Den Sommerurlaub verbrachten wir in Italien. Nur die engste Familie war dabei. Wanda kam ebenfalls wieder mit, diesmal mit Mann. Er ist wirklich so nett, wie es den Anschein hatte. Das hatten wir ja schon früher festgestellt. Zu unserer Bettgemeinschaft gehören die beiden jedoch nicht. Nie. Die zwei Läden von Kim wurden wegen Sommerferien geschlossen. Kim meinte um diese Zeit sei sowieso nicht los.
Onkel Franz wollte ebenfalls mit. Er sagte, er würde Arena dazu mitbringen. Wir waren schon etwas erstaunt, bis uns erklärt wurde, dass Arena ihm den Haushalt macht, dass er Arena gut leiden könne und Punkt. Er hätte sie schon mal in den Arm genommen, ein Küsschen gäbe es auch schon mal, sonst nichts. Sex sei nicht mehr so ganz seine Stärke und ungeschickte Versuche wollten weder er noch sie.
„Sie ist meine Haushälterin. Wenn sie einen liebenden Freund findet, hat sie meinen Segen. Du, Heinrich, du glaubst mir doch?“
„Ich, Franz, glaube dir“, lächelte Pop. „Schon wegen Kim, meiner Tochter. Es ist etwas Eigentümliches mit diesen Thaimädchen. In unserem Alter sind sie eine Augenweide und ein Seelentröster. Mehr brauchen wir alte Säcke nicht. Nun, ich habe Klara, du niemand mehr. Wenn Arena bei dir bleiben mag, dann ist es alleine euer Problem, auch was ihr miteinander treibt - oder nicht treibt.“
„Wenn Arena mich so gut hinbekommt, dass ... Heiraten werde ich sie nicht, das hab ich ihr klar gesagt. Wenn sie jedoch bei mir bleiben mag, werde ich mein Testament ändern. Paul bekommt dann nur noch die Ladenetage mit den drei zusätzlichen Räumen da unten. Er ist ja inzwischen kein Not leidender Neffe mehr. Die Räume im Keller behält er auch. So war es gedacht und versprochen. Für Arena werde ich als Altersversorgung die beiden Obergeschosse vorsehen. Die Mieteinnahmen müssten ihr reichen. Verkaufen darf sie allerdings nicht. Es ist unser Familienbesitz, der geht nach ihrem Tod zurück an Pauls Erben. Ich denke doch er wird welche haben“, erklärte uns Onkel Franz später.
Und so geschah es dann auch. Kim okkupierte prompt die zusätzlichen drei Zimmer. Arena arbeitete nun für beide, Kim und Onkel Franz. Sie ist tüchtig und lieb. Eigenschaften, die zu uns passen.
***
Wir hatten in Italien eine große alte Villa gemietet, eher ein kleines Schloss und das eigentlich nur aus purer Verzweiflung; Karen war ausgebucht. Ich hatte zu spät daran gedacht und Mom wollte nicht so weit fliegen. Noch nicht, sagte sie. Das ließ hoffen.
Die Villa lag in der Nähe von Neapel und war eigentlich viel zu groß für uns. Die Einrichtung sei etwas dürftig, meinte Lis, aber sonst, wenn ich zu viel Geld in der Kasse hätte, dann wäre es vielleicht ein Schnäppchen. Die Villa stand zum Verkauf für 550000 Mark. Ich sprach mit Pop. Er sagte, er wolle es sich überlegen, wir könnten am Abend darüber sprechen. Am Abend sagte er, ich soll es besser lassen. Das tat ich dann auch. Warum er allerdings so schräg lächelte, verstand ich nicht. Dachte er, ich wolle eine Räuberhöhle daraus machen?
Der Urlaub war fantastisch. Die Familie genoss jeden Tag. Mom war zwar wieder sehr gut auf der Reihe - Kim, Wanda und Arena trieben sie und Onkel Franz aber trotzdem zu Höchstleistungen an, im Pool und im Garten. Mom bekam Sportlermuskeln an den Beinen, Onkel Franz hatte Tage, an denen er den Rücken und die Arthritis nicht spürte. Nur Pop faulenzte. Von seiner Tochter Kim ließ er sich aber gerne einmal am Tag massieren. Arena tat dasselbe mit Onkel Franz. Wanda bei ihrem Dieter - sie scheinen arg verliebt. Das will nicht heißen, Lis und ich wären es nicht auch. Den Massageteil übernahm sie bei mir. Kim hat sie ausreichend geschult und Lis ist nicht ganz so brutal wie meine kleine Schwester - und sie tat es gerne.
