Die zwei Rottweiler saßen schwanzwedelnd vor der Tür zur Küche. Von meinem Platz aus betrachtete ich kopfschüttelnd das Bild, das sich mir bot. Ausgesperrt, geradewegs hinausgeschmissen hatte man sie, dennoch warteten sie brav auf Einlass. Hunde halt. Bildeten Bruno und Enzo sich ernsthaft ein, sie bekamen etwas von dem frischen Fleisch ab? Das rückten unsere Italiener kaum freiwillig heraus.
„Was meinst du, was es ist?“, raunte Enzo seinem Leidensgenossen zu.
„Keine Ahnung, aber es roch zu köstlich“, brummte Bruno. „Ich frage mich nur, wo die Katzen sich herumtreiben. Stella könnte sich für uns in die Küche schleichen und nachsehen.“ Ich richtete mich auf dem Garderobenschrank auf. Keine schlechte Idee. Nur hatte ich nicht vor, ohne Fleisch zurückzukehren. Ich flatterte aus der Eingangshalle zum Wohnzimmer, wo die Terrassentür wie immer weit offenstand. Zugegeben, bei der Menge an Wachhunden, sowohl zweibeinig als vierbeinig, verspürte kein Einbrecher Lust, uns einen Besuch abzustatten. Abgesehen davon, war es für mich ungemein praktisch, wenn ich mal von außen in ein mir versperrtes Zimmer spähen wollte.
„Vorsicht, tieffliegende Katze“, ätzte Enrico, als ich über die Köpfe der Dobermänner hinwegfegte und gemütlich zum Küchenfenster flatterte, wo ich mich aufs Fensterbrett setzte. Einem antiken Wasserspeier gleich bewegte ich nicht ein Schnurrhaar. In der Küche hantierten unsere italienischen Matronen herum, schienen ein Festessen zuzubereiten. Mir lief bei dem Anblick verschiedener Fleischsorten das Wasser im Maul zusammen. So viele Köstlichkeiten und wir Tiere bekamen nichts ab! Eine Ungerechtigkeit, die ihresgleichen suchte.
„Na du Gauner. Wieso wundert es mich nicht, dass du nach Futter geierst?“ Francesca, die Hauptköchin, öffnete das Fenster. „Flieg mir ja nicht rein. Ich gebe dir gleich etwas.“ Sie entfernte sich einige Schritte, kehrte mit einem zusammengelegten, gewölbten Geschirrtuch wieder. „Hier, bringe das zu deinen Freunden. Ich habe euch die Reste kleingeschnitten. Aber dass du mir ja nicht den kleinen Leo vergisst.“ Ich schnurrte ein Dankeschön, packte das Päckchen fest mit den Krallen und flatterte wie der Wind auf die Veranda, wo ich die Rottweiler und meinen Katerkumpel antraf.
„Der Fleischexpress ist da“, maunzte ich, zur Landung ansetzend. Feierlich öffnete ich das Päckchen, das einen betörenden Geruch verströmte.