Die Dämmerung war der Nacht gewichen. Es dauerte eine Weile, bis Katharina in der Dunkelheit eine Öllampe gefunden hatte. Hektisch hatte sie die gesamte Burg durchsucht, sie war durch den umliegenden Wald gestürmt, hatte zornig in die Dunkelheit geschrien und letztlich aufgegeben. Der Doktor war entkommen. Aber wie? Das Bild der Person in den Flammen schoss ihr durch den Kopf. War seine Gattin nach all der Zeit erwacht und hatte ihn mit sich genommen? Es konnte nichts Wahres an dieser Geschichte sein. Wenn stimmte, was der Doktor sagte, hätte die Frau bei der Hochzeit gerade einmal ein Jahr alt sein müssen. Ein angewidertes Schaudern überlief sie. War diesem Scheusal auch eine derartige Grausamkeit zuzutrauen? Vor einigen Tagen hätte Katharina nicht geglaubt, dass Menschen überhaupt zu dem, was sie hier erlebt hatte, fähig wären. Doch nun war sie sich bei nichts mehr sicher. Der Doktor hatte etwas von einem Blutfluch und Wesen, die er Strigoi genannt hatte, erzählt. Konnte dies die seltsamen Umstände der Flucht erklären? Katharina war ratlos. Als sie aus ihren Gedanken glitt fand sie sich im Arbeitszimmer des Doktors wieder. Immer noch lagen die Reste des Regals, der Apparaturen und des Bettes verkohlt am Boden. Bücher und Aufzeichnungen waren geschwärzt und verstreut und die rauen Wände waren von Ruß dunkel gefärbt. Wie von selbst bückte sich Katharina nach einem Gegenstand. Es war der hölzerne Fuß eines Regals. Mehrere breiter werdende Kugeln türmten sich kegelförmig auf. Der breitesten Stelle war das Holz zerbrochen. Katharina dachte daran, wie der Doktor sie mit womöglich diesem Holz bearbeitet hatte und sofort breitete sich eine Wärme zwischen ihren Beinen aus. Verärgert und irritiert warf sie das Holz fort. Es prallte an einer massiven Eichentruhe ab. Katharina sah auf. Hatte der Doktor nicht erwähnt, er habe Dinge für sie in dieser Truhe aufbewahrt? Neugierig trat sie näher. Wollte sie überhaupt wissen, was für Pläne er für sie hatte? Doch letztlich öffnete Katharina vorsichtig den Deckel. Etliche lederne Näharbeiten und seltsame Objekte lagen in der Truhe. Katharina nahm Stück für Stück heraus und breitete die Dinge auf dem Boden aus. Langsam ergab sich ein Bild. Es musste sich um eine Art Kampfausrüstung handeln. Ein schweres Korsett bot Schutz, während eine lederne Hose Bewegungsfreiheit ermöglichte. Mehrere Gurte und Halfter dienten der Befestigung von seltsam sichelförmigen Klingen und spitzen Pfählen aus Silber und verschiedenen Holzarten. In Gürteltaschen waren verschiedene Tinkturen in Phiolen verstaut, die Katharina nicht zuzuordnen wusste. Darunter fand sich auch Schwarzpulver für zwei Pistolen, für die in einer weiteren Tasche silberne Kugeln gelagert waren. Ein schwerer Kapuzenumhang diente als Schutz vor Kälte und Nässe. Katharina schluckte. Der Doktor hatte erwähnt, dass er eine Waffe aus ihr hatte machen wollen. Dass sie für ihn die Strigoi, die seine Frau verflucht hatten, vernichten solle. All die Experimente… Katharina war tatsächlich überrascht, dass sie nach dem Kampf mit dem Doktor keine Schmerzen verspürte. Mochte es der noch immer nachhallende Schreck sein? Doch als sie an ihrem Körper heruntersah und den von Brandlöchern übersäten Kittel betrachtete, fiel ihr keine andere Erklärung dafür, dass sie über keine Wunden verfügte, ein, als dass sich etwas an ihr verändert hatte. Und mit welcher Leichtigkeit hatte sie den doch so viel muskulöseren stoppelbärtigen Kerl überwältigt. Ihr wurde schlecht, als sie an das Bersten seines Schädelknochens zurückdachte. Er hatte es verdient, sagte sie sich. Dann dachte sie an Alfred. Er war nicht mehr da gewesen, als sie den Keller durchsuchte hatte, fiel ihr auf! Sie fluchte. Hatte der Doktor ihn mitgenommen? Egal. Katharina blickte wieder die vor ihr liegende Ausrüstung an. Sie würde eine Waffe werden! Vorsichtig legte sie Stück für Stück der Kleidung an. Doch nicht die Strigoi würde sie bekämpfen, der Doktor würde ihre Beute sein! Ein hasserfülltes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die