Wie auch bei Hundewelpen gibt es bei der Wahl des richtigen Symbiwirten vieles, das beachtet werden muss: Charakter und Temperament spielen eine wichtige Rolle, aber auch das Alter und Umfeld des Symbiwirts. Und wie bei Hunden gibt es keine eindeutig beste Rasse, vielmehr muss man seinen Symbiwirten danach auswählen, was man sich von ihm erhofft.
Leider gibt es bei Symbiwirten keine Zuchtpapiere, die Auskunft über die Rasse geben, und Symbiwirte neigen dazu, sich teils sehr von den Fähigkeiten der Elternwesen zu unterscheiden, sodass bereits die Auswahl zu einem kreativen Glücksspiel wird.
Für gewöhnlich sollte man die Kreabiose mit einem möglichst jungen Symbiwirt eingehen. Diese sind empfänglicher für selbst schwache Signale, leichter zu beeinflussen und die noch jungen Gehirne besitzen noch keine fest verbundenen Synapsenstränge, sodass man das Denken und Empfinden des Symbiwirts leicht nach seinen Wünschen gestalten kann, indem man die richtigen Synapsen verbindet.
Zudem besitzen ausgewachsene Symbiwirte einige ausgeprägte Verteidigungsmechanismus, die "Vernunft", die "Arbeit" oder "Schule" (bei jüngeren Symbiwirten), und das "Erwachsensein", die kreatives Denken schwierig und die Umsetzung teils unmöglich macht.
So setzt die "Vernunft" während Tagträumen ein und lässt diese zerplatzen, das "Erwachsensein" verhindert aktives Ausdenken und Planen und "Arbeit" oder "Schule" sind ein symbiwirtgemachter äußerer Schutzmechanismus, bei dem sich die Symbiwirte in Gruppen versammeln und gegenseitig die anderen Verteidigungsmechanismen durch Verantwortung, Mobbing oder ähnliche Aktivitäten verstärken. Der Ruf zu diesen Versammlungen, meist "Arbeitszeit" oder "Schulzeit" genannt, reguliert zudem den Schlafrhythmus der Symbiwirte und schafft ein größeres Zeitfenster, in dem kreative Arbeit wie Tagträumen, Schreiben oder Malen unmöglich sind.
Diese Verteidigungsmechanismen entwickeln alle Symbiwirte ab einem gewissen Alter und nur wenige verzichten später auf die Teilnahme dieser Gruppenversammlungen. Es ist daher elementar, meine lieben Kreaichs, dass wir die Kreabiose bereits eingehen, bevor die Verteidigungsmechanismen wirksam werden. Wir werden immer noch hin und wieder mit Schwierigkeiten rechnen müssen, doch für gewöhnlich akzeptieren die Symbiwirte die Kreabiose als Teil ihrer selbst und beschützen den Symbisit wie sich selbst.
Bei jungen Symbiwirten ist es allerdings schwierig, das spätere Temperament abzuschätzen. Werden sie diszipliniert schreiben können oder muss man sie ständig dazu treiben? Behalten sie einen flexiblen Geist oder fallen sie in einschränkende Denkbahnen, die immer gleiche Werke produziert? Und dann können sich Symbiwirten als asexuell oder sexsüchtig, Fantasy- oder Slice-of-Life-Schreiber herausstellen, Vorlieben, die man sich als Symbisit vielleicht ganz anders vorgestellt hat!
Deshalb gibt es auch eine ganze Reihe Symbisiten, die sich ihre Symbiwirte unter ausgewachsenen Wesen suchen. Hier ist es wiederum ein Glücksspiel, dass man einen Symbiwirt findet, der den eigenen Anforderungen gerecht wird – findet man den feinfühligen Dichter, perversen Erotiker oder verrückten Neulandbesegeler, den man braucht?
Was sollte mein Symbiwirt können?
Während speziellere Fähigkeiten ganz dem Ermessen und Vorlieben des jeweiligen Symbisiten überlassen bleiben, gibt es ein paar Grundfähigkeiten, auf die man bei der Anschaffung des ersten Symbiwirts achten sollte.
