Die Halle war von unzähligen Kerzen erleuchtet. Ruhig lag das dunkle Blut im Becken, gerahmt von dem Rondell hoher Buntglasfenster, die finsterste Bilder zeigten. Die in düster anmutenden Spitzbögen gezierte Decke trug blutrünstige Fresken. Hoch aufragende Säulen reihten sich Gerippen gleich an den Seitenschiffen und rahmten den weitläufigen von dunklen Ledermöbeln eingenommenen mit schwarzem Marmor gefliesten Boden dieser Kathedrale der Finsternis. Lilianna saß auf einem verzierten Canapé, eng an Sorin geschmiegt. Zutraulich hatte sich Katharina zu ihren Füßen eingerollt, der Lilianna liebevoll den Kopf kraulte. ,,Bitte lasst mich Eure Kraft spüren”, bettelte Svanja mit kraftvoller Stimme Corvin an, den treuen Leibwächter des Grafen, den sie so für seine Härte und Kraft liebte. Lilianna war unendlich glücklich, dass ihre Schwestern ihre Wahrheit angenommen hatten. Während Corvin der Bitte nur zu gern nachkam und einen spielerischen Ringkampf mit Svanja begann, wanderte Liliannas Blick zu Lucretia. Die mädchenhafte Dame hatte in Alin eine wunderbare Spielgefährtin gefunden. Es war fast, als hätten sich mütterliche Gefühle in Lucretia breitgemacht, vielleicht sah sie auch sich selbst in der zerbrechlich bleichen schwarzhaarigen jungen Frau. Sie ließ nicht zu, dass irgendjemand Alin anrührte. Ausgelassen spielten die beiden mit Holzpferden, die ihnen Sorin mit dem Geschick seines Alters geschnitzt hatte. Manchmal kuschelte sich Alin in Lucretias Armen zusammen, dann trank sie, unendlich liebevoll, von ihrem Hals, was die Schlafende, die sich so geborgen fühlen musste, hingebungsvoll geschehen ließ. Lucretia hatte sie zu einer unterwürfigen wie dankbaren Spielgefährtin und Blutsklavin gemacht. Sophja war in dieser Nacht wieder einmal im Turm verblieben. Sie genoss es zu sehr, von all den Männern benutzt zu werden. Doch Lilianna würde sie später zu sich holen lassen. Auch sie wollte wieder von Sophjas so süßer Lust kosten, wie sehr sie es liebte, sie und Katharina einander liebkosen zu lassen, um sie dann beide zu unterwerfen, während Sorin sie liebkoste. In tiefster Liebe stieg Freude in ihr auf, als sie daran dachte, wie gut Sorins Pläne in den letzten Wochen aufgegangen waren. Der König hatte sich schnell den rebellierenden Adligen, die sich Sorin unterworfen hatten, gebeugt. Neue Gesetze hatten das Land verändert. Der Adelsstand war durch eine von Sorin ausgehende Hierarchie abgelöst worden, in welcher nur solche Platz fanden, die sich einen Platz verdienten. Unabhängig von Geburt, unabhängig von Geschlecht. Die Versklavung der Anhänger des Lichtes hatte dem Land großen Reichtum beschert. Strukturen wurden geschaffen, die für alle die Basis schaffen sollten, in der Hierarchie aufzusteigen, wenn sie die Willenskraft dazu besaßen. Es gab sogar Priester der Dunkelheit, die den Leuten als konsultierbare Ratgeber dienten, um ihre Wahrheit zu erkennen. Kein ausbeuterischer, lügenverbreitender Priesterstand, sondern verdiente Mitglieder des Ordens des Fleisches, die ihre glühende Wahrheitsliebe an Suchende weitergeben wollten. Gewalt war etwas Alltägliches geworden, doch Morde eine Seltenheit. Keine Wut staute sich mehr lang genug auf, auch folgten keine bewaffneten Soldaten mehr ängstlichen Herrschern und töteten für deren Reichtum, noch versteckten sich zum Abschlachten Wehrloser bereite Räuber im Wald. Seit niemand mehr Verfolgung durch das Gesetz zu befürchten hatte, reichten den Menschen meist ihre Fäuste als Waffen, da die Verzweiflung zum Töten nicht groß genug wurde. Es hatte einigen Einfluss der Strigoi gebraucht, um die Menschen in diese Entwicklung zu treiben, doch Lilianna liebte es, durch diese neue Welt zu streifen und ihre Wahrheit aufzusaugen. Die Menschheit hatte ihre Würde wiedererlangt, seit jeder seine Wahrheit leben konnte. Mitleidig blickte Lilianna zu Fenja, die auf einem Pfahl gleich eines Dekorationsobjektes inmitten der Halle stand. Tief hatte man den Pfahl in ihre Scham geschoben und immer wieder bebte sie vor Lust, während ihr Blick sich ins Weiße verdrehte. Ihr Verstand war lange gebrochen und unverständlich brabbelte sie Gebete an das Licht vor sich hin. Eng waren eiserne Fesseln um ihre Beine geschlungen, die sie auf dem Pfahl stabilisierten. Dennoch war es wohl nur durch das kräftigende Vampirblut zu erklären, dass ihr als Nahrung verabreicht wurde, dass sie diese Position so lange unbeschadet einnehmen konnte. Ihre Zehenspitzen standen auf einem den Pfahl umgebenden Trittbrett, zu dem sich über Sprossen aufsteigen ließ. Oft ließen die Strigoi Fenja mal im Exerzierhof, mal im Gesindeflügel aufstellen, damit sie als Lustobjekt benutzt werden konnte. Unzählige stiegen dann die Sprossen hinauf, um sich an Fenjas Hintern zu befriedigen. Irgendwie glaubte Lilianna, dass auch Fenja zu ihrer Erfüllung gekommen war, wenn auch nicht zu einer so wahrhaftigen wie die anderen. Doch während Fenja auf diese Art genommen wurde und sich ihr selbstmitleidig flehender Blick Gebete rufend gen Himmel wandte war so viel Lust in ihrem Lamentieren, dass sie oft minutenlange Orgasmen schüttelten, oder Epiphanien wie Fenja es hätte bezeichnet haben wollen, schmunzelte Lilianna. Die Dunkelheit hatte die Herrschaft über das Königreich gewonnen und sie hatten ihr den Weg bereitet. Und wie ihre Saat in allen Herzen in Wahrhaftigkeit und Leidenschaft aufgegangen war! Und auch in ihrem Leib. Liebevoll strich Lilianna über ihren Bauch, der sich bereits leicht wölbte. Die Strigoi hatten es zunächst für unmöglich gehalten, doch Sorin war nicht überrascht. Es war wahrlich ein neues Zeitalter. Ein Zeitalter, in das sie nur zu gern neues Leben gebären würde. Erfüllt drückte Lilianna Sorin einen Kuss auf, der sie liebevoll in den Arm schloss. ,,Ich bekomme Hunger, Liebster”, säuselte sie, ,,lass uns den Dorfbewohnern einmal mehr zeigen, warum sie unserer Herrschaft folgen sollten”. Mit entblößten Fangzähnen lächelte Sorin ihr zustimmend zu.