letzten Schnallen des Korsetts schloss und die Gurte mit den Waffen anlegte. Nachdem sie sich mit Vorräten und einem Wasserschlauch eingedeckt hatte, verließ sie die Burg. Keine Sekunde länger wollte sie an diesem Schauplatz der Schrecken verweilen und wenn dies bedeutete, dass sie die Nacht in der Wildnis verbringen müsste. Seit Stunden wanderte Katharina bereits im Schein der Öllampe den sich vom Hang hinabwindenden Weg entlang. Sie war froh, dass eine Kutsche Platz auf dem Pfad gefunden hätte, andernfalls wäre sie vielleicht bei den etlichen Malen, die sie über eine Wurzel gestrauchelt war, den Berg hinabgestürzt, der seitlich des an die Klippen gedrängten Passen abfiel. Die Müdigkeit war mittlerweile kaum noch zu ertragen, doch hatte sie bisher keinen geeigneten Platz entdeckt, sich auszuruhen und mitten auf dem Weg wollte sie sich nicht schlafen legen. Zu groß schien ihr die Gefahr, entdeckt zu werden. Da fiel der Schein ihrer Lampe auf einen dunklen Spalt, der sich etwas abseits des Pfades im Fels auftat. Vorsichtig durch das Buschwerk steigend trat Katharina näher. Behutsam strich sie die Hängeranken beiseite, die den Eingang der Höhle verdeckten. Das flackernde Licht ihrer Laterne strahlte auf moosüberzogene Steine und zeigte einen kleinen Bachlauf, der wohl in Ewigkeiten jenen Eingang in den Fels gefressen hatte. Das Wasser verschwand in einer Felsspalte, um wohl am Fuß des Berges als jener Fluss, den sie von der Burg aus gesehen hatte, auszutreten. Am nächsten Morgen würde sie dem Wasser folgen, um endlich an ihren Heimatort zurückzukehren. Ganz ohne Sorge hatten sie die Worte des Doktors über einen Angriff auf ihr Kloster nicht gelassen. Doch jetzt musste sie erst einmal einen trockenen Platz für ihr Nachtlager finden. Stück für Stück schob sie sich durch die breiter werdende Felsspalte. Als Katharina um eine Ecke bog verfing sich ihr Haar für einen Augenblick in Spinnenweben. Instinktiv wischte sie sie fort, als plötzlich ein Schatten auf sie zu schnellte. Sie wollte noch zurückweichen, da wurde sie zu Boden gerissen. Dunkle Strähnen ihres Haares verwehrten ihr die Sicht. Hektisch versuchte sich Katharina aufzurichten, als ein stechender Schmerz ihre Wade durchschoss. Sie hatte sich gerade die Haare aus dem Gesicht gestreift, da erblickte sie die Quelle des Schmerzes. Vor ihren Füßen hockte eine riesige Spinne, deren Mandibeln geifernd zuckten. Katharina trat Entsetzen und Ekel ins Gesicht. Hektisch versuchte sie fortzukriechen, doch mit einem Mal breitete sich eine schreckliche Trägheit in ihren Gliedern aus. Gift! ,,Nein, nein, nein!“, stammelte Katharina, da begann die Spinne bereits, ihre Beine in ihren Faden zu hüllen. Geschickt umfassten die Arme des Tiers Katharinas Körper und drehten sie wieder und wieder, während Katharina verzweifelt versuchte, gegen die Lähmung anzukämpfen. Eng umschlangen sie die Fäden. Ihre Beine wurden fest zusammengepresst, unbeweglich waren ihre Arme an ihren Leib geschnürt und seidene Fäden drückten auf ihre Brust, machten das Atmen schwer. Katharina spürte, wie sie über den Boden geschleift wurde. Sie wollte schreien, doch ihr entrang nur ein Stöhnen, während ihr Körper sich in der Einschnürung wand. Je tiefer Katharina in die Höhle gezerrt wurde, desto mehr Spinnen krabbelten an den Wänden entlang. Netze bedeckten mittlerweile jeglichen Stein und hier und da lagen die Knochen armer Seelen. Ein Schluchzen entfuhr ihr, als sie in das ausgemergelte Gesicht einer toten Wanderin blickte, an der sie vorbeigezerrt wurde. Sie wollte nicht ebenso enden! Gefressen von widerlichen Kreaturen, vergessen in einem so elenden Loch! Sollte ihr Rachefeldzug ein so jähes Ende nehmen? Wutentbrannt schrie sie gegen die Spinnenweben vor ihrem Mund an. Tränen sammelten sich in Katharinas Augen, während sie an den Füßen hochgezogen wurde. Sie befand sich nun in einem recht geweiteten Teil der Gänge. Obwohl ihre Öllampe im Gang zurückgeblieben war, konnte sie ihre Umgebung erstaunlich gut