Mom engagierte einen italienischen Koch und ein Stubenmädchen. „Wir haben Urlaub, die Mädchen haben genug zu tun, ich habe keine Lust, Lis und du müssen auch mal ausspannen“, war ihre etwas lahme Entschuldigung.
Ich konnte es natürlich nicht lassen, Lis und ich zogen los und fanden ein paar Opfer für meine Kamera. Erstens mussten die italienischen Schönen getestet werden und zweitens sagte Lis wohl zurecht, jeder Film, den ich jetzt mache, würde ihr auf der Hochzeitsreise fast einen zusätzlichen Tag schenken, was Mikel und den Verlag angeht.
Sie weiß schon was sie will - nach den Aufnahmen konnte sie mich auch am Abend trösten. Kim kam aber keinesfalls zu kurz. Ich wurde ihr, manchmal nach der Abendunterhaltung im Bett, im Nebenzimmer zugeteilt. Viel habe ich in dieser Beziehung nicht zu vermelden. Ich war der Pascha, meine Pflichten wurden vom Harem verteilt. So sehr schlecht, muss ich gestehen, fühlte ich mich aber nicht dabei. Als ich einmal, abends im Bett natürlich, mit meinen zwei darüber sprach, wurde ich belehrt, dass sie es inzwischen einfach gewohnt seien, ihren entsprechenden Gelüsten nachzugehen.
„Bisher kollidierten unsere Wünsche nicht“, erklärte mir Kim. „Sollte es vorkommen, hat Lis den Vortritt. Dass ich die Nummer Zwei bin, war von Anfang an klar.“
„Wenn du aber mal lieber mit Kim zusammen sein möchtest, dann sage es einfach und natürlich auch umgekehrt. Wir lieben uns so sehr, dass uns Sex zwar wichtig ist, aber nicht mehr im Vordergrund steht. Wobei mir einfällt, dass es nun schon ein Jahr her ist, seit du mit einer anderen Frau geschlafen hast. Kikki war wohl die Glückliche. Jemand anders gab es nicht, so gut kennen wir dich. Die letzte neue Errungenschaft war in der Karibik, Heidi Janssen, und das auf mein Zutun hin. Paul, du bist, glaube ich, schon erwachsen, du hast deine Hörner abgestoßen“, kam Lis angeschmust. Ich war verblüfft. Tatsächlich. Fremde Frauen hatten keinen Reiz mehr für mich, ich meine im Bett. Ich merkte das zum ersten Mal in den USA. War ich wirklich erwachsen geworden?
Doch ich schweife vom Thema ab. In der nahe gelegenen Stadt war es recht einfach nette Mädchen anzuquatschen und zu einem kleinen Shooting zu animieren. Das Anquatschen übernahm meist Lis oder Kim, nachdem ich es auch einmal versuchte und dafür eine Ohrfeige erntete, unter großem Gelächter meiner Frauen. Nun ja, die Ohrfeige tat eigentlich eher meinem Ego weh, war wohl auch nicht als Strafe gedacht. Die Lehre, die ich daraus zog, war einfach: Italienerinnen muss man sich sehr langsam nähern, sie haben wohl schlechte Erfahrungen mit den italienischen Männern.
Zu unserer nächsten Tour packte ich mir reichlich Visitenkarten in die Fototasche, dazu ein paar Sonderhefte der Fiesta. Gefiel mir eine junge Dame, stellte ich mich sehr höflich vor, als Paul Oktober, Fotograf und gab ihr meine Karte. Zeigte die Dame Interesse, stellte ich als nächstes Lis, als meine Verlobte und ebenso Kim, als meine Schwester vor, falls sie dabei war. Nun bat ich um ein kleines Gespräch, wenn ihre Zeit es zuließe. Dass dies keine sexistische Anmache war, musste die Dümmste merken und so war es auch.
Als Nächstes pries ich die Schönheit meines Opfers, dann bat ich darum sie fotografieren zu dürfen. Ich bekam nur wenige Körbe, mein Ego wuchs wieder. Verblüffenderweise gab es nie eine Absage, wenn ich erst mal Gelegenheit bekam, die Hefte der Fiesta zu zeigen. Wenn die Italienerinnen Vertrauen geschöpft hatten, dann gingen sie schnell voll aus sich heraus. Ich glaube, sie alle sind die geborenen Schauspielerinnen. Mit freiem Oberkörper zu agieren verstanden sie mit keckem Lächeln und viel Charme, weiter vorzudringen, hielt ich fürs Erste nicht nötig. Ein Röckchen wurde aber schon mal gelüpft.
