Joon konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er Julias skeptischen Blick sah. Er hielt ihr den Helm hin und wartete geduldig auf ihre Reaktion.
»Wir fahren schon wieder Motorrad?«, erkundigte sich Julia bei Joon, als er ihr den Helm hinhielt und er konnte die Besorgnis in ihrer Stimme hören. »Können wir nicht laufen?«
Joon musste lachen. »Können wir schon. Aber dann sind wir wahrscheinlich nicht vor heute Nacht wieder zurück.«
Er beobachtete, wie Julia resigniert seufzte und den Helm entgegennahm. Ihre Vorsicht war verständlich, dachte er, besonders nach ihrer wilden Fahrt am Vortag. Doch er wusste auch, dass sie keine andere Wahl hatten. Zeit war kostbar, und das Motorrad war ihre schnellste Option.
»Na gut, du hast gewonnen«, gab Julia schneller nach, als er erwartete. »Aber versprich mir, dass wir diesmal nicht so rasen wie gestern.«
Joon spürte einen Anflug von Schuld. Er hatte sie gestern an ihre Grenzen gebracht. »Ich verspreche, so vorsichtig zu fahren, wie es die Situation erlaubt«, erwiderte er mit einem schiefen Grinsen, bemüht, seine eigene Anspannung zu verbergen. »Ich verspreche dir, ich werde so vorsichtig fahren, wie möglich.«
Julia rollte mit den Augen, während sie den Helm aufsetzte und die Schnalle um das Kinn schloss. »Warum habe ich das Gefühl, dass deine Definition von ‚vorsichtig‘ und meine nicht ganz übereinstimmen?«
Joon schwang sich auf das Motorrad und wartete, bis Julia hinter ihm Platz genommen hatte. »Vertrau mir einfach«, sagte er über seine Schulter. »Ich werde dich sicher ans Ziel bringen.«
Er schwang sich auf das Motorrad und wartete, bis Julia hinter ihm Platz genommen hatte. Als sie ihre Arme um seine Taille schlang, spürte er, wie sie tief durchatmete. Die Wärme ihres Körpers an seinem Rücken war seltsam beruhigend.
»Vertrau mir einfach«, sagte er über seine Schulter. »Ich werde dich sicher ans Ziel bringen.« Er meinte jedes Wort ernst. Ihre Sicherheit hatte für ihn oberste Priorität. »In Ordnung«, hörte er Julia murmeln.
»Ich vertraue dir.« Diese einfachen Worte trafen Joon tiefer, als er erwartet hatte. Vertrauen war in seinem Beruf eine Seltenheit, und er war sich der Verantwortung, die damit einherging, nur allzu bewusst.
Mit einem leisen Brummen erwachte der Motor zum Leben. Joon spürte, wie Julia sich fester an ihn klammerte, und er legte kurz seine Hand auf ihre, eine stumme Geste der Beruhigung. Dann lenkte er das Motorrad vorsichtig vom Hof der kleinen Hütte.
Während sie durch die karge Landschaft der Einöde fuhren, ließ Joon seine Gedanken schweifen. Er dachte an Julias verschwundenen Bruder, an Eclipse, an all die losen Enden, die es zu verknüpfen galt. Die Situation war kompliziert, gefährlich sogar, aber er war entschlossen, Antworten zu finden.
Er warf einen kurzen Blick über seine Schulter. Julia hatte ihre Augen geschlossen, ihr Gesicht an seinen Rücken gepresst. Joon fühlte einen Stich des Mitgefühls. Sie war in all das hineingeraten, ohne es zu wollen, und nun lag es an ihm, sie zu beschützen und ihr zu helfen. Und er musste eines zugeben: Es fühlte sich gut an, endlich wieder mit einem Menschen reden zu können. Klar, er hatte Min-seo, aber das war etwas anderes. Julia brauchte ihn.
»Du hast mir schon wieder nicht gesagt, wo wir hinfahren«, beschwerte Julia sich, als Joon sein Motorrad anhielt. »Wird das jetzt so bleiben?«
Joon grinste schief. »Du hast mich aber auch nicht gefragt«, entgegnete er, während er den Helm abnahm und seine Haare mit einer Hand glatt strich. »Außerdem dachte ich, dass es dir besser gefällt wenn es eine Überraschung ist.«
Er bemerkte, wie Julia mit den Augen rollte, und spürte einen Anflug von Belustigung. Ihre Ungeduld war irgendwie charmant, fand er. »Du bist ein Geheimniskrämer, weißt du das?«, hörte er sie sagen.
»Schuldig, im Sinne der Anklage.« Joon stieg vom Motorrad und hielt Julia seine Hand hin. »Ich wollte dir nur mal ein bisschen die Gegend zeigen«, meinte er dann. »Die Landschaft hier ist langweilig und nicht besonders abwechslungsreich. Aber es gibt auch schöne Ecken hier.«
Julia nahm seine Hand um mit seiner Hilfe von dem Motorrad zu steigen. »Du warst wohl schon oft hier, wie?«
»Hin und wieder«, antwortete Joon vage. »Es gibt weiter in die Einöde hinein gute Verstecke, die sich verschiedene Gangs ausgesucht haben. Von Kleinkriminellen bis zu den schweren Jungs.« Sein Blick verfinsterte sich.
»Hört sich nach Arbeit an«, murmelte Julia.
Joon nickte zustimmend. »Ist es. Aber es macht auch Spaß. Meistens jedenfalls.« Er ließ seinen Blick über die karge Landschaft schweifen, während er überlegte, wie viel er ihr erzählen konnte. Er wollte sie nicht in mehr Gefahr bringen, als sie jetzt ohnehin schon waren.
»Komm, lass uns ein Stück gehen«, schlug er vor und deutete auf einen schmalen Pfad, der sich zwischen den Felsen schlängelte und zu einem Wasserfall führte. Joon war sich sicher, dass ihr dieser Ort gefallen würde. Es war wie eine kleine Oase.
Sie gingen schweigend nebeneinander her, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Nach einigen Minuten blieb Joon plötzlich stehen und legte einen Finger an die Lippen. »Still«, flüsterte er ihr zu.
Julia warf ihm einen fragenden Blick zu.
»Siehst du das?« Er und deutete auf etwas am Boden vor ihnen. Dort, halb verborgen unter einem Felsvorsprung, lag ein schwarzer Rucksack. Er sah neu aus und schien fehl am Platz in dieser verlassenen Gegend.
»Das gehört nicht hierher«, murmelte Joon, während er sich dem Rucksack behutsam näherte. Mit äußerster Vorsicht öffnete er den Reißverschluss. Seine Augen weiteten sich, als er den Inhalt erblickte: Ein Laptop, Mobiltelefone und ein Stapel Dokumente mit einem Logo, das er sofort erkannte.
»Julia«, sagte er leise, »ich glaube, wir haben gerade etwas sehr Wichtiges gefunden. Das ist das Logo von Eclipse.«
Die bis jetzt friedliche Stimmung ihres Ausflugs war schlagartig verflogen. Joon wusste, dass dieser Fund ihre Situation drastisch veränderte. Sie mussten schnell handeln.
»Wir nehmen das mit«, entschied er. »Das sind wichtige Hinweise. Aber wir müssen vorsichtig sein. Wer auch immer das hier versteckt hat, kann jederzeit zurückkommen.« Er sah Julia an, Anspannung und Entschlossenheit in seinem Blick. »Bist du bereit für etwas Action?«