wahrnehmen. Grau in grau zeichnete sich die Szenerie vor ihr ab. Doch Katharina hatte keine Zeit, sich über diese Folge ihrer experimentellen Veränderung Gedanken zu machen. Sicher ein halbes Dutzend Spinnen krabbelte über die Wände. Die Höhle musste schon früher als Lagerplatz gedient haben. Zerbrochene Fässer lagen herum, hier und da waren Reste von Strohsäcken zu erkennen und in der Mitte des Platzes befand sich eine alte Kochstelle. Doch all dies schien schon lange von den seidenen Fäden der neuen Bewohner überzogen. Ein Keuchen erweckte Katharinas Aufmerksamkeit und als ihr Blick die Quelle des Geräusches fand, trat blankes Entsetzen in ihr Gesicht. Mit tränenverschmiertem Gesicht hing da eine scheinbar noch lebende Reisende ebenso kopfüber inmitten der Fäden an der Wand wie Katharina es nun tat. Keuchend und würgend spie sie eine schleimige Substanz aus, die nicht enden wollte, während sich ihr Körper wie wild wand und den Fäden zu entkommen suchte. Die Kleidung war ihr vom Leib gerissen worden und noch immer war sie mit blutigen Striemen übersäht. Abdrücke von Fesseln fielen Katharina an den Stellen auf, an denen die Spinnenweben den Körper der jungen Frau nicht bedeckten. Eine der Spinnen kam auf die Bemitleidenswerte zu und hockte sich über ihren Körper. Als wüsste die Frau, was kommen würde, schloss sie schluchzend die Augen. Ihr langes blondes Haar war von den vielen Tränen und der schleimigen Substanz nass geworden und hing strähnig herab. Als die Spinne ihr Hinterteil zwischen die Pobacken der Gepeinigten schob konnte diese nicht mehr anders und begann angsterfüllt aufzuschreien, was von einer neuen Woge des Schleims erstickt wurde. Keuchend und hustend rang die Frau nach Luft, während sich der Leib der Spinne aufblähte und mit einem Mal einen Schwall Flüssigkeit in den Hintern der Bewegungsunfähigen pumpte. Krampfhaft zuckte ihr Leib zusammen, sie schrie und hustete mit aufgerissenen Augen. Immer erstickter wurde ihr Weinen, während Träne um Träne ihr Gesicht herablief und ein nicht endend wollender Schwall von Schleim ihr aus Mund und Nase quoll. Unfähig zu Atmen wand sie sich unter dem Quellen der Masse, während sich ihr Bauch mehr und mehr unter dem Pumpen der Spinne aufblähte. Bald verdrehten sich die blutunterlaufenen Augen in ihrem blau angelaufenen Gesicht ins Weiße. Ein letztes Zucken ging durch ihren Leib, dann erschlaffte das Fleisch und die Frau hing reglos da, während weiter der zähe Schleim aus ihrem Mund quoll. Nach einer Weile ließ die Spinne von ihr ab. Als wäre noch Leben in dem zerschundenen Körper, durchliefen sie ab und an heftige Zuckungen, die ihr Fleisch zum Erzittern brachten. Katharina konnte den Blick von dem Schrecken nicht abwenden. Immer noch mit einem Ausdruck des Entsetzens versuchte sie den Gedanken beiseitezudrängen, dass ihr das gleiche widerfahren würde. Dass sie Ersticken musste, während sie von einem Tier zur Eiablage genutzt wurde. Tränen rannen aus ihren Augen. Das musste ein Alptraum sein! Erneut versuchte sie, sich aus den Fäden zu befreien, doch ihr ganzer Leib war zusammengeschnürt. Sie schluchzte laut. Wie zur Bestätigung ihrer Angst presste sich etwas Feuchtes auf ihren Hintern. Sie wollte schreien, doch es gelang ihr nicht. Dann zerschnitten die klauenhaften Beine der Spinne das Leder über ihrem Hintern und der Leib des Tieres drückte sich in sie. Krampfhaft wand sich Katharina in ihren Fesseln, druckte ihre Schließmuskeln zusammen, um das Eindringen aufzuhalten, doch schob sich der Schaft tief in ihren Darm. Katharina wurde schlecht. Immer noch musste sie in dieses entsetzliche Antlitz der Frau blicken und als sie die Augen schloss stiegen ihr die letzten Momente des Lebens der Geschändeten vor ihrem Geiste auf. Halt suchend begann das Tier, sich mit vorstoßenden Bewegungen in ihr zu regen und tiefer in sie einzudringen. Katharinas Mageninhalt quoll hervor, sie keuchte und hustete, doch wurde sie nur mehr durchgeschüttelt, während sie nicht verhindern konnte, dass die Erinnerung an den