Die Tage gingen so dahin. Der Koch verwöhnte uns. Pop hatte eines seiner alten Hobbys wieder entdeckt, er malte. Nicht mehr wie früher in Öl, er versuchte sich jetzt in Aquarell, auf großen Bögen. Die zarten Töne würde viel besser zu der Landschaft passen, erklärte er uns Kunstbanausen. Kim saß häufig bei ihm, sehr interessiert an der Technik. Es dauerte nicht lange, und sie begann ebenfalls zu malen. Unser kleiner Floh hatte schnell ihre eigene Technik heraus. Sie malte ihre Bilder erst auf ein halbes DIN-A4-Blatt. Ich besorgte ihr in einer kleinen Druckerei, Kartons in Postkartengröße. Das war genau das Richtige für sie; in Windeseile zauberte sie die schönsten Landschaften auf die Karten. Pop war erst ein wenig sauer, weil seine Bilder kaum mehr Beachtung fanden, bald erkannte er die Begabung von Kim und die beiden gingen gemeinsam auf Motivjagd.
Ich eile jetzt etwas voraus, gegen Ende der Ferien nahm Pop seine Tochter Kim, im Bus mit nach Neapel. Sie suchten und fanden einen Verlag, der bereit war einige Bilder von Kim als Postkarten zu drucken und auf eigenes Risiko zu verkaufen. Kim bekam reichlich Lire und später auch die Originale wieder zurück.
Dieses so liebenswerte kleine Persönchen ist in manchen Dingen eine knallharte Geschäftsfrau. In der Beziehung kann ihr Lis nicht das Wasser reichen. Lis scheint mir viel zu gutherzig.
***
Anfang der dritten Woche bekamen wir sehr überraschenden Besuch. Mikel und Jane, seine Frau, standen urplötzlich vor der Türe unseres Urlaubsdomizils in Italien. „Entschuldige Paul, dass wir dich in deinem Urlaub einfach so überfallen. Es ist aber leider dringend.“
Ich küsste Jane und drückte Mikel. „Kommt doch erst mal rein, so dringend kann es gar nicht sein, dass du nicht erst die ganze Familie begrüßen kannst. Ihr seid eine willkommene Abwechslung.“
Es gab ein großes Hallo bei allen. Neue Gesichter nach 14 Tagen Urlaub. Die Amtssprache wechselte auf Englisch. Mikel und Frau waren willkommen, Zimmer waren frei. Beim Cocktail ließ Mikel die Katze aus dem Sack. „Warum ich hier bin, Paul, habt ihr denn eure Hochzeitsreise schon gebucht?“
„Noch nicht, wir sind uns noch nicht einmal über die Route ganz einig. Das sollte in den nächsten Tagen besprochen werden. Warum?“
„Wärt ihr bereit die Reise um, sagen wir mal ... einen Monat zu verschieben? Wir würden auch ein Bonbon drauflegen.“
„Erst das Bonbon, dann den Grund“, wurde Lis hellhörig.
„Wir legen eine Kreuzfahrt dazu, die beste Kabine mit VIP-Service. Eine Woche. Wäre das Etwas das euch entgegen käme?“
„Ja, das würde meinem Hasen sicher gut gefallen“, stimmte ich zu. „Die Frage ist nur, ob uns der Grund zu dieser Großzügigkeit gefällt.“ Lis nickte jetzt nur zögerlich und sehr unsicher.
„Kurz und knapp: Der Verlag hat eine Anfrage bekommen. Ein ausländischer Verlag möchte Paul und einen Assistenten für 10 Tage anheuern. Du sollst zwei einheimische Fotografen in die Kunst deiner neuen Technik einweihen. Sie wollen alles stellen. Deine Bilder können wir dann veröffentlichen, exklusive. Der Verlag ist keine Konkurrenz von uns, wir liefern nicht in dieses Land - er nicht in unseres.“
Lis atmete sichtlich auf. „Das dürfte wohl kein Problem sein. Ich vermutete Schlimmeres. Wohin soll es gehen?“, wollte sie aber doch wissen.
„Nach Russland“, offenbarte uns Mikel.
„Russland?“, fragte ich nun doch etwas stark erschüttert.
„Ja, Russland. Aber keine Angst, es ist eine von ganz oben genehmigte Reise, mit allen Papieren. Du wirst einen VIP-Status bekommen, eine Reiseleiterin, die nicht vom Ausländeramt ist und - bestmögliche Quartiere. Einer der ganz Oberen hat festgestellt, dass dieses Magazin, von dem hier die Rede ist, eine sehr große Lücke in der Versorgung schließt. Es lenkt von vielen internen Querelen ab, es hat nur einen Nachteil - es ist sauschlecht!“ Er griff unter sein Hemd und zog ein dünnes Heft hervor.
