Genüsslich streckte ich mich auf dem Sofa. Gespannt spitzte ich meine Ohren. Es war ruhig in der Villa. Zu friedlich für meinen Geschmack. Wo trieben die sich schon wieder alle herum? Stand heute irgendein Drogendeal oder Waffenhandel auf dem Programm und hatte ich es verschlafen? Ich streckte erneut meine müden Glieder, dann setzte ich mich auf und kratzte mein linkes Öhrchen. Die beiden von mir bedachten Möglichkeiten erklärten nicht, warum ich Caliquela nicht hörte. Hier in seinem Büro war er nicht. Ich sprang auf und verließ den Raum.
Aus der Küche drang leises Husten in den Flur. Wieder jemand krank? Bei dem wechselhaften Wetter kein Wunder. Ich rümpfte mein feines Näschen und lief weiter. Nicht nur Husten, sondern auch der starke Geruch nach Eukalyptus kam aus der Küche und behinderte meinen Geruchssinn. Daher rannte ich nach draußen auf die Veranda. Kein Italiener, vor allem nicht meiner. Ich setzte mich hin und seufzte. Der Regen prasselte auf das Vordach. Neugierig schielte ich zur großen Eiche. Ob Trixi und ihre Kinder sicher im Trockenen saßen?
Lautes Bellen schreckte mich auf. Bedrohlich, wütend kam es näher. Das war nicht mein Kumpel Bruno! Meine Nackenhaare sträubten sich und ich sprang entsetzt auf. Schwarzes Fell mit etwas braun am bulligen Kopf, raste es auf mich zu. Ich trat die Flucht in die Villa an.
Wer zum Teufel hatte einen Rottweiler auf das Gelände gelassen? Ich hörte das Poltern seiner breiten Pfoten hinter mir, spürte förmlich seinen heißen Atem in meinem Nacken. Panisch hetzte ich weiter, stürmte in die Küche und dort auf die Kücheninsel. Ungebremst schlitterte ich ein Stück über die glatte Fläche, rammte eine Menschhand, die eine Tasse hielt. Eine warme, nach Kräutern duftende Flüssigkeit rann über meinen zitternden Körper.
„Enzo, aus!“, keuchte ein mir bekannter Italiener, bevor ein Hustenanfall ihn schüttelte. Der Rottweiler legte sich auf den Fliesenboden und starrte mit großen Augen auf den Mafioso, der mich in ein Handtuch wickelte.
„Und du sei mal froh, dass mein Tee bereits abgekühlt war.“
Warmer Tee, das war es also, was ich im Fell hatte. Ein Tropfen lief von meinem Kopf über meine Nase und ich leckte ihn weg.
Warmer Tee, schmeckte gar nicht mal schlecht.