Du bist Arthrax Sundergeer.
Das Lagerfeuer brennt langsam ab, der Schimmer der Flammen erhellt immer weniger Land. Die baumartigen Druiden beugen sich vor und scheinen kurz davor, einzuschlafen. Du rutschst unruhig hin und her. Der Gedanke, die Druiden bald anzugreifen, behagt dir noch immer nicht. Du weißt, dass es nötig ist, aber …
Erschrocken merkst du, dass Schneebeere die Augen geöffnet hat und dich fragend ansieht. Die Druiden misstrauen euch noch immer, obwohl ihr die Giftprobe bestanden habt. Wenn sie jetzt merken, dass ihr etwas vorhabt, könnte das euer Scheitern bedeuten.
„Ich habe eine Frage“, sagst du deshalb.
Allyster wirft dir einen bösen Blick zu, da sich nun auch die restlichen Druiden wieder aufsetzen.
„Wenn es nicht zu viel verlangt ist“, fügst du eilig hinzu. „Aber was hat es mit den roten Bäumen auf sich? Den … Blutfichten? Bei uns erzählt man sich, dass es Menschenopfer waren.“
„Das sind sie auch“, bestätigt Schneebeere.
Du setzt dich auf. „Ihr habt überall, wo so ein Baum steht, jemanden umgebracht?“
„Umgebracht nicht.“ Nun sind alle vier Druiden wach. „Es war ein freiwilliges Opfer. Die Druiden sind mit den Bäumen verschmolzen, um unsere Stadt zu bewachen.“
„Dann sind das alles mal Druiden gewesen?“
„Druiden und normale Tannen, ja. Jeder von uns kennt ihre Namen.“
„Namen?“, wiederholst du.
Schneebeere nickt, während die anderen wieder in sich zusammensinken, offenbar gelangweilt. Schneebeere beginnt, Namen aufzuzählen, die deiner Meinung nach auch einfach willkürliche Begriffe sein könnten. Winterlicht, Dornranke, Schattenfuß …
„Das waren nur einige von ihnen. Aber das langweilt euch sicher.“
„Keineswegs“, widersprichst du. „Ihr müsst die wirklich alle auswendig lernen?“
Schneebeere nickt und fährt fort. Ein Grinsen kriecht über dein Gesicht. Zuverlässig schläfert seine monotone Stimme die anderen Druiden ein. Selbst Schneebeere scheint gegen die Müdigkeit anzukämpfen, während er spricht. Allyster wirft dir von der Seite einen anerkennenden Blick zu. Der einzige Nachteil dieses Glücksfalls ist, dass die Namensliste vielleicht etwas zu effektiv ist – ihr müsst euch irgendwie wachhalten. Aber darin hast du eine gewisse Erfahrung. Söldner müssen immer bereit sein, eine lange Nacht hindurch Wache zu schieben.
Nach einer Weile schnarchen Glühpilz, Tanndorn und Schattenkraut leise. Auch Schneebeeres Stimme wird immer leiser. Ihr drei tut, als würdet ihr beinahe schlafen und der vierte Druide verstummt.
Das Lagerfeuer ist inzwischen erloschen. Nur ferne Grillen zirpen, als Allyster sich nach einer Weile lautlos erhebt. Er tritt nah an Schneebeere heran und wirft einen prüfenden Blick in dessen Gesicht. Dann hebt er die Hand, murmelt ein leises Wort, und das Genick des Druiden bricht wie ein trockener Zweig im Sturm.
Du zuckst zusammen, während der Druide auf die Seite fällt. Obwohl du es erwartet hast, war es ein Schock, ihn sterben zu sehen.
„Schnell jetzt!“, zischt Allyster. „Aji, nein, du wartest, bis ich bei dir bin.“
Der Junge war auf dem Weg, sich über Glühpilz zu beugen und ihn zu töten. Allyster geht zu Schattenkraut und du trittst neben Tanndorn.
Das war’s dann wohl mit eurer gemeinsamen Reise. Du ergreifst deine Axt und hebst sie an.
Hinter dir erklingt ein gemurmeltes Wort und ein weiteres Knacken. Schattenkraut.
Du schließt die Augen und lässt die Axt niedersausen.
Ein Schrei erklingt. Du zuckst zusammen.
Verdammt! Du hast den Hals nicht getroffen, sondern das, was bei einem Menschen eher der Brustkorb wäre. Tanndorn windet sich auf der Erde und schlägt um sich.
Du holst erneut aus und trennst diesmal den Kopf mit einem sauberen Schnitt vom Rest des Körpers.
Hinter dir erklingt ein Schrei.
„Aji!“
Du wirbelst herum und sieht erst einmal nur Erde, die dir ins Gesicht spritzt. Glühpilz ist erwacht. Mit einer Asthand hält er den zappelnden Jungen umfasst und stürmt in die Dunkelheit der Nacht.
„Nein!“, brüllt Allyster ihm nach. „Aji!“
Ein schwacher Hilferuf verhallt in der Dunkelheit. Ihr stürmt los, dem Druiden hinterher, aber Glühpilz ist deutlich schneller als ihr. Die Stille, die sich wieder über den Berghang legt, verrät dir, wie hoffnungslos jeder Versuch wäre, die beiden noch einzuholen.
„Verdammte Scheiße!“, brüllt Allyster.
Du trittst neben ihn. „Er hat Aji nichts getan. Er wird ihm auch weiterhin nichts tun. Wir werden ihn finden, und dann …“
„Sag du mir nicht, was wir tun werden.“ Allyster wirbelt herum, seine Augen glühen vor Zorn beinahe. „Es ist deine Schuld, dass sie ihn haben.“
Dies ist das Canon-Ende für Arthrax' Teil!
Lies weiter bei Kapitel 31.