Wir waren alle noch ein wenig geschockt. Ich griff nach dem Magazin, blätterte es durch. Es war ganz einfach rabenschlecht. Die Bilder erinnerten mich sehr an jene, die mir vor Jahren von Martin zugespielt wurden und, die der Auslöser waren, dass ich heute überhaupt derartige Fotos mache.
„Kann der Verlag garantieren, dass Paul heil, gesund und pünktlich wieder herauskommt? Seine Assistentin auch? Dass es keinerlei Verwicklungen geben wird?“, fragte Pop sehr skeptisch.
„Das können wir. Wir haben sogar den Segen des Auswärtigen Amtes. Es ist, ihr werdet lachen, als kultureller Beitrag höchster Priorität eingestuft. Der Auslöser war wohl der Playboy mit einem Beitrag über russische Frauen. Die Bilder dazu wurden heimlich gemacht. Der russische Minister für Kultur will nun, dass der etwas anrüchige Bericht, durch ein Sonderheft der Fiesta ergänzt und berichtigt wird. Du, Beatrix, bist ebenfalls gefordert, das steht ausdrücklich im Vertrag. Diese Fiesta wird natürlich auch auf Russisch erscheinen, die Übersetzung erfolgt jedoch von neutralen Exilrussen in London.“
Lis schnappte noch nach Luft dann nach dem Magazin. Sie blätterte darin, danach lachte sie. „Das kann doch nicht euer Ernst sein. Wer soll darauf schon auf solche Bilder abfahren. Paul hat vor Jahren, noch fast ein Kind, wie ich auch, schon bessere Bilder gemacht. Über genau solche Aufnahmen kam er überhaupt zu seinem Beruf. Er wollte es besser machen und das hat er doch ohne Zweifel.“ Sie gab Pop das Magazin, der gab es nach kurzem Durchblättern weiter. Es war der totale Lacher.
Selbst Mom sagte kichernd zu Mikel: „Ist sicher, dass es sich hier nicht um eine ironische Persiflage auf westliche Magazine handelt? So absolut grundschlecht kann doch ein Magazin gar nicht sein.“
„Das hat der Kulturminister wohl auch erkannt. Das Magazin erschien zuerst im Untergrund. Gemacht von Dilettanten für simple minded Boys in Russland. Da sie offensichtlich kein Vergleichsmaterial hatten, haben sie halt ihre eigene Fantasie walten lassen, und die ist, nun ja, eben auch simple minded (einfachen Gemüts).“
Es gab eine lange, teils heftige Diskussion. Am Schluss entschied Lis für mich: „Paul, ich sehe dir an, dass du schon Lust dazu hast. Wir zwei gehen danach auf Hochzeitsreise. Da Kim dich in dieser Zeit sicher lange vermissen wird, schlage ich vor, dass sie mitgeht. Ich will nur eines, bitte schlafe nicht mit einer Russin. Küssen, schmusen, ja. Da haben wir nichts dagegen, das ist ja ausführlich genug besprochen worden.“ Sie bezog wohl Kim mit ein. „Dann müssen wir nur noch über Geld reden. Das kostet! Mikel?“
„Ich kenne noch keine Russinnen. Auch wenn es mir vielleicht schwerfällt, dein Wunsch ist mir Befehl. Kim wird auf mich aufpassen.“
„Mikel. Preise!“, befahl Lis nochmals.
„Russland zahlt dem Team alles vor Ort. Auch Krimsekt und Kaviar. Beste verfügbare Unterkunft, die wohl manchmal, das muss ich dazu sagen, eher zwei Sterne Qualität haben wird. Dazu bekommt Paul ein Handgeld von 1000 Rubel und 1000 US$ in kleinen Scheinen, seine Assistentin die Hälfte davon. Ihr wird natürlich ebenfalls der VIP-Status gewährt und die gleiche Sicherheit garantiert. Eine gewisse Julia Tomarowa wird die Reiseleiterin. Die Dame ist zweiundzwanzig, sie spricht englisch und deutsch und ist ein hochwertiges Model, das schon im Ausland gearbeitet hat. Wir zahlen den Flug nach Moskau, 1. Klasse, wie gehabt, mit der BOAC. Dazu, das habe ich aus dem Verlag raus gequetscht, 80 für Paul und 10 für Kim, wenn ich es recht verstanden habe, dass sie mitkommt. Für Spesen legen wir noch mal 5 in Dollar, ebenfalls kleine Scheine, drauf. Ich denke, das müsste als Anreiz genügen. Unterkunft und Transport zahlen ja die Russen. Was meint ihr, Paul und Lis? Kim, du als seine potenzielle Assistentin?“
„Es genügt. Zusammen mit der Kreuzfahrt. Dazu allerdings muss meine Frau noch ein schickes Abendkleid für den Kapitänsempfang haben und ich einen Smoking. Geliefert an Bord, wir wollen so etwas nicht mitschleppen. Es kann auch geliehen sein“, forderte ich.
