Mit gespitzten Ohren lauschte ich im Kontrollraum den eingehenden Funksprüchen und den aufgeregten Gesprächen der wachhabenden Mafiosi, sehnsüchtig warten auf eine Nachricht, wie es Caliquela dort draußen im Chaos erging. Mein Fell sträubte sich. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine verstohlene Bewegung. Etwas Kleines huschte durch die einen Spalt offenstehende Tür hinein. Kratzen, von nadelähnlichen Krallen am Holz des Stuhles, auf dem ich zusammengesunken saß.
„Verrate uns nicht“, murrte ich hinunter, beugte mich zu dem Übeltäter, packte ihn am Genick und hob ihn zu mir auf die Sitzfläche.
„Danke Stella“, wisperte Leo. Mit seinen leuchtend grünen Augen und seinem lackschwarzem Fell sah er fast wie eine Miniaturversion von mir aus. Nur die Flügel fehlten, gehörter er doch nicht der Gattung der Flugkatzen an. „Was bedeutet die ganze Aufregung?“ Sein Näschen zitterte beim Sprechen. Ich leckte ihm schnell beruhigend über den Kopf. Es missfiel mir, dass er den Stress der Männer roch. Es war längst Schlafenszeit für ihn, bei Clara, die selbst seelenruhig schlummerte, während ihr Vater auf die Rückkehr seiner Mitarbeiter wartete. Caliquela war dieses Mal ausnahmsweise ein Teil der Gruppe. Nur weil der Sottocapo erkrankt ausfiel, hatte er direkt die Führungsrolle übernommen. Eine Tatsache, die mich vor Stolz schnurren ließ, doch gleichzeitig meine Glieder vor Angst lähmte.
„Unsere Leute sind auf einer wichtigen Mission und sie werden von Feinden der Familie angegriffen.“ Dass es um Drogen im Wert einer Million Dollar ging, verschwieg ich dem Kleinen. Er hatte keine Vorstellung davon, welche Berge an Thunfisch oder feinem Filet man mit diesem Geld kaufen konnte. Wie viele Kratzbäume oder weiche Kissen.
„Das hört sich gefährlich an.“ Sein Körper bebte, als er sich schutzsuchend an mich schmiegte. Sanft schnurrend packte ich ihn im Nacken, flatterte aus dem Kontrollraum zur Eingangshalle. Erwartungsvoll setzte ich mich am Fuß der Treppe hin, eine Pfote über den Rücken des zitternden Katzenkindes drapiert, und wartete geduldig ab.
Die ersten Autotüren klappten vor der Villa. Die Haustür schwang auf. Mitglieder der Familie traten ein, allen voran Caliquela, im Schlepptau einige Pakete, deren gefährlichen, gleichzeitig teuren Inhalt ich erahnte. Meine Brust schwoll vor Stolz an und ich begrüßte die Männer freudig an. Unsere müden Helden waren siegreich heimgekehrt.