Im Falle eines Autoren muss man beispielsweise beachten, dass sich nicht jedes Wesen zum Schreiberling eignet. Dafür braucht der Symbiwirt genug Intelligenz, um Grammatik und diverse technische Aspekte der Schriftstellerei zu erlernen, ein möglichst widerstandsfähiges Temperament, um anfordernde Schreibarbeit ohne Rückmeldung durchhalten zu können und die Fähigkeit, diszipliniert zu arbeiten – besonders letzteres muss man dem Symbiwirten natürlich erst einmal antrainieren, dazu komme ich später, aber eine gewisse Grunddisziplin ist schon vonnöten. Kolibris, diese ADHS-Vögel, sind zum Beispiel überwiegend ungeeignet.
Das Umfeld eines Symbiwirts muss ebenfalls beachtet werden: Symbiwirte, in deren sozialem Umfeld viel gelesen und geschrieben wird, neigen eher dazu, selbst zu schreiben. Zudem kann es von Vorteil sein, einen Symbiwirt aus einem glanzlosen Milieu zu wählen. Symbiwirte, die sich niemals über etwas Sorgen machen mussten, die in den Reihen ihrer jeweiligen Art einen fest etablierten Platz haben, haben auch ausgeprägtere Verteidigungsmechanismen und vor allem eine sehr starre Gehirnkonstruktion, die wenig Raum für Kreativität lässt. Schicksalsschläge jedweder Art sorgen jedoch für einen Effekt namens "Nachdenklichkeit", der statistisch gesehen zu Kreativität von höherer Qualität führt.
Zu guter Letzt sollte man bei seiner Wahl auf die motorischen Fähigkeiten und die Ausdruckskraft des Symbiwirts achten. Menschen sind hier nicht umsonst die beliebteste Wahl, trotz der ausgeprägten Schutzmechanismen, denn einem Wolf beizubringen, mit den Pfoten oder der Schnauze eine Tastatur zu bedienen, kann an die zwanzig Jahre dauern – zwanzig vergeudete Jahre!
Welche Zucht ist die richtige für mich?
Wenn ein Symbiwirt gefunden ist, der den Grundanforderungen entspricht, folgen nun genauere Überlegungen. Dazu muss man wissen, was man sich von der Kreabiose erhofft: Epische Fantasy-Reihen? Dann ist ein Symbiwirt mit hoher Lebenserwartung und Lust an Planung und Detailarbeit der richtige. Historik? Dann braucht man einen Symbiwirt, der gerne liest und recherchiert. Soll es Gesellschaftskritik sein? Dazu braucht man einen Symbiwirten mit guter Beobachtungsgabe und analytischen Fähigkeiten. Will man lieber einen Zeichner als einen Autoren? Dann sucht man sich einen Symbiwirten mit großer Vorstellungskraft, am besten sogar einen, der in Farbe träumen und sich an die Träume erinnern kann.
So geht es immer weiter. Überlege dir genau, welche Fähigkeiten der Symbiwirt mitbringen sollte. Dabei ist wichtig: Fantasie wird natürlich nicht gebraucht, diese Rolle füllt ja der Symbisit aus!
Ich habe einen doofen Symbiwirt – Was nun?
Es kommt leider nur allzu häufig vor, dass ein Symbisit, besonders ein unerfahrener, sich für einen unpassenden Symbiwirt entscheidet. Das ist sogar eher die Regel, nur selten findet man einen perfekten Symbiwirt. Doch umtauschen kann man auch nicht mehr. Soll man die Kreabiose umständlich lösen, oder ein Symbiwirten-Lebensalter verschwenden, am Ende sogar eine tödliche Kreationose riskieren?
Keinesfalls! Auch bei einer Kreabiose, die sich im Nachhinein als problematisch herausstellt, gibt es Lösungswege! Ein Symbiwirt kann (um-)erzogen werden, um den Ansprüchen des Symbisits zu entsprechen. Das ist zwar oft umständlich, aber eine deutlich bessere Alternative, als wertvolle Zeit mit Nichtstun zu verschwenden. Hierauf gehe ich im Kapitel „Erziehung“ näher ein.