Lis grinste, wie Satansbraten halt eben so manchmal grinsen.
„Sucht euch ein Schiff aus, wo es das an Bord gibt, die Kosten tragen wir. Ihr werdet es nicht übertreiben.“
„Sicher nicht“, lachte Lis und küsste Mikel ganz herzlich. Kim war noch etwas von der Rolle. Russland mit mir alleine und dann gar noch so viel Geld. Da gab es abends im Bett noch viel dazu zu sagen. Vor allem über mein Verhalten den Russinnen gegenüber, wurde diskutiert, obwohl zum Schluss dabei nur raus kam, dass Kim und ich gemeinsam entscheiden sollen, falls es je Bedarf gab. Dass Kim womöglich Lust auf einen Russen haben könnte? Da kam nicht einmal der Verdacht auf. Kim, meine Adoptivschwester, ist kein Kind von Traurigkeit, aber fremde Männer? Sie sagt einmal selbst, sie würde, wenn es sich ergibt, schon gerne mal mit Männern, die sie mag, ganz hemmungslos Schmusen; bumsen aber nur im äußersten Notfall und nie zu ihrer Lust. Dafür sei alleine ich zuständig. Unter hemmungslos versteht sie allerdings, dem Mann, den sie mag, ganz liebevoll zu beblasen. So viel zu Kim. Ach ja, Mikel ist so ein Freund. Heute hatte er aber keine Chance - da musste im Gemeinschaftsbett, erst mal die Russlandreise besprochen werden. Dann war ja auch Jane seine Frau mit und hatte auf alle Fälle Vorrang.
***
Nach dem Italienurlaub gab es wieder reichlich Nachbarn, und auch Models im Studio, zu fotografieren. Ich wollte Mikel mit Bildern zupflastern. Lis wollte das auch, sie dachte dabei natürlich vordringlich an die Hochzeitsreise, weniger an das Geld, das hereinkam. Da durfte bei Mikel keinesfalls ein Leerlauf eintreten. Die Hochzeit ist für den kommenden Geburtstag von Lis geplant, Ende September, wie der verehrte Leser sich vielleicht noch erinnert.
Bei den Nachbarn traf ich immer öfters auf Henna Tätowierungen von Kim. Ihre prachtvollen Ornamente schmückten jetzt so manchen Rücken, obwohl Kim keinesfalls billig ist. Aber wie bei allem, kam es den Kundinnen hauptsächlich auf Qualität an, und da ist Kim unschlagbar.
Viele ihrer Kundinnen kamen erst über sie an unser Programm mit den Nachbarn. In ihrem kleinen Studio bei uns im Haus machte sie jeden Vormittag von 9 bis 11 Uhr, nur noch Henna-Arbeiten. Das große Studio bei Onkel Franz war längst um die drei freien Räume, die Onkel Franz mir überschrieb, erweitert. Inzwischen sorgten sich, neben Wanda ihrer Schwester, und Arena, noch fünf andere weibliche Wesen um ihre Kundschaft. Alles Thaimädchen. Wenn ich manchmal zur Mittagspause reinschaute, war da ein Gequassel, dass ich mich nach Bangkok versetzt fühlte. Kim, die Chefin, war nur selten dort. Wanda wurde Geschäftsführerin und hatte bald das einzige Sagen. Kim verdiente allerdings prächtig an ihrem Laden. In unserm Haus wurde die Arbeit allerdings auch nicht weniger.
Ach ja, drei Razzien gab es in dem Studio auch. Sie erfolgten aufgrund von Anzeigen, dass dort heimlich ein Bordell betrieben würde. Nach dem dritten Mal packte Pop der heilige Zorn. Er stellte Strafantrag gegen Unbekannt, wegen Verleumdung. Es kam heraus, dass einem ähnlich gelagerten Betrieb, dem die Kundinnen wegliefen, einfach weil er zu schlecht und unsauber arbeitete, irgendwie die Nerven durchgingen. Er wurde hart bestraft - dann war Ruhe.