Evie
“Wie war eigentlich das Date mit dem Jungen?“, fragt Ana mich interessiert. Ihre Augen sprühen beinahe Funken vor Aufregung und Interesse.
Fast lasse ich meine Gabel auf den Porzellanteller fallen. Meine Schwester muss auch immer in den unpassendsten Momenten die unangenehmsten Fragen stellen.
Zwar war das Treffen mit Elijah wunderbar und er hat mir das Gefühl von Sicherheit gegeben, nachdem ich schon lange gesucht habe, aber trotzdem will ich meinen Eltern davon nichts erzählen. Ich bin mittlerweile schon so sehr zwischen den Welten, in denen ich lebe, zerrissen, dass es sich einfach nur gut angefühlt hat, endlich mal etwas Normalität zu erfahren. Jedenfalls ist ein Treffen in einem Café, das durch keinen Streit der Zirkel unterbrochen wird, meiner Ansicht nach mehr als normal.
Wer ist schließlich scharf darauf seinen Eltern von einem Jungen zu erzählen und sich, deren Fragen beugen zu müssen.
“Ganz gut“, antworte ich deshalb nur knapp und nehme meine Gabel wieder richtig in die Hand. Schließlich muss mir ja nicht jeder sofort ansehen, dass ich wenig Lust habe aus dem Nähkästchen zu plaudern. Alle Teile meiner Familie sind nämlich mehr als nur neugierig und lieben es mir Löcher in den Bauch zu fragen.
“Sag mal, wie heißt er eigentlich?“, fragt mein Vater nun ebenfalls interessiert weiter und faltet seine Zeitung zusammen, um mir seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Ich muss mich wirklich beherrschen, um die Augen nicht zu verdrehen, antworte dann aber doch, weil ich genau weiß, was passiert, wenn ich meinen Eltern keine Informationen gebe: “Er heißt Elijah und ist der Cousin von dem Mädchen, das Annabelle und mich letztens in die Bücherei begleitet hat.“ “Echt? Er ist mit Belle verwandt?“, die Augen meiner Schwester beginnen regelrecht zu leuchten. Ich hab wirklich keine Ahnung, was mit ihr los ist, aber irgendwie scheint die Schwarzhaarige sie gänzlich von sich überzeugt zu haben.
Nun hebt auch meine Mutter ihren Blick vom Teller: “Elijah?“ Der Name klingt auf ihren Lippen fast so geheimnisvoll wie ein Rätsel. Ihre Augen verengen sich langsam zu schlitzen und ich registriere wie sich ihre Finger fester um das Metall ihres Bestecks krampfen. Aus irgendeinem Grund wirkt sie plötzlich völlig verkrampft und steif.
“Ja, Elijah Gellar“, füge ich nun auch seinen Nachnamen hinzu, um ihre Reaktion sehen zu können.
“Hast du zufällig ein Bild von ihm?“, meine Mutter fragt unverblümt weiter und wirkt dabei fast analysierend. Unsicher zucke ich mit den Schultern: “Keine Ahnung, vielleicht sein Profilbild. Warum willst du das wissen?“ “Kannst du bitte nachsehen, ob du ein Bild hast?“, fragt sie beharrlich weiter. Am liebsten würde ich ‘nein‘ sagen und sie fragen, was eigentlich mit ihr los ist, doch irgendwie interessiert es mich auch, wie sie reagieren wird, wenn ich ihr tatsächlich ein Bild zeige.
Also ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und suche in meinem Messengerdienst nach dem Bild, welches sein Profil ausschmückt. Glücklicherweise finde ich es relativ zügig und stelle zu meiner Freude fest, dass er tatsächlich ein Bild von sich selbst ausgewählt hat. Mit einem Finger vergrößere ich es und drehe das Display so, dass meine Familie das Bild gut betrachten kann.
Mein Vater zwar wieder seiner Zeitung zugewannt, da ‘Mädchengespräche‘ wirklich nicht seins sind, aber meine Schwester stützt sich auf die Platte des Tisches und klettert beinahe hinauf, um ihre Nase fast direkt vor dem Display zu positionieren. “Der ist ja süß“, kommentiert sie.
Mom sitzt ihrerseits aber einfach nur still da und starrt wie gebannt auf das Bild des Jungen. Ihre Augen huschen über den Bildschirm und versuchen jedes Detail einzufangen: “Wie war sein Nachname noch gleich?“ “Gellar!“, antworte ich verwirrt.
“Warum? Was ist los?“, frage ich verwundert und lege den Kopf ein wenig schief. “Ach nichts“, versucht sie zwar abzulenken, doch ich bemerke ganz klar, dass sie feste auf die Tischplatte starrt und mit den Kiefern mahlt.
Zwar glaube ich es ihr nicht, sondern misstraue ihr in diesem Moment eher, doch was soll ich schon machen. Meine Mutter scheint mir nicht sagen zu wollen, was los ist, also habe ich nur eine andere Möglichkeit.
Es wirkt nämlich so, als würde sie ihn kennen, doch wenn ich aus ihr nichts herausbekomme, muss ich mich wohl an Elijah wenden und ihn vorsichtig ausfragen. Das momentane Verhalten meiner Mutter ist nämlich echt nicht mehr normal.
Sorry, dass ich in letzter Zeit nicht so viel geschrieben habe. Deshalb gibt es jetzt dieses neue Kapitel und ich werde von jetzt an auch mehr schreiben. Ich bin sowieso momentan motivierter, weil bald (in Kapitel 24 oder 25) das erste große Geheimnis aufgedeckt wird.