Doktor, der ihr mit ebensolchen Stößen solches Glück bereitet hatte, eine lustvolle Wärme in ihr aufsteigen ließ. Voll Ekel über sich warf sie den Kopf hin und her. Die Spinne hatte sie mittlerweile mit allen Beinen gepackt. Die Krallen ihrer Füße hielten Katharinas Kopf umklammerten, drückten gegen ihr Korsett und pressten sie weiter gegen den Hinterleib der Kreatur, wodurch sich Katharinas Hintern noch mehr weitere und eine Woge des Schmerzes sie durchfuhr. Katharina schrie auf. Der Schmerz hatte etwas unfassbar Erregendes. Sie dachte an all die Male, die der Doktor ihre Haut mit Blitzen liebkost hatte. Irgendwann hatte es ihr auch ohne die Droge gefallen. Bei den Gedanken an die Experimente erinnerte sie sich plötzlich an die Kraft, die sie bei ihren Orgasmen stets durchfahren hatte. Nach Alfreds Einwirken hatte sie diese nutzen können! Ihre Abscheu beiseiteschiebend drückte sich Katharina noch etwas mehr gegen die Spinne und stellte sich vor, wie der Doktor erneut das Holz in sie drückte. Der Schmerz ließ sie lustvoll aufstöhnen. Katharina bewegte sich immer schneller, während die Spinne sie kraftvoll umschlossen hielt und gegen sie drückte. Dann begann sich Katharinas Körper zu verkrampfen, ihr Stöhnen schwoll immer mehr an und unter einem plötzlichen Zucken des Leibs des Tieres kam sie. Wogen der Lust schüttelten ihren Körper und erneut spürte sie eine Kraft in sich aufsteigen. Mit einem Aufbäumen gelang es ihr, einige der Fäden zu zerreißen und sich aus dem Griff der Spinne zu befreien, während ein Schwall des von Eiern durchsetzten Sekrets gegen ihren Körper spritzte. Doch Katharina hatte keine Zeit, erleichtert darüber zu sein, dass sie der Befüllung mit diesem Zeug knapp entgangen war. Sie hörte bereits, wie sich die Spinnen ihr näherten. In einer kraftvollen Bewegung hatte sie den Rest der sie einhüllenden Spinnenweben zerrissen und drei Wurfmesser zwischen den Augen der auf sie eindringenden Tiere versenkt. Zuckend brachen sie zusammen. Katharina war selbst erstaunt über ihre Schnelligkeit, als der Sprung eines weiteren Tieres sie zu Boden warf. Noch im Fallen zog sie eine der sichelförmigen Klingen und schlitzte die Kreatur auf. Der Rest des Kampfes lief fast wie von selbst ab. Katharina duckte sich, warf ihre Messer und ließ die Dolchklingen aufblitzen, während sie zwischen den Tieren vorbeitänzelte. Irgendwann regte sich nichts mehr. Katharina kam nicht plötzlich wieder zu sich. Vielmehr war es ein langsames Entgleiten aus einem Traum, der mehr und mehr an Realität gewann. War es anfangs noch ein gedankenloses Dämmern, nahmen die Bilder des vorbeiziehenden Waldes zunehmend Gestalt an. Wo zuvor Erinnerungen aus einer besseren Zeit gleich Wirklichkeiten durch das Astwerk tanzten, nisteten sich Flecken grausamer Realität ein. Letztlich war Katharina klar, dass es nur noch ihr Wille war, der den Glauben, sich im bekannten Wald, der das heimatliche Kloster umgab, in unbeschwerter Kindheit zu bewegen, aufrechterhielt. Während die Schmerzen in ihr sie mehr und mehr in die so unerwünschte wie schreckliche Gewissheit reißen wollten, klammerte sie sich nur verzweifelter an die verblassenden Traumbilder, während ihr Körper wie mechanisch Schritt für Schritt in traumwandlerischer Sicherheit durch die Nacht tat. Selbst das Licht des Morgens konnte das Erwachen nicht gänzlich in ihr aufgehen lassen und so ging Katharina weiter, geistesabwesend und ohne Hunger an etwas des mitgenommenen Brotes kauend. Es kam Katharina kaum später vor, da senkte sich die Sonne wieder dem Horizont zu. Sie nahm es ausdruckslos hin. Während die Schatten länger wurden und letztlich die Welt in sich aufnahmen schritt Katharina weiter. Sie war nicht verwundert, dass sie sich dennoch zurechtfand, als völlige Dunkelheit eingesetzt hatte. In schwachen Graustufen zeichnete sich der Wald vor ihr ab. Teilnahmslos wankte sie weiter, irgendwann ließ sie sich einfach fallen. Sank an einem Baum am Wegesrand zusammen und gab sich dem schon so lange lockenden, traumlosen Schlaf hin.