Du bist Aji.
Du schluckst nervös, als ihr euch dem Waldrand nähert.
Ihr kommt von Kalynor her. Mit einem kurzen Galoppsprint habt ihr die Druiden überholt, euch auf die Wiesen begeben und dort ausgeharrt, bis der Mittag vorüber ist. Immerhin liegt Burg Karkadon eine Tagesreise vom Wald der Druiden entfernt und ihr wollt nicht zu früh am Waldrand sein, was Verdacht erregen könnte.
Nun reitet ihr den wartenden Druiden auf offenem Feld entgegen. Allyster hält Melréd ein ganzes Stück vor der Grenze und hebt die Hand. „Hallo? Ist hier jemand? Wir würden gerne verhandeln.“
Ihr habt die Pause genutzt, um eure Geschichte zu besprechen. Sie ist nicht perfekt, aber hoffentlich glaubwürdig genug.
Nun dauert es nicht lange, bis sich vier Wesen aus dem Wald schälen.
Die Druiden waren schon da! Sie sahen nur wie Baumstämme aus, mit knorriger, rindenartiger Haut und dunklen, fließenden Gewändern, die wie Schatten oder Moose aussehen. Nur ihre Augen schimmern rötlich, ansonsten sieht man sie erst, wenn sie sich bewegen.
Mit lautlosen, fließenden Bewegungen kommen sie zu euch. Sie bewegen sich nicht eilig, aber sehr rasch. Du klammerst dich instinktiv an deinen Mentor.
„Heda, ihr Waldmänner!“, ruft Arthrax und winkt. „Wir sind reisende Söldner aus Kalynor. Würdet Ihr uns erlauben, Euren Wald zu betreten?“
„Ein Kalynorer fragt um Erlaubnis?“, fragt der Vorderste der Druiden. Er hat diese krächzende Stimme, die dich schon heute Morgen irritiert hat. Er ist größer und dürrer als seine Begleiter.
„Wo wir geboren wurden, hat ja keinen Einfluss auf unsere Manieren“, erwidert Allyster und neigt den Kopf. „Mich nennt man Allyster den Sehenden. Meine Begleiter sind der Krieger Arthrax Sundergeer und mein Lehrling Aji.“
„So?“ Die baumähnlichen Wesen wirken verwirrt. Sie haben einen Angriff erwartet, keine Unterhaltung. Schließlich gibt sich der dürre Druide einen Ruck. „Mein Name ist Schneebeere. Das sind Tanndorn, Schattenkraut und Glühpilz.“ Die Druiden neigen ihre Köpfe.
Was für verrückte Namen! Aber du verkneifst dir jeden Kommentar. Noch könnten sich die Druiden jederzeit entschließen, euch zu töten.
„Wir haben eine ungewöhnliche Bitte“, fährt Allyster fort und du streifst deine Kapuze ab. Die Druiden reißen die Augen auf, als deine ungewöhnliche Haarfarbe aufleuchtet.
„Ein Wandling!“, haucht der, der Glühpilz genannt wurde.
„In Kalynor ist fast nichts über sie bekannt“, erklärt Allyster. „Könnt ihr uns helfen, ihn auszubilden?“
Die Überraschung auf den Gesichtern der Druiden würde dich unter anderen Umständen zum Lachen bringen. Ihr habt die vier gründlich aus dem Konzept gebracht! Arthrax‘ Plan war großartig, und er scheint zu klappen.
Ihr verhandelt ein wenig mit den überraschten Jenseitswesen und bietet eure Dienste als Söldner im Austausch für Informationen über Naturmagie an. Schließlich ziehen sich Schneebeere und seine Begleiter ein Stück zurück. Tuschelnd stecken die vier die Köpfe zusammen.
„Klappt es?“, fragst du Allyster angespannt.
„Sieht ganz so aus“, antwortet dein Mentor nicht weniger nervös.
Schließlich kehrt Glühpilz zu euch zurück. „Wir nehmen das Angebot an“, verkündet er euch. „Aber ihr müsst uns in den Wald begleiten. Ihr dürft euch nicht von uns entfernen und natürlich nichts von dem niederschreiben, was ihr erfahrt. Und wir müssen sichergehen, dass wir euch vertrauen können.“
Ihr tauscht Blicke, als könntet ihr das Angebot ablehnen und müsstet abwägen, dann stimmt ihr den Bedingungen zu. Daran, wie Allyster die Stirn runzelt, siehst du, dass dieser Vertrauensbeweis ihm Sorgen macht. Wie genau ihr euch beweisen müsst, haben die Druiden euch nämlich nicht verraten. Und nun müsst ihr erst einmal mit ihnen reisen – ab jetzt wird es schwierig, sich untereinander abzusprechen.
„Folgt mir, Kalynorer“, sagt Glühpilz und gleitet euch voran. Eure Tiere folgen ihm, als wären die Worte an sie gerichtet gewesen.
Begleitet von vier Druiden taucht ihr erneut in den Schatten unter den hohen Tannen ein.
Dies ist das Canon-Ende für Ajis Teil!
Lies weiter bei Kapitel 16.