innere, er fixiert das Backblech. Sein Verhalten erinnert dich ein wenig an eine Katze.
„Du? Ich hab mir da was überlegt, um dich noch glücklicher zu machen“, freust du dich über deine Idee, setzt dich dann zu deinem Freund auf den Boden.
„So viel Freude könnte ich gar nicht ertragen.“
„Erstens schläfst du bei mir, aber das hast du wahrscheinlich ohnehin geplant, es ist schon nach Elf, da gehst du garantiert nicht nach Hause, schon gar nicht ohne Jacke. Zweitens weiß ich, wie sehr du Horrorfilme liebst, aber es ist Festtagszeit, also werden wir uns winterliche Horrorfilme ansehen… als Parodie auf das, was normale, langweilige Durchschnittspaare tun würden.“
Sebastian lacht ein wenig. „Ah, verstehe, das hier ist ein Themenabend, wir machen klischeehafte Dinge, allerdings auf unsere alternative Weise.“
„Ganz genau“, stimmst du lächelnd zu, bekommst dann einen Kuss auf die Wange.
„Die Lebkuchenmännchen sind gleich soweit, dann können wir sie töten“, gibt Sebastian gespannt von sich.
„Perfekt.“
…
Das Dekorieren bereitet euch beiden Freude. Mit einer Tube weißem Zuckerguss zeichnet Sebastian detaillierte Knochen und Gerippe auf eines der Männchen, du schmierst deinem konzentrierten Freund grinsend ein wenig Zuckerguss auf die Wange.
„Hey, ich arbeite hier, mach‘ das wieder weg.“
„Okay“, gibst du aufgedreht von dir, leckst deinen Freund dann über die Wange. Verdutzt sieht Sebastian dich an, sein verwirrter Blick ist einfach zu süß, du fängst an zu lachen, was auch ihn nach wenigen Sekunden zum Lachen bringt. „Du schmeckst genau so süß, wie du aussiehst.“
„Ach ja? Lass mich mal an dir lecken.“ Als er realisiert, was er gerade gesagt hat, läuft er rot an. Du streichst ein wenig Zuckerguss auf deine Lippen, spitzt sie dann in Sebastians Richtung. „Sorry, ich-ich meinte…“
„Küss mich einfach.“
„Okay“, antwortet Sebastian erleichtert, ehe er sich zu dir beugt, um dir den Zuckerguss von den Lippen zu küssen.
…
Seit Sebastians Ankunft sind mittlerweile ein paar Stunden vergangen, diese Stunden haben seiner Psyche wirklich ausgesprochen gut getan. Die Traurigkeit, die er ausgestrahlt hat, als er vor deiner Tür stand, ist verschwunden. Mittlerweile spürst du, wie entspannt und zufrieden dein Freund ist, auch dir geht es besser, sobald Sebastian an deiner Seite ist.
Zufrieden knabbert ihr eure Lebkuchenzombies, wobei ihr euch einen schlecht gemachten, festlichen Horrorfilm anseht. Sebastian lehnt sich an dich, füttert dich mit einem abgerissenen Zombiearm.
„Du… Ich hab mir noch etwas überlegt“, gibst du kauend von dir.
„Ach ja? Was denn? Frieren wir Glühwein ein, um dann Glühweineiswürfel zu lutschen und uns damit abzukühlen, anstatt aufzuwärmen?“
Du lachst ein wenig. „Das könnten wir morgen machen. Aber eigentlich will ich, dass du bei mir einziehst, Sebby. Ich weiß, es kommt vielleicht etwas plötzl-“
„Ja.“
„Ja?“
„Ja, ich ziehe bei dir ein“, strahlt dein Freund glücklich, stellt dann schnell den Teller weg, um dich anzuspringen. Glücklich überflutet er deine Wange mit vielen Küssen, während im Hintergrund ein Schauspieler im Fernsehen um sein Leben kreischt. „Danke, das ist das schönste Geschenk zum Feast of the Winter Star, das ich mir wünschen könnte. Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch, Sebby.“
Sebastian hat Recht, dass ihr beide zusammen seid ist auch für dich definitiv das schönste Geschenk, das du dir vorstellen kannst. Du kannst es kaum erwarten, endlich Gesellschaft in dem alten Farmhaus zu haben. Euer gemeinsames Leben kann gar nicht früh genug beginnen.
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