Prolog: Der finstere Zirkel
Unter sturmgebeugten Tannen auf einem dunklen Hügel erhebt sich das Heiligtum der Druiden im Herzen ihres Reiches. Heulend drückt der Wind das lange, dunkle Gras zur Erde, während die Stämme der Bäume knarzen und knarren, die Rinde dunkel und gesplittert.
In ihrem Schatten ragen weißliche Findlinge auf, wie Zähne, die ringförmig durch die Erde brechen. Regen perlt über den Stein, in tief gegrabenen Furchen voller Moos. Auf den beiden höchsten Findlingen liegt ein dritter Stein auf, sodass ein Tor entsteht. Zunächst scheint die Welt dahinter nicht anders als jene, die man am Tor vorbei sehen kann – doch es liegt ein Prickeln in der Luft, ein Flüstern wie von tausenden Toten, und die Schatten huschen anders in diesem Ausschnitt des Tores.
Dunkle Flecken zieren den Stein, rostigrot, als wären es die Splitter einer mächtigen Stahlwaffe. Wer genau hinsieht, erkennt alte Blutflecken.
Umkreist man das Tor, so bemerkt man, dass der Steinkreis leer erscheint, solange man ihn nicht von außen durch das Tor betrachtet. Dann zeigt sich dem Blick ein flacher Stein in der Mitte des Rings, mit einer Kuhle voller Schmutz und Resten von Kräutern, umgeben von geschwärzter Erde.
Welcher Zauber mag das sein, der sich hier erhebt? Ein düsterer Atem scheint über das Land zu streichen, eine zerfetzte Landschaft aus Schluchten und Hängen, dunkelgrünes Gras über weißen Kreideklippen. Verstreut erheben sich Bäume: Verkrüppelte Kiefern und ächzende Tannen, gebeugte Zedern und weinende Weiden. Astlose Stämme und niedriges Gesträuch drängen sich hier und da, Dornen ringeln sich über das Land.
Doch was ist das? Bewegte sich dort etwas? Mit den wechselnden Schatten der rasch dahinziehenden Wolken lässt sich schwer einschätzen, ob nur der Wind einige Äste schüttelte, oder ob sie sich mit eigenem Willen regten.
Womöglich ist dieses Land lange nicht so einsam und verlassen, wie es scheint …